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Hellmesberger 286 Hellmesberger
in ihrer ganzen Größe zeigten. Auf wie>
derholtes Amathen der Aerzte benutzte
er die Ferienzeit im Jahre 1831 zu einer
Molkencur in Mähren, die dem Uebel
auch wirksam entgegentrat. Kaum war
Hellmesberger auf seinen Posten
zurückgekehrt und zum kön. Hofcapell«
meister ernannt, als er mit erneuertem
Eifer seinen Pflichten oblag. Es währte
nicht lange und das Uebel vergrößerte
sich sichtlich; statt sich Ruhe zu gönnen,
überredete er sich selbst und blieb in seiner
Stellung, bis die physische Kraft ihn ver-
ließ und ihn auf das Krankenlager warf,
von welchem ihn nur der Tod befreite.
Georg Hellmesberger war, erst 23
Jahre alt, gestorben. Kurz vor seinem
Ende hatte der an Talcnt so reiche Künst-
ler noch die Freude, daß eine seiner
Opern: „Nie beiden Uüniginril", in Han>
nover, Hamburg, Prag u. s. w. zur Auf-
führung kam und sich der lebhaftesten
Aufnahme erfreute. Die Kunst verlor an
ihm einen tüchtigen Virtuosen und viel»
versprechenden Componisten. Sein musi-
kalischer Nachlaß ist sehr bedeutend und
besteht in mehreren Opern, Symphonien
und anderen Tonstücken.
Wiener allgemeine Zeitung (Theater»
Zeitung) von Adolph Bäucrle. Jahrgang
1852. Nr. 264. S. l0i>9: Nekrolog. — Wie«
ner Musik-Zeitung, herausgegeben von
Franz Glöggl (Wien. 4".) 1832, S. 202:
Nekrolog. — Kcrtbcny (K. M.), Silhouet-
ten und Reliquien (Wien und Prag 186l,
Hober und Marggraf, 8".) Bd. I, S. 249. —
Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der
Gegenwart. Nach Originalzeichnungcn, Ge-
mälden u. s. w. (Leipzig, I . I . Weber. Fol.)
Bd. I I , Sp. 80 Diach dieser gest. l853).
Hellmesberger, Joseph (Viol invir-
tuose, geb. zu Wien 1826). Bruder
Georg's (II.) j^ s. d. Vorigen^. Da er
gleich demselben ein reiches musikalisches
Talent beurkundete, erhielt er gleich ihm
unter seines Vaters Leitung eine gediegene musikalische Ausbildung; machte vereint
mit ihm und dem Vater die Kunstreise
nach Deutschland und 4847 nach London.
Auch Joseph, virtuoser Violinspieler,
wählte die Ausübung dieser Kunst zu
seinem Berufe; er wurde Director des
Wiener Conservatoriums, im Jahre 1883
in die Jury zur Pariser Weltausstellung
für das Fach der Musik gewählt und
bei dieser Gelegenheit mit dem Orden
der Ehrenlegion ausgezeichnet. H. ist
überdieß auch Mitglied der Hofmusik,
capelle. Durch die von ihm in's Leben
gerufenen Quartet ten aber hat er sich
um das vor der Begründung derselben
dahinsiechende musikalische Leben in Wien
ein bleibendes Verdienst erworben. Am
4. November 1849 begann H. im Vereine
mit Durst, Heißler und Schlesinger
seine Quartettsoiräe'n; als die zwei Letzt«
genannten ausschieden, traten Dobyhal
und Borzaga an ihre Stelle und als
Borzaga (1838) starb, folgten ihm
zuerst Coßmann aus Weimar und
nach ihm Rover. Am 2. Februar 1860
fand auf diese Art die hundertste Quar<
tettproduction Hellmesberger's Statt.
Vor Hellmesberger bestand das
Iansa'sche Quartett, welches sich jedoch
in dem sehr engen Kreise von Haydn,
Mozart , Onslow, Spohr und dem
frühern Beethoven bewegte. Hell-
mesberger erweiterte denselben, brachte
schon im November 1849 Schubert's
bisher unbekanntes O-inoii-Quartett, im
März 1830 die Quartette aus Beetho-
ven's letzter Periode (u. z. 0p. 130,138
und die drei anderen) und machte am
28. November 1832 auch den Anfang mit
Schumann'scher Kammermusik; auch
den Lebenden wurde erst durch Hellmes>
berger ihr Recht, handschriftliche Werke
von Hager, Hoven, Nottebohm,
Raff, Rubinstein, Vei t , Volk-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon