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Zelftrt 236 Belfert
dahin telegraphirt und nahm von diesem
Augenblicke an an allen Ereignissen de
in der Bildung begriffenen Ministeriums
Schwarzenberg-Stadion Theil,
Die Uebernahme des angetragenen Por
tefeuilles beharrlich ablehnend, erbot ei
ficl) lediglich, bis der gesuchte Ministe,
gefunden sein würde, einstweilen di<
thalsächliche Leitung der Geschäfte in de,
Stellung eines Unter°Staatssecretars zu
übernehmen. Unterm 11. October 1848
hatte H. von dem damaligen Gouverneur
von Galizien, Zaleski, seine Enthebung
vom Krakauer Lehramte erhalten, da als
Grundsah ausgesprochen wurde, daß
anstatt der zum Vortrage in polnischer
Sprache nicht befähigten Lehrer hiezu
taugliche Docenten berufen werden sollten.
Die mit seiner neuen Stellung verbundene
Amtsthätigkeit gestattete ihm fortan nicht
mehr, ununterbrochenen Antheil an den
Verhandlungen des Reichstages zu neh
men, wenn er demselben auch nicht ganz
fremd blieb. I n den Berathungen über
die Grundrechte trat er zweimal als Red-
ner auf, am 16. Jänner 1849 über den
§. 2 des Entwurfes der Grundrechte, die
beabsichtigte Abschaffung des Adels betref»
fend, und am 2. März über die Stellung
der Kirche, deren Rechte er gegen die
Fesseln bureaukratischer Bevormundung,
aber eben so sehr gegen die reformato»
rischen Zumuthungen des Reichstages
in Schutz nahm. Am 6. Mälz nach Wien
berufen und nach wenigen Stunden von
da mit Grafen Stadion nach Krem-
sier zurückkehrend, wurde einer seiner
Aussprnche in jener der Reichstagsauf-
lösung vorhergehenden Nacht Anlaß zu
eiuem Angriffe, den er vor der Oeffent-
lichkeit zurückweisen zu müssen glaubte
(„Erwiderung u. s. w.", Wien, gedruckt
bei Gerold). Seine volle Thätigkeit
konnte H. nun den Geschäften des Mini- steriums widmen, dessen Portefeuille nach
beinahe neunmonatlicher provisorischer
Führung erst durch Grafen Stad ion ,
dann durch Herrn von Thienfeld. im
August 4849 zugleich mit jenem des
Cultus in die Hände des Grafen Leo
Thun kam. I n der Neujahrsnacht 1830
veranlaßte ihn ein in einem Prager Blatte
aus Pala cky's Feder gestoffener Aufsatz
über die Neugestaltung Oesterreichs auf
förderalistischer Grundlage zu einer Gegen-
schrift unter dem Titel: „Oesterreich und
die illltilllmliMrn" (Wien 1830, Gerold).
Vom Sommer d. I . an betheiligte er sich
an der Begründung und Leitung einer
böhmischen Zeitung in Wien (Vicienzk^
nnik), welche die Tendenz verfolgte,
nicht bloß die conservativcn Interessen
überhaupt gegenüber der zu jener Zeit
theils ausgesprochenen radicalen, theils
terrorisirt farblosen böhmischen Zeitungs«
presse zu verfechten, sondern auch vor«
züglich das katholische Princip in ent-
schiedenen Vordergrund treten zu lassen.
Im letzteren Sinne gewnnn das Blatt
tüchtige geistliche Mitarbeiter, namentlich
n Mähren, und trat unter andern den viel
verbreiteten „Kuttenberger Briefen" des
lovHii", deren Verfasser Karl Havli-
öek 15 d. S. 98 d. Bds.^>, erfolgreich
entgegen. I n dem seit 1831 zu dieser
Zeitung erschienenen literarischen Bei-
blatte „VsLNö." begann H. eine kritische
Besprechung der Palacky'schenDarstellung
der Husfitenzeit, die sich allmälig zu einer
'elbstständigen Behandlung dieses Stoffes,
u^ der in deutscher Sprache geschriebenen
Monographie: „Mä5 und Viernnqinng.
Ftndic" (Prag 1833, Calve) entwickelte,
wovon auch eine oechische Uebersetzung
n der von dem böhmischen Museum
«ausgegebenen „LidUotkeon. novo-
62^9." erschien; derselben folgte bald
arauf eine kleinere Schrift: „Teber Natia-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon