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Familie (s. d. Quellen), widmete
sich
dem
Studium der Rechte und trat in den
Staatsdienst. Erst 38 Jahre alt, war er
bereits Hofrath b'ei der obersten Justiz
stelle und nahm an den von Kaiser
Joseph I I . in's Leben gerufenen Justiz-
reformen wesentlichen Antheil. Kaiser
Franz I I . ernannte ihn 1792 zum
Vizepräsidenten des niederöfterreichischen
Appellationsgerichtes, 1793 zum obersten
Landrichter und Präsidenten des nieder-
österreichischen Landrechtes. 1797 wurde
er Vicepräsident der damals noch ver-
einigten Hofcommission in politischen
und Iustizgesetzstchen und 1809 Präsi-
dent, welche Stelle er bis an seinen Tod
bekleidete, der ihn im 80. Jahre dem
Staate entriĂź. FrĂĽher schon (1779)
wurde H. zugleich mit feinen drei BrĂĽdern
in den erblichen Ritterstand, er selbst
aber zur geheimen RathswĂĽrde erhoben
und mit dem Großkreuze des St. Ste«
phan» Ordens ausgezeichnet. Als Fach-
schriststeller leistete er folgende Arbeiten:
„Ueber die Garwr" (Wien 1776); — „Zw
Ztrlligi'Nhkuch tin MstgĂĽlizien" (1796),
welches Grundlage und Vorläufer des
Crimmalgesetzbuches der österreichischen
Staaten des Jahres 1303 wurde. Ferner
wurde unter seinem EinstuĂźe das allge.
meine bĂĽrgerliche Gesetzbuch fĂĽr 1811
vollendet, dieses Musterwerk juridischer
Weisheit, welches die spätere Zeit nicht
vervollkommnet hat; kurz vor seinem Tode
hat er ein neues Wechselrecht zur Geneh.
migung vorgelegt, welches jedoch erst
1818 — also nach seinem Tode — in
Rechtskraft getreten ist. — Auch ga5 er
mit Sonnenfels vereint viel frĂĽher
fchon heraus:
Mis« (^Vien. 1737, 4".).
Museum fĂĽr Gesehkunde und Rechtspflege in den
Oesterreichischen Staaten. Bd. H I , S. 312— 322. — Ersch und Grub er, Allgem. Ency-
klopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig,
40.) Section I I , Theil 1, S. 11. — Oesterreich.
National-Encyklopaoie, herausg. von Gräffer
und Czikann (Wien 1835, 8".) Bd. I I , S.
437. — Meyer (I.), Das große Conversationö-
Lexikon (Hildburghausen, Bidliogr. Institut,
gr. 8".) Bd. XIV, S. 504. — Die Familie der
Haan stammt ursprĂĽnglich aus dem ElsaĂź;
ein Michael H. hatte schon 1ö66 uon Kaiser
Max I I . einen adeligen Wappenbrief erhalten;
ein Mathias Wilhelm von H. ĂĽbersiedelte
1664 nach Wien und lebte daselbst als Arzt.
Sein Sohn Johann Georg trat in österrei'
chische Staatsdienste und wurde Hofrath der
obersten Iustizstelle. Dessen vier Söhne aus der
Ehe mit Fräulein von Kces: Mathias Wi l -
helm (s. d. Obigen), Leopold, Joseph und
Ignaz, erhielten 1779 die erbliche Ritter-
wĂĽrde. Leopold (geb. zu Wien 14. November
1742, gest. 2. März l828), auch im Staatsdienste
thätig, anfänglich (1777) Hofrath bei der sieben«
bĂĽrgischen, dann (1782) bei der vereinigten gali-
zischen und Cameral-Hofstelle, wurde 1796 tar'
frei in den Freihermstand erhoben. 1807 zog er
sich in den Ruhestand ZurĂĽck und erhielt noch
bei dieser Gelegenheit dat, GhrenbĂĽrgerrecht der
Stadt Wien. Aus dieser Familie scheint auch
der bereits erwähnte Major Gdmnnd Freiherr
von Haan (s. S. W) abzustammen. ^Ueber
Leopold vergl. die Oesterr. National-Eney-
klopädie, I I , 4!»8, und den „Neuen Nekrolog der
Deutschen" (Ilmenau, Voigt, kl. 8".) Jahrg. VI
(1828), Theil l, S. 1l>l, Nr. !l9. — Freiherm-
stands'Diplom vom 9. November 1796. Seit
seiner Erhebung in den Freiherrnstand fĂĽhrt er
folgendes Wappen. Ein blauer Schild; darin
steht auf einem silbernen schrägrechtö schweben-
den Pfeile ein goldener Hahn mit rothem Kamm
und Läppchen, in natürlicher Gestalt.'^
Hllltit, Wenzel (Schriftsteller,
geb. zu Gratz 30. April 176!!. gest.
wann?). Sein Vater Andreas Leo»
pold (siehe die Quellen) war Arzt.
Der Sohn studirte in Gratz. betrieb be-
sonders fleiĂźig Aesthetik und classische
Sprachen, erhielt die philosophische
DoctorswĂĽrde und wurde dann Professor
der Aesthetik und classischen Literatur an
der Lemberger Hochschule. Als 1807 die
Lemberger Hochschule zu einem Lyceum
herabgesetzt ward, kam H. in gleicher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon