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1849 in Freiheit gesetzt wmde. Gleich
nach seiner Befreiung ließ H. die Festungs-
werke von Ofen in gehörigen Stand
setzen, als Fachmann alle Anordnungen
treffend, um dem Feinde geraume Zeit
Widerstand leisten zu können. Als am
21. April 1849 die österreichische Armee
die Gegend von Ofen und Pesth räumte,
um bei Preßburg eine feste Stellung zu
nehmen, blieb Hentzi in Ofen als Com-
"mandant zurück; 4 Bataillon Erzherzog
Wilhelm, 1 Bataillon Ceocopieri, 1 Ba«
taillon des Warasdiner Creuzer Grenz-
Infanterie-Regiments, 4 Compagnien
Banalisten, 1/2 Compagnie Pionniere,
4 Escadron Erzherzog Johann-Dra-
goner und 110 Mann Artillerie bildeten
die Besatzung Ofens. Proviant auf zwei
Monate befand sich in der Festung, denn
in dieser Zeit hoffte man Ofen zu ent>
setzen. Schon am 4. Mai 1849 cernirten
die Magyaren die Festung Ofen. Von
diesem Augenblicke war Hentzi die Seele
der Besatzung. Gleichsam sich vervielfäl-
tigend war er überall; sprach seinen Leu«
ten Muth zu und belebte durch sein Er-
scheinen auf den gefährlichsten Puncten
die Mannschaft. Bei dem am 11. Mai
auf seinen Befehl gemachten Ausfall gegen
Pesth wurden 400 Mann aus den dorti»
gen Spitälern aus feindlicher Gewalt
befreit. Am 12., 14. und in der Nacht
vom 17. auf den 18. Mai hatte er die
Stürme der Magyaren, welche diese auf
beide BrückeN'Retranchements, auf die
Rondellen Nr. 4 und 6 und die Escarpe
beim Wienerthore gemacht, wie auch meh-
rere Angriffe in den folgenden Nachten
blutig zurückgeschlagen. Unter Einem ließ
er alle Beschädigungen, welche die Werke
durch diese Stürme erlitten hatten, so gut
es ging, wieder herstellen, und belebte den
Muth der Garnison durch die Hoffnung
auf baldigen Entsatz, an den er jedoch wohl selbst kaum glauben mochte. Endlich
in der Nacht vom 20. auf den 21. M i
unternahm der Feind einen Sturm von
allen Seiten und mit seiner ganzen auf
30.000 Mann geschätzten Macht. Schon
hatte er die Bresche neben der Rondelle
Nr. 1 erstiegen. Hentzi trieb eben im
BrückeN'Retranchement den stürmenden
Feind zurück und eilte nun rnit seinen
Grenzern selbst in die Festung, nahm noch
die nächst der Hauptwache sich sammeln«
den Truppen vom Infanterieregimente
Nr. 12 unter Kommando des Haupt-
manns Schröder mit und führte sie
dem Feinde entgegen, um ihn in seinem
Vordringen aufzuhalten und zuletzt zu»
rückzudrängen. Das Geschütz vor der
Hauptwache, von dem HauptmanneB ur-
ger und einem einzigen Kanonier bedient,
gab an 20 Kartätschenschüffe; mörderisch
wüthete der Straßenkampf, schon war der
Ingenieur-Hauptmann Gorini gefallen.
Da stellte sich Hentzi von seinen Officie-
ren umgeben an die Spitze einer Com»
pagnie „Warasdiner", um mit ihr ein
Haus zu erstürmen, in welchem sich der
Feind sammelte. „Soldaten!" riefer, „dort
jenes Haus müssen wir nehmen, und die
andringenden Rebellen von der Mauer
zurückschlagen! Mir nach!" Dieß waren
seine letzten Worte, da wurde er von einer
Kugel tödtlich getroffen, sank in die Arme
des Oberlieutenants Kr ist in und an
seiner Seite fiel auch der Hauptmann
Schröder. I n sein Quartier gebracht,
hauchte er nach 13 Stunden seine Helden«
seele aus. Der Fall des Commandanten
erschütterte die Besatzung; noch sprengte
sich der heldenmüthige Alnoch vom In-
fanterie-Regimente Nr. 23 in die Lust.
Nm 9 Uhr war die Erstürmung zu Ende
und aus der Festung, die einem aufge-
brochenen Sarge glich, dampfte das Blut
der vielen Leichen, und das Pulver aus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon