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Habsburg — Maximilian 9 l Habsburg — Maximilian
gefangen; erst als Kaiser Friedrich mit
einem Neichsheere nahte und wider die
Aufrührer die Acht ausgesprochen wurde,
gaben sie Maximi l ian frei. Um aber
die Niederlande gegen Frankreichs Ränke
zu schützen, schloß Max einen Bund mit
England, deffen König Richard I I I .
Maximil ian's Oheim war, denn
Margaretha von Uork, die Witwe
Karl'S deS Kühnen von Burgund, der
Maximil ian's Schwiegervater war,
war Richard's Schwester. Diese Allianz
mit England festigte sich aber erst mit
der Zeit, und zwar kam erst 1302 die
große Ligue Maximil ian's mit dem
mittlerweile König gewordenen He in-
rich VII. von England zu Stande, wel-
chen Bund auch Heinrich VIII. am
20. August 1309 feierlich bestätigte. Ein
zweiter Schritt, den M a r i m i l i a n unter-
nehmen wollte, gleichfalls in der Absicht,
um dem ränkevollen Frankreich die Spitze
zu bieten, war die bereits beschlossene Hei»
rath mit Anna, Erbtochter Franz H.
von Bretagne. Wie Kar l VIII. dieses
Vorhaben durch einen Streich französi-
scher Galanterie, die, wenn's nöthig ist,
auch einen Raubzug um eine Braut ver«
anstaltet, zu vereiteln gewußt, wurde
bereits in der Lebensskizze Anna's von
Bretagne Md. VI, Nr. 23^ ausführlicher
berichtet. Ebenso wurde in der Lebens-
skizze Margaretha's ss. d. Nr. 189^
erzählt, in wie beispiellos erniedrigender
Weise derselbe Kar l seine verlobte, in
Frankreich zur Erziehung lebende Braut,
Erzherzogin Margaretha, Maxim i»
lian's Tochter, ihrem Vater zurück«
geschickt hat. Während so die Verhält-
nisse mit dem Westen in nicht zu freund»
licher Weise sich gestaltet hatten, hatte
auch im Süden die Republik Venedig,
welcher die Nachbarschaft Oesterreichs,
das bereits Triest, Tirol und Görz besaß, unbequem war, Ränke gesponnen. Be«
kannt ist die Antwort deS Rathes der
Zehn. die er den Empörern in Belgien
gab, als diese wegen Maximil ian's
Haft bei Venedig sich anfragten, und
welche lautete: „Homo morto uon 5a xiü,
Fusrrg.". Daß Max gegen einen Staat,
der den Meuchelmord zu seinen Regie»
run'gsprincipien öffentlich proclamirte,
einen unüberwindlichen Abscheu sein gan«
zes Leben hindurch trug, ist bei der ritter«
lichen Offenheit des großen Kaisers leicht
erklärt. Von Tirol aus, wo damals
Sigmund herrschte, lernten die Vene«
tianer Dolche die Ueberlegenheit deutscher
Schwerter kennen. Bei Calliano war eS,
wo Friedrich Kappler, ein Nachkomme
jenes Berthold Kappler, der in der
Schlacht bei Laa wider O t tocar
(26. August 1278) Rudolphen von
Habsburg gerettet, mit hocherhobenem
tirolischen Banner die Trienter zum
Kampfe gegen die Venetianer führte, und
die Reiterhaufen des Adels, unter welchen
sich die And lau, Freund sberg,
Freyberg, Knörringen, siechten«
stein, Pfyrdt, Reuttner, Rech.
berg, Truchseß, Welsberg. Wol«
kenstein befanden, den glänzenden Sieg
über die Venetianer entschieden haben
(10. August 1487), welchem (am 14. No«
vember) der Friede mit Venedig folgte.
Sigmund übrigens, mit dessen Regi»
ment die Tiroler Stände wenig zufrieden
waren, legte alsbald seine Regierung
nieder und trat sie (16. März 1490) an
Maximil ian ab. Die Verhältnisse mit
Ungarn gewannen auch eine bessere
Gestalt. König Mathias Hunyady
war in Wien gestorben. Maximil ian
kam mit vielem Volke aus Schwaben
gegen Melk heran; die Bürger WienS,
des Jochs der Ungarn müde, bemächtig«
ten sich der Thore, und am 22. August
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Habsburg-Hartlieb, Volume 7
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Habsburg-Hartlieb
- Volume
- 7
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1861
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 472
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon