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Zaulik. 70 HauM
in Pesth mit der Coordinirung der syste-
matischen Operate betraut war. H. hatte
bisher im Kirchlichen und Politischen einen
seltenen Tact und Geschäftskenntniß be»
urkundet, dieFolge davon war 1830 seine
Ernennung zum ungarischen Statthat«
tereirath und Titularbischof, 1831 zum
Hofrath und Neferendar bei der kön. un.
garischen Hofkanzlei. 1832 erfolgte seine
Erhebung zum Großpropst von Agram
und 8. Mai 1837 jene zum Bischof
daselbst, welche am 22.October d.I. von
jener zum wirklichen geheimen Rathe be-
gleitet war. Am 10. December d. I . er»
hielt er die Bischofsweihe und am 7. Jän-
ner 1838 die bischöfliche Installation in
Agram. Im genannten Jahre zum erstm
und 1843 zum andern Male wurde ihm
die Stelle des Banal-Locumtenens über«
tragen; früher noch, 1843, wurde er mit
dem Prädicate von Varallya geadelt
und durch die Gnade des Kaisers diese
Auszeichnung auch seinem Bruder Eme»
rich und dem Sohne seines zweiten Bru-
ders Caspar Georg verliehen. 1849
zeichnete der Monarch den hochverdienten
Prälaten durch das Commandeurkreuz
des St. Stephan-Ordens aus. Als am
12. August 4830 über Verwendung des
Banus Iella6i6 das Bisthum Agram
zum Erzbisthum und zur croatisch»slavo-
nischen Metropolie erhoben wurde,
worüber am 11. December 1832 die
papstliche Bulle erfolgte, verlieh eine
zweite vom 26. März 1833 H. als erstem
Erzbischofe Agrams das Pallium und
fand die Inthronisation in glänzendster
Weise statt. Indem im Jahre 1836 der
Monarch H. das Großkreuz des Leopold-
Ordens verlieh, schlug er ihn auch dem
heil. Vater zum Kron»Cardmal ^) vor,
*) Kron-Cardinäle sind jene, deren Ernennung
den katholischen Negenten zusteht, worauf
die päpstliche Bestätigung erfolgt. Sie sind als welcher er am 16. Juni d. I . feierlich
präconisirt wurde und die feierliche Ueber<
gäbe der Insignien am 23. Juli d. I . in
der Hofburg-Pfarrkirche zu Wien statt»
fand. Dieß sind in Kürze die Umrisse des
Lebens voller Ehren und Würden des
gefeierten Kirchenfürsten; aber welch' ein
herrliches Bild entrollt sich vor unseren
Augen, wenn wir das segensvolle Wirken
desselben in seiner Großartigkeit über»
blicken. Auch hier können wir nur Linien
ziehen, dre reichen Umrisse auszufüllen,
möge einem späteren Biographen über-
lassen bleiben. Als Humanist in des Woi>
tes schönster Bedeutung nimmt H. unter
den Kirchenfürsten der Gegenwart den
ersten Platz ein. Täglich werden Arme
und Dürftige reichlich mit Almosen be-
theilt, alljährlich werden zu Ende des
Jahres die armen Unterthanen auf den
erzbischöflichen Gütern conscribirt und be-
kommen Geld« und Getreideunterstützun-
gen. Außerdem daß viele arme Studenten
monatliche Unterstützungen aus seinem
Säckel und freie Kost erhalten, so
werden noch zehn croatische und zwei
ungarische Studenten mit jährlichen Sti-
pendien von 200 st. betheilt. Mit dem
Kosten au fw and e von mehr als 130.000 st.
errichtete er das Institut der barmherzigen
Schwestern sammt einem Knabenschul-
hause. Die Schwestern verpflegen unent-
geltlich arme Kranke, besorgen eine Klein/
kinder-Bewahranstalt, das städtische
Ar-
meninstitnt', überdieß erhalten im Kloster
und dem damit in Verbindung stehenden
Schulhause 800 Kinder beiderlei Ge-
schlechtes theils den Schulunterricht, theils
ihre vollständige Erziehung. Die Erhal-
tung dieses Institutes wird mit bedeuten«
jenen vom heil. Vater unmittelbar ernanw
ten in jeder Beziehung gleichgestellt, und
repräseutiren bei der Wahl des Papstes ihren
Monarchen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon