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zerinm
sich dieser Wohlthat Jahr für Jahr
zu erfreuen haben. Armuth, Sittlichkeit,
katholische Religionund die Verpflichtung,
sich an Landleute aus Oesterreich ob der
Enns zu verehelichen, sind die Bedingun-
gen für die Bewerberinen. Im ähnlichen
Sinne errichtete sie eine Stiftung für
Niederösterreich, und übertrug das Ver-
leihungsußcht an den jeweiligen Prälaten
von Klosterneuburg. Zu diesen Stiftun-
gen wies sie
— nach Abzug bedeutender
Legate — weitere 60 Stück Bankactien
und 142.000 fi. in 3percentigen Metal»
liques an, und bat die nieder- und ober»
österreichische Regierung, dann die pfäl«
zische politische Behörde, für möglichst gute
Capitalisirung Sorge zu tragen, um aus
dem Ueberschuffe der Interessen immer
neue Stiftungen gründen zu können. Ihre
Diamanten hatte sie zum Schmucke für
die Krone einer Mutter Gottes auf eine
Fahne für die Mödlinger Kirche, welche
aus ihrem Nachlasse anzuschaffen war,
bestimmt. Für ihr Grabesdenkmal hatte sie
die Summe von 1000
st. angeordnet. Alle
diese Stiftungen gewinnen aber erst wahre
Bedeutung, wenn man etwas Näheres
über ihre Lebensweise erfährt. Sie wohnte
in Gaudenzdorf bei Wien, in einer ärm-
lichen Behausung, gönnte sich die Woche
über nur ein Pfund Fleisch, wärmte sich,
um Holz zu sparen, die Brühe am Talg-
lichte oder an einem Holzspan; lag in der
Nacht auf einem verfaulten Strohsacke,
und tagüber bewachte
sie, eine alte Degen-
klinge in der Hand. ihren Schatz, auf dem
sie saß. Die Polsterhülst ihres Schlaf-
seffels war mit den Werthpapieren, welche
ihre reiche Habe bildeten, ausgefüllt. Was
ihren Anzug betrifft, so erstickte
sie buch.
stablich unter Schmutz und Unrath. Eine
merkwürdige Vereinigung von Gegen-
sätzen, diese abnorme Lebensweise und die«
ses himmlische Herz, diese zu einem fast Grauen erregenden Grade gesteigerte Ab<
kargung und diese
sinnige Sorge jugendli-
ches Glück zu begründen! Sie starb im
Alter von 64 Jahren.
Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, gr.8".)
4846, S. tt79: „Zur Menschengeschichte unserer
Tage". — Wiener Courier (ein polit. Blatt)
4867, Nr. 276: „Die alte Degenklinge".
Haas von Märten!), Stephan
(Oberst und Ritter des Mar. Theresien-
Ordens, geb. zu Preßburg 1771, gest.
zu Topusko in Croatien 26. Septem-
ber 1833). Sohn des Huszaren-Rittmei-
sters Georg Stephan Haas v. M., trat
30. Jänner 1789 als Cadet in's Infan-
terie-Regiment Nr. 33, wurde baldFähn»
rich, im September 1793 Unter-, 1797
Oberlieutenant, am 1. Februar 1809
Hauptmann, 8. November 1813 Major
im Peterwardeiner Grenz-Regimente; im
Mai 1821 Oberstlieutenant im Brooder
Grenz«Regimente, aber noch im Novem»
ber desselben Jahres zum Infanterie-
Regimente Nr. 37 eingetheilt, und trat
am 1. Mai 1834 mit Oberstenscharakter
in den Ruhestand. Schon in Italien 1799
und 1803 machte er
sich
durch kluges und
herzhaftes Benehmen vor dem Feinde
bemerkbar. Im Jahre 1809 erwarb er
sich durch eine Reihe tapferer Thaten das
Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens.
Am 13. April, in der Schlacht beiSacile,
vereitelte er durch Klugheit und Tapfer«
keit eine feindliche Diversion; am 30. hielt
er mit seiner Division den stürmenden
Feind bei Foscarinetta so lange auf,
bis Oberst Volckmann Zeit gewann,
seine Truppen zu railliren und dem Feinde
entgegen zu führen. Im Mai vollführte er
in Tirol die Organisirung des Landstur-
mes, und übernahm die Vertheidigung
von Ampezzo; das Gefecht am Cal«
varienberge bei Klagenfurt am 6.
Juni hatte seine Entschlossenheit entschie«
den; als plötzlich eine starke Abtheilung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon