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Hadskurg — 212 Habsburg —
Organisation durch (24. Dec. 1802). In
der Zwischenzeit war in Rußland Ale ran-
der I. dem Kaiser Paul I. gefolgt
(24, März 1801). Karl Emanuel
von Sardinien hatte zu Gunsten seines
Bruders Victor Emanuell. der Krone
entsagt (4. Juni 1802). In Paris wird
eine große Verschwörung wider den ersten
Consul entdeckt (13. Febr. 1804). Dieser
gut angelegte Plan, die Republik zu
sprengen, eine absolute Gewalt mit mili-
tärischer Dictatur unter dem Titel eines
Kaisers beider Gallien zu gründen, war
gelungen; am 18. Mai 1804 erschien
der Senats - Consult, die Kaiserwürde
betreffend, und am 2. December ließ
sich Napoleon von Pius VII. in
Notredame salben. Im Gegensatze zu
dieser ostentativen Procedur erklärt sich
Kaiser Franz am 11. August 1804
selbst zum Erbkaiser von Oesterreich
und am 8. December feierte ein einfacher
Gottesdienst zu St. Stephan und in allen
Hauptstädten der Monarchie den neuen
Titel. Im Mai des folgenden Jahres
besucht dcr Kaiser Böhmen zum zweiten
Male (das erste Mal im September 1804),
um der Theuerung abzuhelfen, die auf
dem Lande lastete. Die Vorgänge Frank-
reichs waren indessen nicht geeignet, auf
einen dauernden Frieden schließen zu lassen.
Oesterreich muß wieder rüsten, Erzherzog
Karl übernimmt nunmehr das Com-
mando in Italien (1. September 1808).
Bayern und Württemberg werden Frank»
reichs Alliirte (erste Probe der gepriese«
nen deutschen Einheit). In Deutschland
beginnt die Reihe rückgängiger Bewe-
gungen der Oefterreicher, der Angriff auf
Ulm findet Statt (14. October), welches
am 17. October capitulirt; die Ungarn
auf dem Landtage zu Preßburg bieten
ihr Blut dar: sanZuine^ pro xatre und
verwilligen große Beiträge zu den Kriegs- rüstungen. Die glänzenden Erfolge der
Franzosen im Landkriege werden durch
die Seeschlacht beiTrafalgar am 21.Octo>
ber, in welcher Nelson zwar fällt, aber
einen glänzenden Sieg erficht, zum Theile
paralysirt. Am 28. October erläßt Kaiser
Franz die herrliche Proclamation an
seine Völker, in welcher er sich an die
23 Millionen seiner Völker wendet, mit
den Worten: „Ich habe Rechte auf ihre
Liebe, denn ich will ihr Glück". Der ver»
hängnißvolle Winter 1803 beginnt. Die
Bayern dringen unter Deroy in Tirol
ein (3. November) und die Tiroler zeigen
ihren schon 1793, 1796, 1797, 1799
und 1800 erprobten Muth. Indessen
rücken die Feinde immer tiefer in's Herz
Oesterreichs. Der Kaiser, der bereits
Wien verlassen und sich nach Preßburg
begeben hatte, ging nun nach Brunn
(9. Nov.). Kufstein capitulirt (10. Nov.)
und in Wien rücken die Franzosen ein
(13. November). Am 29.' November
beginnen endlich die Friedensunterhand«
lungen, jedoch der Kampf setzt sich fort
und die Schlacht bei Austerlitz, welcher
die drei Kaiser Franz, Alexander
und Napoleon in Person beigewohnt,
wird
siegreich für Napoleon geschlagen.
Am 6. December erfolgt Waffenstillstand
zwischen Oesterreich und Frankreich, am
16. December wird der unglückliche Friede
zu Preß bürg geschloffen, der das längst
ausgebrannte Aschenhäuflein des deutschen
Reiches völlig auseinander bläst, Italien
und das wichtige Tirol abtritt, mit Dalma^
tien Ungarns verwundbare Ferse entblößt,
Oesterreichs Secundogenitur absichtlich
ganz vom Hauptkörper trennt und, wie
schon früher von Toscana nach Salzburg,
so jetzt nach Würzburg wirft, die Tertio-
genitur und den deutschen Orden zu ent-
schädigen verspricht, aber mit dem größten
Höhne weiter keiner ernsten Erwägung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon