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Vater und Bruder Moses den Tabak-
pacht der Stadt Prag auf zehn Jahre zu
übernehmen. Im Kriege Oesterreichs
mit Preußen übernahm er auch mit
Vater und Bruder die Naturalienlieferun.
gen für die k. k. Armee auf allen Puncten
des Kriegsschauplatzes, und sie versahen
dieses Geschäft mit solcher Redlichkeit und
Uneigennützigkeit, daß ihnen die Kaiserin
Mar ia Theresia am 7. November
1761 einen Freibrief verlieh, welcher
ihnen gestattete, aller Orten in den böh
mischen und mahrisch«schlesischen Erb-
staaten, wo Iudengemeinden befindlich
sind, sich niederzulassen, allda Häuser zu
kaufen, zu erbauen und jeden den Juden
gestatteten Handel zu betreiben, ohne dafür
eine Incolatstaxe entrichten zu muffen.
Im Jahre 1764 schloß er mit seinem
Vater und Bruder Moses in Gemein-
schaft mit noch 17 anderen jüdischen Kauf»
Häusern mit der k. k. Hofkammer in Wien
auf 10 Jahre den Pachtcontract des
Tabakgefälles im Königreiche Böhmen
mit Einschluß des Egerlandes, dann des
Landes ob und unter der Enns; im Jahre
1770 pachtete dieselbe Gesellschaft das
Tabakgefälle in den innerösterreichischen
Ländern Steiermark, Kärnthen, Krain,
Gradisca, Trieft und Fiume auf 3 Jahre,
welche Pachtung in Ländern, wo sich ein
Jude gar nicht aufhalten durfte, mit nicht
geringen Gefahren verbunden war; 1773
wurde der Tabakpacht in den böhmischen,
nieder» und innerösterreichischen Landen
auf weitere 10 Jahre, 1774—1784, er-
neuert. Im Jahre 1777 wurde von H.
und seinen Mitpachtern das Tabakgefälle
in den neu erworbenen Landern Galizien
und Lodomerien auf 7 Jahre. 1778 bis
1784, übernommen. Auch hatten bereits
im Jahre 1764 die Brüder Honig die
Verwaltung der mährisch.schlefischen Leih.
bank übernommen, und in diesem Ge« schäfte so viel Umsicht und Gewissen«
haftigkeit bewährt, daß die Kaiserin
Mar ia Theresia der Familie unterm
23. April 1777 einen neuen, auf
13 Jahre giltigen Freibrief gewahrte, mit
welchem sie die Befugniß erhielten, in
den deutschen und galizischen Erbländern
GroßhandlungsHäuser zu errichten. Der
im Jahre 1776 in Wien eingetretene
Mangel an Wachskerzen veranlaßte die
Gebrüder H. den nöthigen Bedarf aus
Galizien um sehr billige Preise zu liefern,
worauf sie ein Privilegium bekamen, in
Wien eine Wachsfabrik zu errichten. Die
Thätigkeit, mit welcher die Gesellschaft
daS Tabakgefälle betrieb und einerseits
dem Aerar höhere Summen als je vor»
dem entrichtete, andererseits aber selbst
sehr großen Gewinn daraus bezog, richtete
die Aufmerksamkeit des Kaisers Joseph
auf dieselbe und bewog ihn zu dem Be>
schlusse, das Tabakgefalle nicht weiter zu
verpachten, sondern durch eigene Regie
verwalten zu lassen. Mit Cabinetschreiben
vom 3. April 1783 wurde Israel Honig
nach Wien berufen, um die Auflösung des
Pachtcontractes noch vor Ausgang der
Pachtjahre zu bewerkstelligen. Dieser Wille
des Kaisers griff mächtig in die Interessen
der Gesellschaft; Honig aber hatte,
geleitet von seinem Wahlspruche: „Der
Kaiser geht voran", die Ausführung des-
selben zugesagt. Mit großen Hindernissen
hatte H. zu kämpfen. Die Gesellschaft,
darunter vier Wiener Großhandlungs-
Häuser, bestand hartnäckig darauf, daö
Pachtrecht nicht vor Ablauf der festge»
setzten Frist, welche noch 20 Monate
währte, aufzugeben. Dem Einflüsse
Honig's jedoch, seiner Unbestechlichkeit
und seinem Patriotismus gelang es, seine
Collegen umzustimmen und am 10. De«
cember 1783 einen Hauptvergleich zwi«
chen der Gesellschaft und dem Aerar zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon