Page - 313 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Volume 8
Image of the Page - 313 -
Text of the Page - 313 -
Hensler 313 Hensler
ler, ihn für die diplomatische Laufbahn
zu gewinnen suchte und H. seine zweite
Heimat, oder wie er es selbst nannte,
sein wahres Vaterland fand. Seine
Vorliebe zur dramatischen Dichtkunst,
der glückliche Erfolg seines zu Cöln
aufgeführten Stückes: „Nei Inmlitl
wie die persönliche Bekanntschaft mit
dem Director der Leopoldstädter Bühne,
Marine l l i , der sein beifällig aufgenom«
menes Stück: „Nn Mimt nan <bherölln", am
1. Mai 4785 zur Aufführung brachte, b>
wogen ihn, für das Theater zu schreiben und
sofort widmete er sich der dramatischen
Dichtkunst. Nun schrieb H. eine Reihe von
Stücken: „Vll5 NllNllumeibchen", „Ainalim
Ainllldini", Me GeutelZmiihle", „Huz Faust-
«cht" u. s. w. Hunten folgen seine drama»
tischen, im Drucke erschienenen Arbeiten^,
welche zu jener Zeit auf den meisten
deutschen Bühnen und mitunter mit
vielem Erfolge gegeben wurden. H.
schrieb für diese Bühne bis zu Mari«
nelli's Tode, der ihm dankbar eine
lebenslängliche Pension von 690 fl. aus-
gesetzt hatte. Nach Mar i nelli's Ab-
leben. 4803, pachtete H. die Leopold-
stadter Bühne und leitete sie bis 1843
als Director; im Jahre 4847 übernahm
er die Leiwng deS Theaters an der Wien.
4813 jene der Bühnen zu Preßburg und
Baden und im October 4822 des Thea-
ters in der Iosephstadt. Dieses letztere
erbaute er ganz neu und hob es von der
niedersten Stufe, auf der es damals sich
befand, zu einer der besten Bühnen, die
mit den übrigen der Hauptstadt wetteiferte.
Erst drei Jahre führte er die Leitung der
letztgenannten Bühne, als ihn im Jahre
4825 nach nur zweitägiger Krankheit der
Tod im Alter von 64 Jahren dahinraffte.
Hensler war mit der Schauspielerin
Karolina Amman (geb. zu Wien 4773)
vermalt, welche einige Jahre vor ihm (zu Baden bei Wien 3. Juni 482t) starb.
Seine einzige Tochter Iosepha, Gema°
lm des Wiener Großhändlers Sigmund
von Scheidlin, als rechtliche Erbin
seines Nachlasses, übernahm nun die
Leitung des von ihm begründeten Joseph»
städter Theaters. Der Nekrolog seines
Freundes Bäuerle, die Leichenrede des
Superintendenten Wachter und die
Theilnahme der Hauptstadt bei der Nach«
richt von seinem Tode. bezeichneten H.
als einen durch Vorzüge deS Geistes und
Herzens gleich ausgezeichneten Menschen,
der die seiner Leitung anvertrauten Kunst-
instiwte mit Energie, Fachkenntniß, Huma»
nität und mit der von Erfolg gekrönten
Bestrebung geleitet hat: den mitAusnahme
der Hofbühnen in theatralischer Hinficht
noch sehr verwahrlosten Geschmack in
Wien zu läutern. Seine treffliche Geschäfts-
leitung, wie sein tadelloser Charakter, ver-
bunden mit feiner Bildung, waren Ursache,
daß Se. Majestät der Kaiser ihm zu wie«
derholten Malen das Hoftheater nächst
dem Kärthnerthore überließen, wo er mit
seiner Gesellschaft noch 1823 durch mehrere
Monate Vorstellungen gab. Als drama.
tischer Dichter war H., wenn auch nicht
bedeutend, doch lange nicht so geschmack«
loS, als einige Kritiker ihn darstellen wol»
len. H. kam zu einer Zeit, als der Hans«
wurst und Kasperle auf den Vorstadt-
bühnen Wiens noch ganz energisch das
Regiment führten. Diese beiden Fallstaffe
der Wiener Posse waren nicht so leicht
fortzuschaffen. Und den Uebergang zu Bes-
serem hat H. mit Bewußtsein deffen, was
er anstrebte, vermittelt. Manche seiner
Stücke, von deren früheren er eine Samm-
lung herausgegeben unter dem Titel:
arinMsche Hchnnkühiu in Wien", 8 Theile
(Wien 4794 und 4798. 8".), in Kaiser's
lücherlexikon" falsch als „Mariamklische
Schaubühne" angegeben, bedürfen nur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon