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Haksburg — Maria Theresia 64 Habsburg — Maria Theresia
Staatsrathe mit seinem Plane gegen
die entgegengesetzten Ansichten der anderen
Minister Königs eck, Harrach, Uhle-
fo l d und Barten
st
ein durchzudringen.
Am 1. Mai -1736 schloß Fürst Star-
hemberg das Bündniß mit Frankreich,
welches wirklich auch bis zum Jahre 1792
dauerte, wofür aber die unglückliche
Mar ia Antoinette der zu hohe und
traurige Preis werden sollte. König Frie d-
rich hatte in der Zwischenzeit neue Ursache
zum Kampfe mit Oesterreich gefunden;
der Cabinetskanzlist Menzel am chur-
sachfischen Hofe setzte nämlich den König
von Zeit zu Zeit in Kenntniß von allen
Planen, die der wider ihn gerichtete Bund
der Höfe von Wien, St. Petersburg und
Dresden vorhatte. Dieser Verrath, der
übrigens jeder reellen Grundlage ent-
behrte, genügte dem Könige zum Anlasse,
mit seinem Heere in Sachsen einzubrechen
(29. August 1736). Dresden öffnete ihm
sofort die Thore, und Friedrich hatte
nichts Eiligeres zu thun, als der Archive
sich zu bemächtigen, in welchen er aber
nichts fand. Der König August hatte
sich mit seinem Heere im Lager bei Pirna
verschanzt. Friedrich schloß es ein
und drang zugleich in Böhmen ein,
wo zwei Heere unter Browne und
Piccolomini ihm entgegen rückten.
Am 1. October 1736 fand das Treffen
bei Lobositz Statt, in dem beide Theile
sich den Sieg zuschrieben. Die ferneren
Versuche Browne's, die Sachsen aus
ihrer bedenklichen Lage bei Pirna zu
befreien, scheiterten. Oesterreich beschloß
im weiteren Verlaufe des Feldzuges sich
defensiv zu verhalten, und so deu Rüstun-
gen der Bundesgenossen, welche Kaunitz
gegen Friedrich bewaffnet hatte, der
Franzosen, Russen. Schweden, Sachsen,
Bayern, Pfalzer, Württemberger und
der mächtigeren geistlichen Reichsfürsten Zeit zu lassen. Der König seinerseits
begann den Feldzug frühzeitig, um den
Kampf, wo möglich, mit Oesterreich
zunächst allein au szu fechten. Am 10. April
drang er in Böhmen ein, am 21. April
schlug der Prinz von Braunschweig-
Beve-rn bei Reichenberg das Chor
des Grafen von Kö n i g s e
ck; am 4. Mai
standen
sich
beide Heere unter den Mauern
Prags gegenüber; am 6. Mai 1737 fand
in welcher feindlicher Seits der 73jährige
Feldmarschall, Graf Schwerin, mit
der Fahne in der Hand den Heldentod
fand. Der Kampf war mörderisch;
österreichischerftits zählte man 19.000,
preußischer Seits 18.000 Todte und Ver«
wundere; der Sieg gehörte den Preußen,
welche überdieß 3000 Gefangene gemacht
und Prag, wo sich der auf den Tod ver«
wundere Browne befand, mit 40.000
Mann eingeschlossen hielten. Das östel>
reichische Heer war 'vernichtet und die
Lage Maria Theresia's eine trost-
lose. Daun befehligte noch ein Corps
von 24.000 Mann in Mähren, durch
Werbung und Recrutirung wurde in
vier Wochen ein neues Heer von 70.000
Mann ungeübter Truppen aufgestellt.
Die Preußen hielten Prag eingeschlossen,
bombardirten es und wollten es durch
Hunger zur Uebergabe zwingen. Daun
erhielt Befehl, es zu entsetzen. Am 18.
Juni 1737 fand dieser' in der Kriegs-
geschichte merkwürdige Tag Statt. Zwi-
schen Planian, Collin und Chotzemitz
erwartete der König den bevorstehenden
Angriff, der mit der gänzlichen Nieder.-
läge des preußischen Heeres endclc, das
an dich'm Tage 3000 Todte und 12.000
Gefangene und Ueberläufer verloren
hatte und mit welchem der bisherige
Wahn seiner Unüberwindlichkeit zerstört
wurde. Die Erfolge der Verbündeten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Habsburg-Hartlieb, Volume 7
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Habsburg-Hartlieb
- Volume
- 7
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1861
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 472
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon