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Baspinger Haspinger
„Contingent der Kapuziner", dessen Autor
Flir ist j^. Bemerkenswerth ist es wohl, daß
Werke wie C'rsch und Gruber's „Encyklopä«
die", das Brockhaus'fche. Wigand'fche
„Conuersations-Ierikon" und die ^ouveiisV
sraxdis K^n^i-ais, pul?!. 8ous Itl äireotiou äs
ZI. is Dr. Haelsr einen Namen wie jenen
Haspinger's nicht enthalten.
I.!)) Ueber Haspinger'g Familie. Haspinger
war der älteste Sohn seiner Eltern. Sein Vater
hieß I ohannS imon und seine Mutter war
eine geb orne Ursula Todtenmoser. I o a-.
chim's Geschwister waren: Jacob (geb.
7. Juli 1778. gest. 3. Jänner 1844), dessenSohn.
Gabriel , uun Eigenthümer der kleinen vom
Großvater auf den Vater übergegangenen Lie«
genschaft ist; Maria(geb. 21.November 1781.
gest. 4. April 1842); Andreas (geb. 31. August
1783. als Kind gestorben); Anna (geb. 20.
April 1787), welche nach St. Magdalena den
Bauer Ste inme ier heirathrte und das Un«
glück hatte, im Jahre 1818 durch einen Vaum
erschlagen zu werden; Magdalena (geb.
13. Juli 1794). welche sich zum ersten Male
mit dem Schullehrer Le i t l zu Wolfpassing
in Niederöstcrreich. zum andern Male mit dem
Weinbauer Iätschka allda verehlichte. Als
Haspinger starb, lebte diese Schwester noch
und war Erbin seines unbedeutenden Vermö-
gens. sVergl.: Innsbrucker Tag-Blat t
1833, Nr. 203.^
I. o) Haspinger's Charakteristik. Bezeichnend
ist die Charakteristik, welche Staf f ler von
Haspinger entwirft -. „Der Kapuziner Ioa--
chim Haspinger ist eine originelle Erschei»
nung im tirolischen Insurrections-Kriege. Hat
auch eine allgemeine Begeisterung für die Sache
des Landes und des Kaisers die Volksbewegung
geleitet, so steigerte sich diese bei H aspi na er
bis zur kühnsten Schwärmerei. Alle seine
Ideen und Pläne, alle seine Reden und Hand«
lungen concentrirten sich in diesem einen Brenn-
puncte so sir und schroff, daß er in eine ruhige
Vergleichung des Erreichbaren mit dem Wün-
schenswerthen nie einging, daß er keine Gefahr
für abschreckend und kein Hinderniß für unüber-
windlich ansah, daher selbst den Gedanken an
die Möglichkeit des Gegentheiles aus dem
Kreise seiner Ueberlegung ausschloß. Dabei
war er vom feurigsten Temperamente, muthig
und keck bis zur Verwegenheit. Fast immer sah
man ihn in den vordersten Reihen. Wich Einer
oder der Andere vor dem grausen Kugelregen
zurück, so verwies er dieß fast immer mit heftig
zürnenden Worten, selten beruhigend. Einem jungen Burschen, der zaghaft meinte, daß er da
seines Lebens nicht sicher sei. sagte er in festem
Tone der Zuversicht: „Es geschieht dir nichts;
— sieh dort jenen Officier zu Pferde, ziele
gut." Der Knabe schoß und der Ofsicier fiel.
Haspinger deutete auf einen zweiten,
und auch dieser siel. — Als einmal (es
geschah in der Nähe des Sarntheinhofeb
am Verge Isel) ein feindlicher Soldat ihn
mit drm Bajonnet »niederzustechen drohte,
legte schnell ein Schütze auf seiner (Haspin-
ger's) Schulter an und todtete, den gefährlichen
Gegner; dabei verbrannte dem Pater zur Hälfte
der Bart. Seit jener Zeit — so sagte er selbst
öfters — war ihm jede Gefahr gleichMig und
hätte er auch vor einer geladenen Kanone gc«
standen. Diese Nuhe, diese Sicherheit mitten
im Kampfe, seine populäre Beredsamkeit und
der Nimbus, der in den Augen des Volkes das
Mönchthum umgab (denn sehr klug. hatte er
während des Krieges daß Mönchstteid nie abae«
legt), verlich ihm das Ansehen und die Macht
eines höheren Wesens — wirkten za.ubecartig
auf feinr Leute. Auch seinen Feinden war er
bedeutender als irgend ein Insurgentenführer;
sie schienen ihn wirklich mehr als andere zu
fürchten. Als Haspinger in Golling lag.
ritt er Frühmorgens nach dem Schlosse, las dort
die Messe und nahm ein Frühstück. Während«
dem wurde unten schon attaquirt. Er ritt den
Brrg herab; die Baiern sahen ihn und zogen
sich schnell zurück (Zeugniß seines Reitknechtes).
Allerdings steht Haspinger unter den hw
uorragendsten Männern jener Tage, und sein
Name bleibt unzertrennlich von der tirolischen
Insmrectionsgeschichte, wie der Name Sp eck»
bacher; allein rühmlicher würde er in der-
selben aufgezeichnet stehen, hätte er seine unbe-
sonnenen abenteuerlichen Pläne nicht so harb
nackig verfolgt, wäre er nicht taub geblieben
gegen wohlbedachte und gründliche Vorstellun-
gen, und unduldsam gegen alle jem, die seinen
firen Ideen nicht huldigten. Sein schwärme»
risches Feuer verglomm auch nach Jahren noch
nicht. So gcrieth der alte kriegerische Mönch
immer in eine heftige Aufwallung, wenn er auf
die Tiroler.Affairen des Jahres 1809 zu spre-
chen kam. So donnert es (damals lebte H.
noch) bei ihm noch immer von innen, wie im
Berge Aetna, wmn auch den Scheitel Schnee
bedeckt."
II. Haspinaer's sünfMährige Zubelscier seines
priesterstandes. Salzburger Iandeszei«
tu na l833. Nr. 206—2W: „Die fünfzigjäh-
rige Jubelfeier H.'s". sDieselbe fand am
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon