Page - 373 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Volume 8
Image of the Page - 373 -
Text of the Page - 373 -
Herloßsohn 373 Zerlaß söhn
„Daß der Komet nur dann schlafen gehe.
wenn Preßfreiheit eingeführt und der
letzte Esel gestorben", von welchem Aus»
spruche vor der Hand die erste Hälfte
wahr geworden. Betreffs des Kometen
muß aber bemerkt werden, daß H. im
Jahre 1840 die Redaction niederlegte
und erst spater wieder übernahm; in
der Zwischenzeit besorgte dieselbe einige
Jahre hindurch vr. Rudolph Hirsch.
Mit der Redaction des „Kometen",
in welchem Blatte H. die rothe Fahne
der Jugend aufgepflanzt und die Revo«
lution in den deutschen belletristischen
Journalen begründet hatte, die ihm
überdieß einen Gehalt von jährlichen
600 Thalern einbrachte, und ihm
auch polizeilicher Seits seinen bleibenden
Aufenthalt in Leipzig ermöglichte, ver«
band H. eine sehr fruchtbare literarische
Thätigkeit ftie Aufzahlung seiner Schrif-
ten folgt weiter unteiH, schrieb eine
große Menge Erzählungen, Romane,
gab Taschenbücher, mit Robert Blum
und Hermann Marggra f das 1842
vollendete Theater-Lexikon, dann nach
einem 1839 vorgenommenen Besuche des
und übernahm noch ein Jahr vor seinem
Tode die Redaction des Spindler'schen
Almanach „Vergiß mein nicht", bis mit
1349 eine traurige Veränderung mit
seinen Verhältnissen eintrat; der Komet
hatte zu erscheinen aufgehört, und dadurch
war eine stehende
Einnahme weggefallen,
das Unglück, das einen Freund, den Re«
dacteur des „Eremiten", Gleich, heim»
gesucht hatte, der währenddes Gebrauches
der Waffercur vom Wahnsinn befallen
worden war, und eine Familie in Noth
und Elend hinterließ, hatte auf H.
einen erschütternden Eindruck hervorge-
bracht; H. wurde immer düsterer, ver«
stimmter, sein Geist war gebrochen und dazu gesellten sich
noch immer heftiger auf»
tretende physische Leiden. Seine Absicht,
bei seinem Freunde I . L. Kober in
Prag für dessen stark
verbreitetes „Album"
einen historischen Roman zu schreiben,
der den Smirzickischen Erbproceß behan-
deln sollte, und sich wie er hoffte in der
vaterländischen Luft.zu erholen, vereitelte
sein zunehmendes Leiden, dem er endlich
auch erlag, indem er wenige Tage vor
seinem Tode (10. Dec. 1849, 7 Uhr
Abends) auf seinen Wunsch in das
Leipziger Iacobhospital gebracht wor»
den, wo er verlassen, arm, in trauriger
Hilflosigkeit, von dem Prager Buch-
händler Kober in den letzten Wochen
seines Lebens mit edler Uneigennützigkeit
unterstützt, nach achtzehnwochentlichem
Krankenlager verschied. „Gut, daß ich
in meinem Schriften nie den Gottes-
läugner gespielt und keine Seele auf dem
Gewissen habe", so hatte er noch
3 Wochen vor seinem Tode, am 22. No-
vember 1849, an seinen Freund Kober
»ergl. Kober's „Album", Bd. XI,
Beilage S. 15^ geschrieben. So konnte
cr wohl ruhig sterben. Herloßso hn's
literarische Thätigkeit wird, obgleich er
zu den gelesensten Schriftstellern seiner
Zeit gehörte, und noch zur Zeit die
Lechifchen, von Dr. I . B. Pickl aus«
geführten Uebersetzungen seiner Romane
in Böhmen eine Lieblingslecture bilden,
in einer Geschichte der Literatur wenig
Nachsicht finden. Sein Freund E. M.
Oett inger nennt ihn „Deutschlands
Walter Scott", über welche Bezeichnung
Herloßsohn im Leben'selbst sich sei«
nes oft gebrauchten Masch Allah bedient
und wehmüthig gelächelt haben wurde,
im ganz richtigen Gefühle: gute und
unterhaltende Romane geschrieben zu
haben, berechtige noch nicht zu solcher
Vergleichung. Seine Thätigkeit als Iour»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon