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den Bau einer Orgel mit 6 Registern zu
unternehmen, was ihm auch trefflich
gelang. Von diesem günstigen Erfolge
ermuntert, strebte er nach größerer Ver«
uollkomnmung, bildete sich selbst im Bau»
fache, im Zeichnen, und Johann Franz
Rock, tirolisch'landständischer Verordneter
inöienz, gab aus Theilnahme für den wiß»
begierigen talentvollen Naturalisten dem«
selben einige Anleitung in den verschiede-
nen Kunstzweigen. So ausgerüstet ging er
an's Werk, verfertigte sich selbst alle zu
seiner Arbeit nöthigen Werkzeuge und die
sonstigen Tischler-, Schloffer-, Bildhauer-
und Schmiedearbeiten. Auch unternahm
er mehrere Reisen nach Italien, um dort
die großartigen Orgelwerke nach ihrem
Baue zu studiren und so aus sich selbst
zum Architekten, Zeichner, Mathematiker
und Mechaniker gebildet, ging er an's
Werk. Er baute nun für Tirol und
Steiermark und andere Provinzen über
ein halbes hundert Orgeln, meistens für
13 oder 16 Stimmen, welche allgemein
gelobt wurden. Ein in Wien aufgestelltes
Orgelwerk: „IiHruionilcoii". dessen Er»
bauer auch Hörbig er war, richtete die
Blicke der Kunstverständigen auf ihn zu
einer Zeit, als man eben für die neue
Kirche in Altlerchenfeld einen geschickten
Orgelbauer suchte. AnHorbiger wurde
die Ausführung dieses Werkes übertra»
gen. Er hatte es im Jahre 4860 in der
Altlerchenfelder Kirche aufgestellt und am
26. Jänner d. g. I . fand die Probe statt.
Die Orgel besteht aus 43 klingenden
Registern mit 48 Registerzügen, die zwei
großartigen Orgelgehäuse sind nach des
Professors Van der Nu l l Zeichnung,
wie auch die vielen anderen Bildhauer«
arbeiten daran von Hörbiger selbst
ausgeführt. Die vier Statuen daran
sind das Werk des noch jungen Tiroler
Künstlers Franz Erler ^Bd. IV, S. 7H. Während die meisten Wiener Blätter über
das großartige Orgelwerk sehr günstig
sich ausgesprochen hatten, trat die Vag«
g e'sche „Musikzeitung" mit einem entschie«
den tadelnden Urtheile auf, welches später
im nämlichen Blatte durch einen Aus«
spruch Adolph Hesse's, Oberorganisten
aus Breslau, bestätigt wurde. Uebrigens
anerkannte Hesse das tüchtige Talent
des Erbauers, die Vorzüge seines WerkeS
und gab die Gebrechen an, welche zu
beseitigen wären. Diese Orgel war Hör<
biger's 66. Orgelwerk.
Kirchenzeitung, herausgeg oun Sebastian
Brunn er (Wien. 4«.) Jahrg. 4860, S. 125.
— Morgenpost (Wiener polit. Blatt),
X. Jahrg. (1860), Nr. 28: „Die Orgel in
der Altlerchenfelder Kirche". — Deutsche
Musik<Zeitung, herausgeg. von Salomon
Bagge (Wien, 4«.) I. Jahrgang (1860),
Nr. i«, S. 124.- „Hörbigcr's neue Orgel";
Nr. 23. S. 200: „In Sachen Hörbiger's".
— Theater-Zeitung, herausgeg. von
Adolph Bäuerlr 1835. S. 173: „Ein musi<
kalisches und mechanisches Genie in Wien"
lnennt Hörbigrr einen „Tiroler aus Cilli!"^.
Hörl, Joseph Georg (Bürg er mei-
st e r von Wien, geb. zuWien 22. August
1722. gest. ebenda 40. December 1806).
Trat, 23 Jahre alt, in öffentliche Dienste,
wurde 9. März 1747 zum Stadt- und
Landgerichtsbeischer, 24. Mai 1760 zum
Magistratsrathe gewählt; am 20. No»
vember 1764 zum ersten Male zum Stadt-
und Landrichter ernannt, welche Würde
er nicht weniger denn7 Male bekleidete.
Am 16. Februar 1773. 32 Jahre alt.
wurde er feierlich in die Würde eines
Bürgermeisters eingesetzt, welche er bis
1804, also in einer ereignihreichen
Zeit durch 31 Jahre bekleidete. Am
14. März 1797, als dem Tage seines
30. Dienstjahres, wurde er mit der gol-
denen Verdienstmedaille an gleicher Kette
und dem Titel eines k. k. n. ö. Regie»
rungsrathes — kais. Rath war er schon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon