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Hermann 386 Hermann
Hermann, Johann Heinrich, siehe:
Hermann, Michael Cajetan jm den Quel-
len S. 391, Nr. 10).
Hermann, Johann M. von (Maler,
Zeichner und Kupferstich-Restaurator, geb.
in Oesterreich (wahrscheinlich in Wien)
um 1790). Der Sohn eines Edelmannes,
studirte in Wien und trieb mit besonderer
Vorliebe Geschichte, Geographie und Na»
turlehre. Den Unterricht in der Musik,
den er auf Anordnung des Vaters erhielt,
verdrängte alsbald jener im Zeichnen,
das er anfänglich heimlich, ohne Anlei«
tung, aber mit solchem Erfolge betrieb,
daß sich der Vater entschloß, den Bitten
des Knaben nachzugeben und ihn auf die
Akademie der bildenden Künste in Wien
zu schicken. 1805 begann Johann den
Besuch derselben und erhielt noch im
nämlichen Jahre den ersten Preis aus der
Ornamentik, welcheIohannHa genauer
15 d. Bd. VII) S. 193) lehrte. Die
Kriegsereigniffe derIahre 1809 und 1811
schmälerten des VaterS Vermögen derart,
daß ihn dieser nicht mehr unterstützen
konnte und Johann bedacht sein mußte,
nach eigenem Erwerbe auszuschauen. In«
dem er sich also auf die Kupferstechkunst
verlegte, arbeitete er kleinere Zeichnungen
und Bildnisse in Miniatur, zu gleicher Zeit
sammelte er, so weit ihm dieß möglich
war, Kupferstiche alterer Meister, welche
er, wenn sie schadhaft waren, mit allem
Fleiße wieder herzustellen bemüht war. Er
erreichte darin allmälig eine solche Fer»
tigkeit und einen Grad von Vollkommen»
heit, daß er auf den Rath von Kennern
und Liebhabern von Kupferstichen sich als
Kupferstich.Restaurator ankündigte. Der
Zuspruch, den er erhielt, war nicht gering;
die gelungene Wiederherstellung beschä-
digter kostbarer Blätter kleinerer Samm»
lungen verbreitete seinen Ruf und es wen-
deten sich alsbald Besitzer großer Kunst. sammlungen mit Aufträgen an ihn, so
z. B. Herzog Albert von Sachsen-Te-
schen, die k. k. Hofbibliothek, die Grafen
Fries und Harrach, beide als Kunst,
sammler bekannt. Nun kamen auch und
mitunter wichtige Aufträge aus dem Aus'
lande und zwar aus Italien, Paris,
London, Berlin und anderen Städten
Deutschlands. Im Jahre 1821 unter-
nahm er eine größere Reise theils zur
Erweiterung seiner artistischen Kenntnisse,
theils um neue Verbindungen anzuknü«
pfen. Später ließ er sich in München
nieder und wurde daselbst Gründer der
Herrnann'schen Kunsthandlung, welche
zur Zeit noch besteht. Als Zeichner arbei»
tete H. mit solcher Vollendung, daß man
kein aus freier Hand gezeichnetes Blatt,
sondern einen zierlich gestochenen Kupfer«
stich vor sich zu haben glaubte, dabei
wußte er die verschiedenen Arten des
Grabstichels auf das Täuschendste nach-
zuahmen. Diese Fertigkeit setzte ihn in
den Stand schadhafte Blätter aller Schu.
len so täuschend herzustellen, daß nirgend
eine Spur seiner Nachhilfe, und oft bei
sehr sorgfältiger Nachsuchung, aufzufinden
war. Diese vollendete Art schadhafte
Bilder zu restauriren wurde nach ihm
Hermanisiren genannt, und ist dieser
Ausdruck noch heut' in der Kunstwelt
üblich. Als eines unter vielen Beispielen
sei angeführt die Restauration eines Blat«
tes von Marc-Anton (Raimondi),
dessen Kopf herausgebrannt war. Er
hatte dasselbe so trefflich ergänzt, daß
das geübteste Kmnerauge davon getauscht
wurde. Auch hatte er im Laufe derIahre
eine gewählte und interessante Samm»
lung kostbarer alter Kupferstiche auS der
deutschen, niederländischen und
italienischen Schule zu Stande ge«
bracht, worunter sich Blätter von großer
Seltenheit befanden. Ein Zeugniß des
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Volume 8
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hartmann-Heyser
- Volume
- 8
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1862
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon