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ßaspinger 34 Haspinger
ruhte auf dem Schilde ein rechtsgestellter ge-
krönter Helm, aus dessen Krone drei Strauß«
federn, und zwar die rechte golden, die mittlere
roth, die linke silbern, die mittlere mit dem
Gipfel vorwärts, die beiden äußeren mit dem«
selben auswärts geneigt, sich
erheben.
ßaspinger, Joachim, genannt der
Rothbart (berühmter Landesvertheidiger
Tirols, geb. zu St. Martin im Gsieß
im Pusterthale 28. October 1776, gest.
zu Salzburg am 12. Jänner 1888).
In der Taufe erhielt er den Namen
Simon. Seine Eltern, ehrbare Land
leute, besaßen das Sperckergut. Simon,
in seinen Iünglingsjahren zum Priester-
stande bestimmt, begann im 17. Lebens»
jähre die Studien zu Bozm in Tirol.
Als Ende 1796 Südtirol Schauplatz
des Krieges wurde, folgte der zwaw
zigjährige Studirende Haspinger so-
gleich dem Rufe des Vaterlandes, dem von
Kaiser Maximilian I. im Jahre 1311
gegründeten Landlibell oder Aufgebote;
er trat bei einer Pusterthaler Compagnie
im nahm Ampezzothale ein. Bei
einer Streifpatrouille nahm Haspinger
einen recognoscirenden französischen
Stabsofficier mit eigener Hand gefangen
und erhielt durch den k. k. General Fürst
Reuß, der daselbst befehligte, die silberne
ständische Tapferkeitsmedaille am weiß-
roth-grünen Bande, nebst 12 Stück Duca«
ten. Nach dreimonatlicher Dienstzeit wurde
die Compagnie abgelöst und kehrte wieder
heim. Kaum hatte er seine Studien
wieder begonnen, als ihn ein neues Auf-
gebot nochmals unter die Waffen rief
(24. März 1797). Unter den Helden von
Spinges, die am 2. April das Vater-
land retteten, fo cht
auch Haspinger.
Bald darauf erfolgten die Friedenspräli-
minarien zu Leoben. Als im Jahre 1799
Tirol neue Gefahr drohte, schloß sich H.
einer Schützencompagnie im Vintschgau
an', und am 4. April im Taufersthale bei St. Maria im Engadin erstieg H. zuerst
die dort befindliche Schanze und machte
im Handgemenge Gefangene. Nach been-
deten Kämpfen kehrte H. zu seinen Stu-
dien zurück, studirte 1799 bis 1801 zu
Innsbruck die Philosophie und trat am
4. November 1802 zu Eppan nächst
Bozen in den Kapuziner«Orden, wo er
den Klosternamen Joachim erhielt. Am
22. October 1804 wanderte er zur
Fortsetzung seiner theologischen Studien
durch das Paffeyerthal nach Sterzing und
lernte im Wirthshause zum Sand den
edlen Andreas Hofer kennen. Nach voll-
endeten theologischen Studien ertheilte
ihm der Bischof von Chur am 1. Sep-
tember 1803 die Priesterweihe zu Meran.
H. wurde in das Kapuzinerkloster nach
Schlanders versetzt, mußte aber schon
in dem darauf folgenden MonateOctober
dem von der Landesverteidigung an ihn
ergangenem Rufe folgen und zum vierten
Male in's Feld ziehen. Er trat zwar als
Feldpater ein, erhielt aber bald nach sei-
ner Aufstellung in Südtirol das Com-
mando über die Schützen in der Valsu<
gana und hob beim Rückzüge einige
feindliche Patrouillen auf. Der Friedens«
schluß zu Preßburg am 2. December 1803
riß das mit dem Hause Habsburg seit
442 Jahren verbundene Tirol von Oester-
reich los, und es kam zu Bayern. Sehn-
uchtsvoll blickte der Tiroler nach einer
günstigen Gelegenheit, diese ihm aufge»
drungenen Bande wieder abzuschütteln.
Der Wiederausbrucb des Krieges im
Jahre 1809 gab die erwünschte Gelegen»
heit. Nun erhob
sich Tirol wie Ein Mann,
in wenigen Tagen war Oesterreichs
Banner, der Doppelaar, aufgepflanzt.
Haspinger zog von Klausen, wo er
die letztere Zeit im Kapuzinerkloster war,
mit drei Compagnien jener Gegend nach
Südtirol zum fünften Male ins Feld.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon