Page - 185 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Volume 6
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Haösburg — Ferdinand 185 Habsburg —Ferdinand
rückte bis vor Wien und belagerte den Kai
ser in der Hofburg; Ferdinand behielt
in diesem Ungewitter einen unerschütterli»
chen Muth im Vertrauen auf den Beistand
der Mutter Maria von Loretto, zu der er
einst gewallfahrtet. Die 16protestantischen
Barone drangen bis in des Kaisers Ge-
mach, Thonradl, Baron von Ever-
gassing, wagte es, des Kaisers Person
anzutasten, und die historisch gewordenen
Worte: „I'Oläina.näüls sud solid 2.3" zu
rufen, da rettete das Erscheinen der Küras«
siere von Dampiere (heut Küraffier-Regi-
ment Nr. 8, Prinz Karl von Preußen)
auf dem Burgplahe den Kaiser. Ferdi»
nand's Vertrauen auf den wunderbaren
Schutz von oben befestigte
stch
seit dieser
Zeit noch mehr. Als Thurn nun von
Wien abzog, und nach Böhmen eilte, be
gab sich Ferdinand nach Frankfurt
am Main, wo er am 28. August 1619 zum
deutschen Kaiser gewählt wurde. In Böh«
men, wo indessen ein allgemeiner Reichs-
tag zusammen berufen worden, auf wel<
chem auch die mährisch-schlesischen und
lausitzer Stande versammelt waren, wurde
aber Ferdinand's frühere Wahl zum
böhmischen Könige für ungiltig erklärt,
Friedri chV. von der Pfalz, am 27. Au-
gust 1619 zum Könige gewählt, und mit
vieler Pracht am 23. Oct. 1619 gekrönt.
Die Ungarn hatten sich
auch erhoben, und
den Fürsten von Siebenbürgen zu Hilft
gerufen. Nachd emFerdinand am 2.Nov.
zum deutschen Kaiser gekrönt worden, und
nach Oesterreich zurückkehrte, fand er
Wien belagert. Nur die Ungunst der Iah«
reszeit befreite Wien von ferneren Drang»
salen; daThurnnachBöhmen,V eth len
nach Ungarn zurückkehrte, wo letzterer
alsbald zum Könige ausgerufen wurde.
In Deutschland hatten sich indessen zwei
Parteien gebildet, die protestantischen
Fürsten, auf welche Friedrich von der Pfalz zählte, bildeten die Union; die
katholischen, die auf F e r k» i n a n d's Seite
traten, die Zigue. Der Zwiespalt in der
Union, indem Johann Georg I. von
Sachsen auf Ferdinand's Seite trat,
schwächte die protestantische Partei. Die
Schlachtam weißen Berge, am 8. No>
vember 1620, brachte die Entscheidung,
welcher die blutigen Tage in Prag,
Brunn und an anderen Orten folgten;
das Heer Friedrich's von der Pfalz
ward vernichtet. Die Siege Tilly's bei
Wimpfen über Friedrich von Baden,
am 8. Mai 1622, beiHöchst über Chri-
stian von Braunschweig, am 19. Juni
1622, und bei Lo 0, am 6. August 1623;
ferner W allenstein's über Ernst von
Man sfeld bei Dessau, am 23. April
1626; dann wieder Tilly's über Chri«
st i an IV. von Dänemark bei Lutter am
Barenberge, am 27. August 1626, und
Wallenstein's eigenthümliches Kriegs»
system forderten Ferdinand's Sache.
Den König von Dänemark zwang er zum
Frieden in Lübeck, am 12. Mai 1629,
wodurch Ferdinand zum Herrn der Lan-
der vom adriatischen Meere bis zur Ostsee
wurde. Früher noch, am 6. März 1629,
hatte er das RestitutionS-Edict er-
lassen, wonach AlleS wieder auf denselben
Fuß gebracht werden sollte, wie es vor dem
Passauervertrage, 1352, gewesen,
und durch das Ferdinand seinen bisheri«
gen Bundesgenossen Johann Georg
von Sachsen verlor. Um die letzte Hand
an diese Angelegenheiten zu legen, vor«
nämlich aber, um feinen Sohn Ferdi»
nand zum römischen Könige wählen zu
lassen, berief Ferdinand II. im Februar
1630 einen Churfürstentag nach Regens»
bürg, ohne jedoch seinen Zweck zu errei«
chen. Indessen hatte die protestantische
Partei an Gustav Adolph, König von
Schweden, einen neuen und mächtigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon