Page - 381 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Volume 8
Image of the Page - 381 -
Text of the Page - 381 -
38« Hermann
um seine Entlassung bat. Auch während
seines Aufenthaltes in Wien benutzte er
die Muße zu gründlichen Studien in der
Physik, Mechanik, Naturgeschichte, Poli-
zeiwiffmschaft, in denen er sich unter
Lehrern, wie Herbert >^S. 334 d. BdS.^,
Walcher, Wels, Iacquin. tüchtig
ausbilden konnte. Eine im Jahre 4781
durch verschiedene Gegenden Deutsch,
lands, Italiens und Ungarns unternom-
mene Reise, auf welcher er vorzugsweise
die Berg» und Salzwerke, aber auch
Manufacturen und Fabriken besuchte und
Verbindungen mit den geschicktesten Fach«
männern anknüpfte, erweiterte seinen
Gesichtskreis und befestigte die bisher
im Wege der Theorie gewonnenen Kennt«
nisse. Nach Wien zurückgekehrt, bat er
für sich um Errichtung einer Lehrkanzel
der Technologie an der Universität. Diese
Bitte wurde ihm nicht gewährt, ihm
jedoch gestattet, nachdem er eine gedruckte
Abhandlung über die Einführung des
Studiums der Technologie überreicht
hatte, außerordentliche Vorlesungen über
diesen Gegenstand zu halten. I n dieser
Zeit kam er auch mit Männern, wie
Hofrath Born sBd. I I , S. 71), Berg.
rath Haidinger >M. VII, S. 206^>.
Stütz, Director des k. k. Naturalien»
cabinets u. A. in nähere Berührung.
Auch hatte er für die Beantwortung der
von der ökonomischen Gesellschaft in
Wien aufgegebenen Preisfrage über die
Kenntniß des Mergels den ersten Preis
und was noch mehr war, den Sieg über
einen berühmten Oekonomen, der auch
Preisbewerber war, erhalten, welcher
Umstand seine Zuversicht in nicht geringem
Maße erhöhte. Nun veröffentlichte er seine
„Reisen durch Oesterreich ..." (die Werke
siehe weiter unten), welches Werk eine
sehr freundliche Aufnahme fand, ihm aber
auch, weil er darin eine Beschreibung des Stahlproceffes bei den fürstlich Schwar-
zenberg'schen Bergwerken in Steiermark
in Aussicht stellte, nicht geringe Unan-
nehmlichkeiten zuzog, indem ihn der da»
malige Dirigent der fürstlichen Kanzlei
darüber gerichtlich belangte. Unmuthig
über diesen Vorgang gab H. seine
außerordentliche Professur in Wien auf
und begab sich wieder auf Reisen,
dieses Mal durch Mähren, Schlesien
nach Westgalizien. Die Bekanntschaft mit
einem Herrn von Karofi , der sich
mine»
ralogischer Forschungen halber in Mohila
aufhielt, bildet einen Wendepunct in
Hermann's Leben. Bisher hatte er
mit Entbehrungen aller Art zu kämpfen
gehabt; hatte von dem kargen Ertrage
seiner Schriften und Privatvorträge
gelebt; nun eröffnete sich
ihm eine bessere
Ausficht. Die Bekanntschaft mit Karosi
veranlaßte ihn nach Warschau und von
da durch Kur» und Liefland nach St.
Petersburg zu reisen, wo er Ende 178t
eintraf und eine sehr gute Aufnahme
fand. Die kais. Akademie daselbst ernannte
ihn alsbald zu ihrem Correspondentm
mit Pension; eine Reise in die Krim,
zu welcher ihn die Akademie in Vorschlag
gebracht hatte, um die Gebirge dieser
Halbinsel zu untersuchen, unterblieb in
Folge der in dieser Zeit stattgehabten
Staatsveränderung in Rußland; hin«
gegen ertheilte die Kaiserin Katharina
den Befehl, ihn in die uralischen Gebirge
abzusenden, um eine Stahlfabrik daselbst
anzulegen. 1783 trat er feine Reise an
und kam 1784 nach St. Petersburg
zurück. Dort reichte er sein Gutachten
über die zu errichtende Stahlfabrik ein
und wurde darauf zum Hofrath und
Fabriksdirector ernannt. Als solcher trat
er 1783 seine zweite Reise nach Sibirien
an. Mit dieser Ernennung fällt seine
Berufung als Domänen.AdministrationS»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon