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Guttmann Guttmann
und gesucht. Im Jahre 1837 erweckte
in der Kunstausstellung eine kunstvoll
gravirte BĂĽchse die Aufmerksamkeit des
Staatskanzlers FĂĽrsten Metternich.
Der Meister, der die BĂĽchse ausgestellt,
erklärte nun, daß der Lauf wohl sein
eigenes, die Gravirung desselben aber
ein Werk des jĂĽdischen Graveurs Jacob
Guttmann sei. Eine Audienz beim
FĂĽrsten hatte nun den Erfolg, daĂź G.
ein jährliches Stipendium von 200 st.
unter der Bedingung erhielt, daĂź er als
ordentlicher Zögling die Akademie der
bildenden KĂĽnste besuche. Schon im
2. Semester des ersten Jahres gewann
G. in zwei verschiedenen^ Abtheilungen
die Preise. Die gekrönten Arbeiten waren
ein „PrM dez NniZers Janpli I I ." , in
Wachs bosfirt, und ein „Metastagw", in
Stahlstich gearbeitet. Da er aber unter
diesen Kunststudien allen Erwerb aufzu-
geben genöthigt war, so lebte G. in
kümmerlichen Verhältnissen, welche zu
decken die 200 st. Stipendium nicht aus»
reichten. Aber Thatkraft und die Kunst
zu entbehren fĂĽhrten G. an's sehnlich
erstrebte Ziel. Nach dreijährigem Besuch
der Kunstakademie und anderthalbjäh»
rigem des kaiserlichen Antikencabinets,
etablirte er sich 1843 in Wien als Bild-
hauer. Eine 1844 vollendete Bronze-
ftatuette des Bankiers Freiherrn Salomon
Rothschild, die G. einem Porträte
nachgearbeitet, richtete Rothschild's
Aufmerksamkeit auf den jungen vielver-
sprechenden KĂĽnstler, der nun von seinem
Mäcen 1000 st. jährliches Stipendium
erhielt, um sich in seiner Kunst aus»
zubilden. G. reiste nach Italien und
arbeitete in Rom, wo er durch seine
Kunst bald hochstehende Freunde gewann.
Der österreichische Gesandte in Rom, Graf
Eßterhäzy, erwirkte dem Künstler 1330
die Möglichkeit, den h. Vater in einigen
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. VI. der von ihm ertheilten Audienzen nach-
zubilden. Die AusfĂĽhrung in Marmor
gelang G. vortrefflich. Nach Aussprachen
von Personen, welche den h. Vater von
Angesicht gesehen, ist Guttmann's
Büste das beste plastische Porträt des
h. Vaters. G. hielt sich noch einige Zeit
in Rom auf, dann aber abwechselnd
in Paris und London. Plötzlich um die
Mitte des Jahres 4837 verlautete es:
G. sei in Paris wahnsinnig geworden.
In der That bestätigte sich diese Nach-
richt, der alsbald die weitere folgte, daĂź
G. in's Bicetre gebracht worden sei.
Außer den genannten Arbeiten, nämlich
der Bronzestatuette des Freiherrn Anselm
Rothschild, und der MarmorbĂĽste
P ius IX., sind von ihm bekannt: Das
Grabdenkmal des Rabbi Aron Chorin,
mit dessen Porträt, auf Bestellung des
Arader israelitischen Iugendvereines; —
der „Nlumenspendrr", Statue in carrari-
schem Marmor; — die Büste eincr italie«
nischen Dichterin mit der Inschrift;
„Ramadan 1830«; — die Büste von
„M. G. Saphir" —und das Gyvs«
modell von „Adolph Bäuerle" (beide
1844), letzteres das einzige ähnliche Bild
dieses letzten Wieners, von dem viele
Porträte, aber nicht ein gelungenes, vor«
Handen sind. AuĂźerdem hat G. viele Por-
trätbüsten vollendet. Ueber die Ursache
seines plötzlich ausgebrochenen Wahn«
sinns — O. zählte damals 46 Jahre —
wie über seinen gegenwärtigen Zustand
ist nichts Näheres bekannt.
Wiener Kirchen-Zeitung, herausg. uon Sebastian
Brunn er 1836, Nr. 44. S. 348. — Wanderer
(Wiener polit. Blatt, Fol.) 1837. Nr. 157:
„Bildhauer Guttmann".— Rheinische Blätter
fĂĽr Unterhaltung und gemeinnĂĽtziges Wirken
(Mainz, 4«.) 1857, Nr. 255: „Papst Pius IX.
und der jüdische Bildhauer Guttmann". —
Reich (Ignaz), Loek-Ni. Ehrentempel ver-
dienter ungarischer Israeliten(Pestl) 1836, kl. 4«.)
S. 22. - Werth ei mrr (Joseph) Jahrbuch
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon