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Hofer 140 Hofer
einer Hütte, in welcher Alpenheu für den
Winter aufbewahrt ward, verbarg. Zur
Nachtzeit brachten ihm Vertraute Lebens»
Mittel und Nachrichten über die im Lande
geschehenden Greuel der Machthaber.
Dort lebte H. mehrere Wochen verborgen,
bis eines Tages seine Gattin Anna mit
ihrem Sohne — die anderen Kinder
waren bei einem Vertrauten in St. Martin
— zu ihm hinauf kamen. Hofer's
Zufluchtsort war nicht mehr sicher,
man
rieth ihm, ihn zu verlassen und nach
Oesterreich auszuwandern. Er konnte sich
nicht entschließen, sein Tirol zu verlassen.
Da entdeckte ihn eines Tages ein Mann,
Namens Joseph Raffl, der in dürftigen
Umstanden und sonst übel berüchtigt war.
Hofer erschrak über diese Begegnung
und bot Raffl Geld an, daß er ihn
nicht verrathe. Raffl schlug aber das
Geld aus, er hatte ja einen ansehnlichen
Preis zu erwarten. Seine durch einen
Handschlag bekräftigte Zusage, Hofer
nicht zu verrathen, brach er und verrieth
H.'s Versteck. Es wurde durch Hor-
mayr und durch alle Jene, welche H o r»
mayr als Quelle über Hofer benutzten,
verbreitet, der Geistliche D o n a y sBd. III,
S. 386)habe Hofer verrathen. Gene-
ral Baraguay d'Hilliers erklärte
aber in einer besonderen Urkunde (!6. Fe-
bruar 18 l0), daß Joseph Donay an
dieser Schandthat nicht den geringsten
Antheil habe. Nachdem Raffl H.'s Ver-
steck verrathen hatte, schickte General
Huard noch an demselben Tage (27. Iän«
ner 1810) ein italienisches Freicorfts.
1300 Mann stark, unter Befehl des
Kapitäns Renouard, dem Raffl als
Wegweiser diente, nach Passeier. ES
marschirte die ganze Nacht. Eine Aothei-
lung von 600 Mann bestieg von
St. Martin aus das Brantochgebirge
und kam (28.) um 4 Uhr Morgens bei Hofer's Versteck an. Alle schliefen noch,
Hofer, seine Gattin, sein Sohn und
der Schreiber Sweth. Flucht war
nicht mehr möglich, Widerstand noch
weniger. Alle wurden gebunden, Hofer
verhöhnt, geschlagen, am Barte gezaust
u. dgl. m., und nun ging der Zug mit den
vier Gefesselten nach St. Martin, von dort
unaufgehalten nach Meran, wo Hofer,
vor den General Hu ard geführt, sich
als den Urheber deS Tiroler Aufstandes
bezeichnete. Am folgenden Tage schickte
Hu ard die Gefangenen nach Botzen, wo
General Baraguay d'Hilliers die
Freilassung von Hofer's Gattin und
Sohn und für Hofer eine bessere Be«
Handlung befahl. Es war dieß auf Bit-
ten der durch ihre erhebende Wirksamkeit
in jenen Tagen deS Jammers den Tiro>
lern unvergeßlichen Frau Maria Anna
Katharina von Giovanelli s^. d.
Bd. V, S. 194 im Textes geschehen.
Hofer mit seinem Schreiber Sweth
wurde sofort unter starker Bedeckung nach
Mantua gebracht, wo er am 3. Februar
ankam und eine Casematte im Fort am
Mincio zu seinem Aufenthalte erhielt.
Unter Vorsitz des Generals Bisson,
welcher Festungsgouverneur von Mantua
war, wurde über ihn in der Nacht vom
18. auf den 19. Februar Kriegsgericht
gehalten, aber ohne entscheidende Majo«
rität für den Tod, 2 Stimmen warm
sogar für Freisprechung. In Folge dessen
wurde durch den Telegraphen in Mailand
angefragt, welcher alsbald die Antwort
zurückgab: „Andreas Hofer ist binnen
24 Stunden zu erschießen". General
Bisson hatte H. den Antrag gestellt, in
französische Dienste zu treten und dadurch
sein Leben zu retten. Hofer lehnte ab,
indem er dem Hause Oesterreich, dem
Kaiser Franz getreu bleiben zu wollen
erklärte. Als ihm das Todesurtheil feier-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon