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B««el,ka Havelka
Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8«.)
II I . Bericht (1833), S. 330, Marg. ^0.138.
Hltllelka, Mathias (Abgeordneter
des Reichstages im Jahre 1848 und des
Reichsrathes 1861, geb. zu Zi ts t in
3. Mai 1809). Besuchte die unteren
Schulen und das Gymnasium zu Gitschin,
hörte die Philosophie und die Rechtswis-
senschaften zu Prag. Hier erwachte mit
einem Male seine Liebe zur Muttersprache,
so daß er sich
mit allem Eifer auf sie ver-
legte, wozu der Freundschaftsbund,, den
er mit Iaroslaw Langer schloß, das
Seinige wesentlich beitrug, und in dem
von Langer, Sumavsky und Tomi-
öek 1830 und 1831 herausgegebenen Un-
terhaltungsblatte Ȇ6Qk03iil.v" trat er mit
einigen literarischen Arbeiten auf. Nach
beendeten Rechtsstudien trat H. in die
Dienste des Magistrates zu Mirovitz, wo
er von 1839—1841 blieb, kam dann nach
Dobruschka und bald nach Nimburg im
Bunzlauer Kreise, wo er durch 9 Jahre
diente. Neben seinen Beruftstudien be-
schäftigte er sich zugleich mit schöngeisti-
gen Arbeiten, diese erschienen im „?ortt-
nik oä 0ta.v^") d. i. im Pilger von der
Wotawa, einer belletristischen Zeitschrift;
während die Abhandlung „0 ^?Vs^s
n.18) und mehrere juridische Aufsätze in
Wildner's Zeitschrift „Der Jurist" und
in der „Themis" Zeugniß von seinen ernsten
Strebungen geben. Von diesen letzteren
sind mit Uebergehung einzelner Rechts«
fälle und Gesetzeserklärungen anzuführen:
„Das Klagerecht auf Manifestation eines
vertuschten Vermögens" (Jurist VII ,
173—226), wovon eine italienische Ueber»
setzung im „Hiornais äi AinriL^rnäsii^a.
auLtriaog." (IV, 436—310) erschien, und
„Rechtsfall mit Bemerkungen über die
Frage, wie die Strafbehörde mit den angeblich gestohlenen Sachen vorzugehen
habe, wenn der des Diebstahles derselben
Beschuldigte aus Mangel an Beweisen
losgesprochen wird" (in der Themis, neue
Folge I I , S. 91—111). Als er spater
mit Dr. Strobach bekannt wurde, be-
gann er seine Studien über das öechische
Recht, und im Jahre 1847 erschienen in
der Zeitschrift: „^ovin^ praZZIcö" seine
„^«^/^s?/.??//-, d. i. Die Rechtsbriefe.
Im Jahre 1848 aufPalack y's Vorschlag
für den öaslauer Bezirk in den österrei-
chischen Reichstag gewählt, bildete er mit
Palacky, Rieger, Strobach und
Genossen jene Partei der öechischen Rech-
ten, deren eigentliche Absichten erst der
Reichstag 1861 in das richtigeLicht setzen
dürfte. Seine Wirksamkeit auf dem 1848er
Reichstage begann in der 18. Sitzung
(10. August) bei der Berathung des
Kudlich'schen Antrages — betreffend
die Ablösung der Robot und Grundlasten
— dieser bleibenden Errungenschaft dieses
ersten österreichischen Reichstages. Ha»
velka brachte damals mehrere Amende-
ments vor, in deren Begründung er den
erfahrenen Rechtsmann beurkundete, aber
auch die damalige ministerielle Phrase:
„der Weltgeist macht die Politik", aufge«
griffen hatte, welche seit dieser Zeit, in
einer gewiß nicht beabsichtigten Weise,
sprichwörtlich zu werden pflegte. In der
40. Sitzung (11. September) sprach H.
anläßlich der Sprachensrage die bezeich»
nenden Worte: „Es steht nicht im Con-
vocationspatmte, nicht unsere Mandan-
ten haben uns den Auftrag gegeben, daß
wir deutsch sprechen sollen, kein Gesetz
bindet uns, sondern es ist nur unser
Gemeinsinn, der uns bestimmt
hat, in der deutschen Sprache zu
verhandeln. Wir sind es, die wir ein-
gesehen haben, es ist praktisch ausführbar,
es führt schneller zum Ziele, zum Wohle
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon