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ein guter Clarinettist. Der erste war sogai
Mitglied der churfürstlichen Capelle in Dreö
den und Componist; da sich ihm aber, wi,
auch seinen Brüdern, auf dem Pfade-der Kunst
wl>nig Aussichten boten, so wählten sie all
ein reelleres Geschäft, und wurden Augustin
und Franz Mundköche, und Wenze
Zuckerbäcker in Wien, wo sie noch um 1797
lebten; was mit Benedict, der noch l?96
in Böhmen war, geschehen, ist nicht bekannt.
l^Dlabacz (Gottfr. Ioh.), Allgem. histor,
Künstler'Lcrikon für Böhmen u. s. w. (Prag
1813, Haase, 4".) Bd. I, S. 5t>l.)
Havle, Joseph lLehrer der Geome-
tralzeichnung am polytechnischen Institute
zu Prag, geb. zu M ünch eng ratz im
Bunzlauer Kreise Böhmens 9. Mai 1763,
gest. zu Prag 19. October 1840). Der
Sohn eines Kunstgärtners, der in gräflich
Waldstein'schen Diensten stand und
einige Kenntnisse besaß, welche seine Ver-
wendung bei der Iosephinischen Steuer-
regulirung möglich machten. Die Ver-
richtungen deö Vaters bereiteten den Sohn
auf seine späteren technischen Leistungen
vor. Nach beendeten Gymnasial« und
philosophischen Studien hörte er die
Ingenieur-Wissenschaften unter Fr. 3.
Herget in Prag und trat nach been-
digter Ingenieurschule in Dienste des
Grafen Mathias Thun als Ingenieur.
Mit 11. September 1788 erhielt er eine
Adjuncteustelle an der Ingenieurschule
zu Prag und wirkte daselbst bis 1800
an Herget's Seite. Havle lehrte Feld-
messen und Situationszeichnen. Zugleich
hörte er höhere Mathematik unter Gerst-
ner und bildete sich in Sprachen ans.
Nach Herget's Tode versah H. (1300)
auch dessen Lehramt in der Mathematik,
besorgte den Unterricht in der Bauwifsen-
schaft und den Sonntagsunterricht für
Künstler und Handwerker, worauf ihm
1803 Adam Bi t tner , der nachmalige
Astronom >M. I, S. 414), zugetheilt
wurde, da bei dem gesteigerten Besuche
v. Würzbach, biogr. Lexikon. VIII. lGed der Schule H. einer Aushilfe bedürfte.
Als im Jahre 1806 in Prag das polytech»
uischeInstitut an die Stelle der Ingenieur'
schule trat, wurde H. Lehrer der Geome-
tralzeichnung und Adjunct der Lehrkanzel
der Mechanik an derselben, und Gerstner
zählte ihn zu den eminentesten Lehrkräften
des Institutes. Bereits 30 Jahre hatte
H. das Lehramt versehen, als er zu
kränkeln begann und durch Assistenten
unterstützt werden mußte; aber, nachdem
er sich erholt, that er seinen Dienst allein
bis 1834, in welchem Jahre er in den
Ruhestand trat. Die Muße, die ihm sein
Beruf ließ, benützteH. zu anderen geistigen
Arbeiten; er dichtete Fabellr für die Kin«
der, zeichnete und besang landwirthschaft»
liche und idyllische Szmen. worm Salo«
mon Geßner, sein Lieblingsdichter,
auch sein Vorbild war. Einige kleine
Landschaften, in Kupfer radirt und mit
vieler Frische ausgeführt, gab er um 1798
heraus. Als er im Alter von 77 Jahren
starb, hinterließ er eine reiche Sammlung
von Skizzen, Studien und ausgeführten
Tusch« und Federzeichnungen. Zum Erben
seims liter arischen und Kunstnachlasses
'etzte er seinen Schüler und Freund, den
fürstlich Schwarzenberg'schen Baudirector
Johann Wenzel Nulf ein, der ihn auch
nach einigen Jahren unter dem Titel:
„C. A. F. Hennig's Kunstrathgeber
nach älteren und neueren Grundsätzen
bei pcrspectivifcher Darstellung von Ios.
Havle" Drag und Berlin 1848) heraus-
gab. Nur die große und seltene An«
spruchslosigkcit, die H. auszeichnete, ließ
hn mit dem kleinen Kreise, in dem er
unermüdet und erfolgreich wukte, sich
begnügen und auf höhere Posten ver-
zichten, für welche er die Kenntnisse und
Fähigkeiten besaß.
Ielinek (Carl Dr.), Das ständisch-polytech'
bische Institut zu Prag. Programm zur fünf,
31. Ott. i86i/j ?
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon