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Herbert 386 Herbert
in Brand gesteckt hatte (18. December
1793). Herbert war klein von Statur,
von feinen und angenehmen Gesichts-
zügen und in einer Weise Herr derselben,
daß er in der peinlichsten Verlegenheit
nichts davon merken ließ. Gründlich wis-
senschaftlich, besonders auch sprachlich
gebildet, besaß er eine außerordentliche
classische Belesenheit, und in Wort und
Schrift, bei mündlichen Verhandlungen,
wie in Depeschen, bei der Unterhaltung,
wie im Geschäfte wendete er die Kern-
sprüche der Alten und stets treffend an.
Er war in nichts halb; waS er unternahm,
mußte zu Ende geführt werden. Mit
glühendem Haffe gegen den vandalischen
Zerstörungsgeist, dieses erstgeborne Kind
der französischen Revolution, erfüllt,
drückte er allen seinen Anordnungen die«
ses Siegel seiner politischen Ansicht auf.
Es wohl fühlend, wie leicht es sei, sich
vom Strudel revolutionärer Meinungen
hinreißen zu lassen, galt ihm die Nicht»
theilnahme an den verführerischen Vewe»
gungen jener Tage als beste Empfehlung
kaltbesonnener Urtheilskraft und prädo»
minirenden Verstandes. Strenge in der
Etikette, war er in diesem Puncte der
treue Schüler, ja Nachahmer seines Gebie-
ters, des Fürsten Kaunitz. Als ihn einst
ein reisender Engländer von Rang im
Caputrock besuchte, äußerte H. unge-
halten, daß man in seine Gesellschaft
so nicht komme. Der Engländer hörte
gelassen den zürnenden Staatsmann an,
entfernte sich und kehrte in einer Weile
ohne Rock, bloß in Weste und Hemd«
ärmeln zurück und hatte an dem ungehal»
tenen Minister einen besiegten Lacher
gewonnen. Er arbeitete von 10 Uhr
Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, die
übrige Zeit widmete er seiner Erholung,
zu welcher classische Lectüre und das
Spiel gehörte, welch' letzteres ihm so unentbehrlich geworden war, daß es selbst
an den dringendsten Geschäftstagen nie
unterblieb. Er fchrieb nur in französischer
Sprache, im Deutschen hatte er es nie
auch nur zur erträglichen Verständlichkeit
gebracht. Was er aber schrieb, war
musterhaft, ganz seinem Grundsatze
gemäß: Geschäftsaufsätze sollen in der
Regel so sprachrichtig und klar geschrieben
werden, daß sie alle Augenblicke ohne
Besorgniß gerechten Tadels dem Drucke
übergeben werden können. Eine auch
in der Gegenwart nicht genug zu be-
herzigende Maßregel. I n der großen
Anzahl seiner Memoires, Berichte, No-
ten und Staatsschriften seines zwanzig,
jährigen Gesandtendienstes finden sich
wahre Muster zu ernsten Studien in
einem der wichtigsten Zweige des Staats«
dienstes. Von seinen Untergebenen geliebt,
ja verehrt, starb H., von Türken und
Christen tief betrauert. Seine Leiche
wurde in Pera in der Kirche dis h< Fran»
ziscus beigesetzt, wo sein Grabstein eine von
seinem Liebling, dem Hofsecretär Bren«
ner, verfaßte Inschrift weist, welche in
den Quellen unten verzeichnet ist.
(Hormayr's) Archiv für Geographie, Historie.
Staats» und Kriegskunst (Wien, Strauß, 4«.)
II- Jahrg. (1811). Nr. 28 und 23, S. 121—
130: „Biographische Züge. Herbert". —
Pahl (Ioh. Gottfr.). Nationalchronik orr
Deutschen (Gmünd 1801 u. f.. 8<>.) Jahrg.
1802, S. 151. — Baur (Samuel). Allge.
meines historisch'biographisch-literarisches Hand<
Wörterbuch aller merkwürdigen Personen,
die in dem ersten Iahrzeh end des neunzehnten
Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 18l6, Stet«
tiner, gr. 8<>.) Bd. I, S. 393. — Oesterrei.
chische National« Encyklopädie von
Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8<>.)
Bd. I I , S. 357. — Gothaisches genealo»
gisches Taschenbuch der freiherrlichen
Häuser (Goth^ Pertheö. 32°.) Jahrg. 1853.
S. 202.. „Geschichtliche Uebersicht"; — Jahrg.
1855, S. 239: „Beschreibung des Wappens";
— Jahrg. 1862. S. 291: „Heutiger Stand
der Familie". — LioFiHVkib uuivsr»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon