Page - 186 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Guadagni-Habsburg, Volume 6
Image of the Page - 186 -
Text of the Page - 186 -
Habsburg — Ferdinand 186 Habsburg — Ferdinand
Freund gewonnen. Dieser landete am
24. Juni 4630 mit einem auserlesenen
Heere an den Küsten Pommerns, und
das Kriegswehe begann von Neuem, mit
wechselndem Glücke der Streitenden.
Tilly hatte Magdeburg am 40. Mai
1631 erstürmt, Gustav Adolph die
Schlacht beiBreitenfeldnächst Leipzig
am 7. September 1631 gewonnen; der
König drang vor; bei Rain am 3ech
in Bayern, am 13. April 1632, stellte sich
ihm Til ly entgegen, um ihm den Ueber»
gang zu währen. Eine Falconetkugel zer-
schmetterte Tilly's rechten Oberschenkel,
am 30. April erlag er seiner Wunde. Die
Schweden besetzten München, Böhmen
war in den Händen der mit Gustav
Adolph verbündeten Sachsen, Rakotzy
bedrohte Ungarn, in Oberösterreich war
ein Aufstand ausgebrochen. In so miß»
licher Lage befand fich neuerdings Fer-
dinand. Nur einen Mann gab es, der
in solcher Noth retten konnte; es war
Wallenstein, dessen Name in der
Kriegswelt einen glänzenden Ruf besaß;
W. wurde nun mit unumschränkter Voll-
macht an die Spitze einer Armee ge-
stellt. Aber Wallenst ein entsprach den
gehegten Erwartungen nicht. In der
Schlacht bei Lühen, 6. November 1632,
standen
sich
Wallenstein und Gustav
Adolph gegenüber. Die Schweden ge»
wannen den Sieg, aber theuer erkauft
mit dem Leben ihres Königs. „Wie
gerne," rief Ferdinand, als man ihm
Gustav Adolph's Tod meldete, „hätte
ich ihm eine glückliche Heimkehr gegönnt,"
und von des Königs blutigem Koller
wendete er voll Wehmuth die Blicke ab.
Wallen stein zog
sich nach der Schlacht
von Lühen nach Böhmen zurück, und
machte sich durch sein ferneres Verhalten
so verdächtig, daß er (ob als gerechtes
Opfer seiner Schuld oder als jenes seiner zahlreichen ihn verdächtigenden Feinde,
ist noch nicht erwiesen) zu Eger am
28. Februar 1634 ermordet wurde. Der
Kaiser ernannte nun seinen Sohn Ferdi»
nand zum Generalissimus, unter welchem
die Dinge einen bessern Fortgang nah.
mm; denn Regensburg und Donau-
wörth wurden von der kais. Armee ge-
nommen, bei Nördlingen wurde am
7. September 1634 ein glänzender Sieg
erfochten, und der Churfürst von Sachsen,
der sich von den Schweden lossagte, schloß
nun einen Separatfrieden zu Prag am
30. Mai 1633, in welchem der Kaiser
die Ober- und Nieder-Lausitz erhielt. Die
siegreiche Armee rückte nun unaufgehalten
vor, überschritt die Grenzen Frankreichs,
besetzte Burgund und Champagne, und
nur die wenigen glücklichen Erfolge im
Norden Deutschlands, wo Banner die
Sachsen bei Dömitz 163ö, die kaiserlich-
sächsische Armee bei Wittstock 24. Sept.
1636 schlug, verhinderten das weitere Vor»
rücken in Frankreich. Ferdinand berief
aber noch einen Fürstmiag nach Regens-
bürg am 13. Sept. 1636, und dießmal
führte er seine Lieblingsidee, die Wahl
seines Sohnes zum römischen Könige,
durch. Sie erfolgte am 22. Dec. 1636.
Das war Ferdinand's II. letztes poli»
tischeS Geschäft. Das Ende des bei seinem
Regierungsantritte begonnenen Krieges
erlebte er nicht mehr, denn bald nach
seiner Rückkehr aus Regensburg starb er
in Wien im Alter von 39 Jahren und
im 28. Jahre seiner Regierung. Die
Geschichtschreiber bemerken in ihren Cha»
rakteristiken über ihn: Sein Festhalten an
der katholischen Religion bedingte seine
Politik, in welcher er großen Scharfblick
besaß. Ein fester unerschütterlicher Sinn,
Fassung und Standhaftigkeit im Unglücke,
hauptsächlich hervorgehend aus seiner
Frömmigkeit, waren ihm eigen. Auch die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon