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Hakskurg — Fran.z 218 Habsburg —
greffes waren für Oesterreich folgende:
Kaiser Franz erhielt von Italien Alles
wieder, was er durch die Friedensschlüsse
von Campoformio 1797, Luneville 1801,
Preßburg 1803, durch den Additional»
Vertrag von Fontainebleau 1807 und
dmch den Wiener Vertrag 1809 nach
einander abgetreten hatte, außerdem noch
die übrigen Staaten der ehemaligen
Republik Venedig zwischen dem Po und
dem adriatischen Meere, Brescia, Ber»
gamo, dann die, Tirols strategische Wich-
tigkeit vollendenden Landschaften Veltlin,
Chiavenna und Bormio. Der Kaiser
Franz hieß nun auch König von Illyrien
und des lombardisch'venetianlschen König«
reichs, die Secundogenitur kam nach
Toscana, die Tertiogenitur nach Modena
zurück. Die Flucht'Napoleon's von
Elba war für Oesterreich nur mehr ein
vorübergehendes Intermezzo, die Nieder-
lagen von Waterloo und Belle»Alliance
am 18. Mai 18l3, Napoleon durch
Blücher und Wel l ington beigebracht,
machtendem blutigen Kampfe zweier Jahr-
zehende für längere Zeit ein Ende. Am
10. Juli ergab sich der flüchtige Kaiser
den vor Rochefort kreuzenden Engländern.
Am 8. August führte ihn Admiral Cock»
burne weit hinaus in des Weltoceans
einsames Eiland St. Helena, welches er
am zweiten Jahrestage der Schlacht von
Leipzig, am 13. October 1813," betrat.
Europa und vor Allem Oesterreich genoß
den heißersehnten Frieden, nachdem es
zwei Decennien hindurch die Karte seiner
Länder je nach den Launen des franzö-
sischen Imperators hatte ändern muffen.
Dieser historischen Uebersicht lassen wir
einen übersichtlichen Blick auf die Ergeb'
nisse der politischen und militärischen Vei>
waltung unter Kaiser Franz folgen.
Bereits im Jahre 1792 wurde das
Grundbuchpatent fürOberösterreich, 1794 das Landtafelpatent für Böhmen kund«
gemacht. 1796 und 1797 erschienen in
dem damals erworbenen Westgalizien
das Strafgesetzbuch, die Gerichtsordnung,
das bürgerliche Gesetzbuch und die Wech-
selordnung , auch fand die Aufhebung
der bis dahin bestandenen Leibeigenschaft
Statt. 1803 wurde das neue allgemeine
Strafgesetzbuch in allen deutschen, pol»
Nischen. böhmischen und italienischen
Ländern eingeführt, und 1811 das in
der Geschichte der österreichischen Legis-
latur Epoche machende bürgerliche Gesetz»
buch kundgemacht. Unter den andern die
Verwaltung nur nebenbei berührenden
Reformen, die aber als Fortschritte der
allgemeinen Cultur Glanzpuncte in seiner
Regierungsepoche bilden, sind zu nennen:
die Errichtung einer Central«Studien-
Hofcommission, die Einrichtung der Prü'
fungscommifsäre an den Universitäten
und Lyceen in den k. k. Erbstaaten, die
Hofcommisfion in Wohlthätigkeitsange-
legenheiten, die am 1. November 1806
errichtete technische Lehranstalt in Prag,
die neue Anstalt zur Bildung von Wund-
ärzten daselbst, das theologische Central«
Seminar in Pefth, die medicinische Bit«
dungsanstalt in Klagenfurt, die land»
wirtschaftliche Schule in Wien und in
anderen Städten der Monarchie, ein
praktisch'ökonomisches Lehrinstitut zu Vö-
sendorf, mehrere Ober«Forstinspectorate,
das neu errichtete Ludoviceum in Ungarn,
die Erweiterung deö Theresianums, das
Krankenhaus in Neutitschein, die nautische
Schule in Zengg. Ferner stellte Kaiser
Franz die bischöflichen Semmarien her;
errichtete zu Wien ein höheres theologi«
schesBUdungsinstitut; gründete in vielen
Landstädten philosophische Lehranstalten
und andere Schulen; Ungarn erhielt das
National-Museum in Pesth. Mähren das
Franzens-Museum in Brunn, Böhmen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Guadagni-Habsburg, Volume 6
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Guadagni-Habsburg
- Volume
- 6
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 502
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon