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Zerbersten» 331 Derberstein
brachte und neuerdings herstellte; Ferdinand
Leopold bekleidete die höchsten Aemter üu
Staatsdienste, war Ritter des goldenen Vlie-
ßes, 1731—1736 Gesandter am königl. schwe»
bischen Hofe, später der großen Maria The-
resia Obersthofmeister, niedcrosterreichischer
Landmarschall und zuletzt Staats» und Con«
ferenzminister. I n der Vollkraft seines Lebens,
erst 49 Jahre alt, starb der Graf zu Karls«
bad. Aus seiner Ehe (seit 1721) mit Nana
Anna Freiin von Nlm-Erlulch hinterließ er vier
Söhne und drei Töchter. Von Ersteren war
Anton Johann Nepomuk (geb. 172:;.
gest. 1774), Theatinermönch und seit 17<i<>
Fürstbischof von Tricst; Ernst Leopo ld
(neb. 1731, gcst. 1788), seit 1785 der erste
Bischof von Linz; K arl Wenzel (geb. 17X9,
gest. 1798). seit 1793 bevollmächtigter Gc«
sandtcr des Malthcserordens am kaiserlichen
Hofe und Fclomarschall-Lieutmcmt; undIo«
seph Johann Ncpomuk (geb. 172«, gest.
14. December 1809), zuletzt niederöstcrreichi«
scher oberster Landrichter, auch Senior des
Hauses und nach seines Vetterö Kar l Io<
sefth, niederösterreichischen Negierungsrathes,
im Jahre 1733 ohne männliche Nachkommen»
schaft erfolgtem Tode Erbe des Majorates
Triesch, Landstein, Illmau, Dobersberg, Otten-
schlag u. s. w. Auf Erhebung eines Silber«
oergwerkes seiner Herrschaft Triesch vergebens
ungeheure Summen verwendend, verschuldete
er seine Güter so sehr, daß zu Folge einer
Entscheidung des Kaisers Joseph I I . das
Majorat dieser Linie wieder verkauft ward,
und alle Güter bis auf Triesch und Land-
stein zur Befriedigung der Gläubiger zerstückt
wurden. Mit Joseph Johann Nepo«
muk's Urenkel dem Grafen Kar l Joseph,
erlosch diese Lim'r. — 14. Ferdinand Leo-
pold (II.) Graf (geb. 30. April 17U1. gest.
1?8ö). Sproße des zweiten Nebenaftes der
ältern Linie, den sein Vater I . Ot to Ioseph
begründete. Gleich seinem Vater, der zuletzt
Fcldmarschall-Lieutenant und Inhaber eines
Kürassicr'Iiegimcntswar.war auch dcrSohn ein
ausgezeichneter Soldat. Im Jahre 1744 Oberst'
licutenant im Szlniner Negimente zeichnete er
sich bei Tayn (8. October d. I.) beim Angrisse
der preußischen Arrieregaroe aus. Beim Auf-
stande in Genua 1746 gerieth er mit seinem
Regimente in Gefangenschaft. Nach dem Frie-
den in Freiheit gesetzt, focht er noch bei Marien«
thal (1757), bei Buchau und bei Meißen
(1759). wo er als Oberst sein Regiment führte
und großen Ruhm erwarb. Seiner Wunden wegen trat er 1767 in Ruhestand. Mit seiner
Gemalin Maria Itu.mpha Marchesa Napüli'Aose-
lano aus Genua, einer verwitweten Marchesa
Zamboni (geb. 1715, gest. zu Wien 1. Decem-
ber 1790), hinterließ er nur eine Tochter Mar ia
Theresia Ph i l ipp ina (geb. 11. October
1743, lebte noch 1800), nachmals gräflich
Herberstcin'sches Stiftsfraulein in Wien. Mit
ihm erlosch der oberwähnte zweite Ast. —
15. Georg (I.) (gest. um 1389), der jüngste
Sohn Otto's (I.). des Stifters der ältern
Hauptlinie. Anfänglich im Hader mit seiner ver<
witweten Schwägerin Adelheid von Freie N'
bcrg erwarb cr endlich ihre Gunst und mit
dieser ihre Hand und vereinigte dadurch einen
großen Theil dcr Besitzungen seiner Vorfahren
mit den snnigen und bildete so eine ansehnliche
Hausmacht, welche er auch noch durch andere
glückliche Erwerbungen und wcise Wirthschaft
stark vermehrte. Er ist auch der Stifter der feier.
lichm Todtenmesst. welche alljährlich in der
in der Nähe der Burg Herberstein gelegenen
Iohanneskirche abzuhalten war. ^Vergl. Ku«
m ar. Bd. I, Urk. XXI.) — 16. Georg (II.)
(gest. 1458), der Stifter der ältern, nach ihm
und seiner Frau Margarethe Mordlt.r „die
Her berstein. Mo r dar 'sche" genannten
noch blühenden Hauptlinie. Der ältere Sohn
Otto's (III.), daher auch die Linie, die
er gestiftet, die ältere ist, und also Wißgr i l l und
nach ihm Kneschke die seines jüngern Bru-
ders Andreas ^ mit Unrecht die ältere
nennt. Durch Kauf, Tausch und Erbschaft
erwarb er viele Besitzungen in Steiermark und
Kärnthen. 1443 ernannte ihnKaiser Friedrich
I I I . (IV.) bei Gelegenheit der Unruhen in Un-
garn zum Befehlshaber des
steirischen
Aufge-
botes, und Georg's wohlgetroffene gewaltige
Anstalten flößten den Ungarn derart Achtung
ein, daß sie einen Einfall in Stciermark unter-
ließen. Georg begleitete den Kaiser auf seinem
Römerzuge 1452 und wurde von ihm auf der
Tiberbrücke zum Ritter geschlagen; er war aber
auch bis an seinen Tod des Kaisers treuester
Vasall in stürmischen bedrängnißvollen Zeiten.
Er war zweimal vermalt, aber nur aus seiner
ersten Ehe mit Margarethe von Mordar
hatte er Nachkommenschaft, darunter Anton
^ und Johann, gemeiniglich H anns ^6)
genannt, und Erhart, der sich durch seine
Schnitzarbeiten hervorgethan hat, von denen es
in der Geschichte des Hauses heißt: „Seines
werchs ist vil zu Herberstcin im Schloss bliben
als Tafeln auf den altaren in Sand Georgen
Capeln auch Almarn vnd Truhen im Haus u.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon