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Herloßsohn 377 Hermann
Schimmer, der Ausdruck des Gemüthes, die
Tiefe, fehlt. I n allen seinen Schriften sucht er
diese durch eine gewisse Sentimentalität zu
ersetzen, erseht sie auch theilweise, aber auf
Kosten der Charaktere, indem er dadurch gefühl«
volle Personen, aber keine tiefen bedeutsamen
Charaktere schafft. Herloßsohn kennt sein
Publikum, und es ist der Ruin seines Talentes,
daß er es vom Anfange an schon kannte, denn
das Publikum hat ihn geschaffen, nicht umge,
kehrt; das Publikum hat ihn zu sich herabgezo,
gen, er es nicht zu sich hinauf; das Publikum
wollte historische Romane lesen, er schrieb
solche; es wollte satyrische Schriften, er schrieb
solche; es wollte Memoiren, auch da war Her«
loßsohn zu Hause, und weil er sich überall
und leicht, frei und gut bewegte, ward er ge-
feiert, verhätschelt— verdorben. Ich will dieses
„verdorben" hier nicht in dem Sinne gemeint
wissen, als ob er eitel, stolz, abstoßend oder
anmaßend dadurch geworden wäre. nein, nichts
von dem Allen, aber gleichgiltig wurde er gegen
die Kunst und mehr als dieses noch, nachlässig
im Produciren." — Ueber Herloßsohn den
Menschen gibt aber folgende Stelle eines un-
mittelbar nach seinem Tode in Keil's „Leucht«
thurm" erschienenen Nachrufes Aufschluß.
„Herloßsohn," heißt es darin, „der gute,
allbekannte, herzliche Herloßsohn ist schlafen
gegangen. Was er als Romanschriftsteller, als
Novellist und Dichter war — und wahrlich, er
war keiner der schlechtesten im liederreichen
Deutschland — das kritisch auseinander zu
setzen, überlassen wir den Literaturblättern und
belletristischen Journalen; aber er war mehr
als ein Dichter, er war ein guter Mensch im
schönsten und höchsten Sinne des Wortes, ein
Gemüth, wie es in der kalten Welt jetzt seltener
und immer seltener wird. Er kannte nur ein
Streben und das hieß: helfen und immer
wieder helfen! Wo die Armuth hungerte oder
das Unglück weinte, wo es einen hcrabgekom-
menen Schriftsteller oder eine darbende Familie
zu unterstützen gab, einem zugereisten Künstler
auS der Noth zu helfen, da war Herloßsohn
dabei, und wenn er selbst keinen Groschen mehr
besaß, dann lief er umher bei seinen wohl-
habenden und reichen Freunden und bettelte,
bis er geholfen und die Noth gehoben. Er hat
Tausende im Leben verschenkt, hat Tausend
und abertausend Thränen damit getrocknet und
er selbst ist arm, bettelarm gestorben im Spi«
tal! — Ein deutsches Dichterleben'.".
Vl. Serloßsohu's Todtenseier, Grabdenkmal.
Bald nach feinem Tode veranstaltete die Gesell« schaft „Orion" in Leipzig, deren Mitbegründer
H. war, eine Todtenfeier, in welcher neben
anderen Vorträgen Frau Günther<Bach'
mann, H erloßso hn's langjährige Freundin,
ein auf den Verstorbenen gerichtetes elegisches
Gedicht sprach. Herloßsohn's langjähriger
Freund E. M. Oettinger veröffentlichte im
„Charioari" einen ergreifend geschriebenen (in
den Prager „Erinnerungen" l850, S. 57, nach»
gedruckten) Aufruf zu Beiträgen zur Gründung
eines einfachen Denkmales für den Verstor-
benen und es wurde mehrseitig beigesteuert,
und auch in seiner Vaterstadt Prag veranstal»
tete Director Hofm ann, auch ein Freund des
Dahingegangenen, zu diesem Zwecke ein Concert
(17. März 1330). Das Denkmal, wie es
Oett inger in Antrag brachte, sollte aus
einem einfachen eisernen Kreuze — dem Sym-
bole des deutschen Schriftstellers im Leben wie
im Tode — bestehen und mit der schlichten aber
wahren Inschrift geschmückt sein.- „Hier ruht
ein großes edlesHerz". Ueber den weitern
Verlauf der Sache ist dem Herausgeber dieses
Lerikons nichts bekannt geworden; ohne
Zweifel ist dieser Gedanke — oder wenigstens
die Aufstellung eines Denksteins — zur Aus»
führung gekommen.
Hermann. Die ungleiche Schreibweise
dieses Namens: bald als Herman und
Hermann oder Herrman und Herr-
mann, und insbesondere der Umstand,
daß die Träger eines und desselben bald
in der einen, bald in der andern dieser
Formen erscheinen, wird die Einreihung
Aller dieses Namens ohne Unterschied,
ob
sie sich mit einem r und n oder mit
zwei r und zwei n, oder abwechselnd
mit einem r und zwei n und mit zwei r
und einem n schreiben, in einer Reihe
nach der alphabetischen Ordnung ihrer
Taufnamen rechtfertigen. Dabci wird
diejenige Schreibweise des Einzelnen bei«
behalten, die als authentisch festgestellt ist,
und die abweichende nebenbei erwähnt.
An die Trager deS emfachen Namens
Hermann reihen sich jene mit Prädi»
caten, wie Hermann von Herrmans«
dorf, Herrmann von Herrmans-
thal u. s. w.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon