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nacht"); versuchte es wieder (Anfangs
1833) als Schauspieler und griff nach
mehreren Rollen in eigenen Stücken
mit der des Heinrich in dem um jene
Zeit gedichteten Schauspiele „Lorbeer«
bäum und Bettelstab" entschieden durch.
Da aber die Versuche, an einem Berliner
Theater angestellt zu werden, mißglückten,
ging er zuerst allein auf Gastrollen nach
Hamburg, Leipzig. München, holte dann
im Herbste seine Frau ab und spielte in
Brcslau, darauf in Wien im Joseph«
stadter Theater, schrieb während des
letzteren Gastspieles die beiden Stücke:
„Die Wiener in Paris" und „Shake-
speare in der Heimat", trug stch mit dem
Gedanken herum, eine reisende Theater-
truppe in Schlesien zu organifiren, welche
aber in Folge des unerwartet eingetre»
tenen Todes seines 15jährigen Sohnes
wieder aufgegeben wurde, ging nach
Dresden, wo er auch auftrat, dann
wieder nach Berlin, wo seine Hoffnungen,
ein eigenes kleines Theater zu begründen,
an allerlei Mißverständnissen scheiterten
und begann, 40 Jahre alt geworden, am
24. Jänner 1837 den ersten Band seiner
unter dem Titel „Vierzig Jahre" viel
bekannt gewordenen eben so lehrreichen
'als wirklich interessanten Memoiren, in
welcher Arbeit er nur durch den Antrag,
die Directorstelle des Theaters in Riga
zu übernehmen, unterbrochen wurde.
Diesen Antrag nahm H. auch an, traf
alle Anstalten zur Reise, übersiedelte
glücklich nach Riga, fand ein wohlwol»
lendes Publikum, neue Freunde, begann
sich einen häuslichen Herd zu schaffen,
als nach noch nicht abgelaufenem zwei-
ten Jahre seine zweite kaum 30jährige
Frau an den Folgen ihrer Entbindung
(20. December 1838) starb. Nun litt es
ihn auch in Riga nicht länger und H.,
aus schönen Verhältnissen zu seinem Schaden gewaltsam sich losreißend, be»
gann im Februar 1839 von Neuem seine
Wanderung, als Vorleser auftretend.
Nach einigen Kreuz, und Querfahrten
erreichte ihn in Küstrin das Schreiben
seines alten Mäcen, des Grafen Herber-
stein, der dem ehemaligen Volontair
des Grafenorter Schloßtheaters einen
Posten als Gesellschafter anbietet,
welchen H. annahm und sich sofort nach
Eggenberg begab. Zwei Menschen aber
wie der Graf Herberstein und der
Dichter Hol te i konnten nur in Wechsel«
seitiger Unabhängigkeit nebeneinander
gehen und Holtei gab auch bald seine
Stelle auf und wurde aus einem besol-
deten Gesellschafter wieder ein unabhan-
giger Gast. Als den Grafen nach einiger
Zeit seine Geschäfte nach Berlin riefen
(October 1840), begab sich Hol te i nach
Wien, wo er bei Director Car l >M. I,
S. 327, Artikel Bernbrunn) eine An-
stellung in den Theatern an der Wien
und in der Leopoldstadt fand und zugleich
durch Vorlesung Shakespeare'scher Dra«
men die Aufmerksamkeit der gebildeten
Welt auf sich zog. Einige Ausfiüge nach
Preßburg, Pesth, Berlin, an welch' letz-
terem Orte sich Hoffnungen, Vorleser deS
Königs zu werden, nicht verwirklichten'
ein Intermezzo in Grafenort , wo er
neuerdings für den Grafen eine kleine
Truppe organisirte. füllten die Jahre bis
1844, in dessen Sommer er eine Kunst-
reise als Vorleser antrat, die nun nach
einem förmlichen Plane ausgeführt wer-
den sollte, da er bis dahin nur dort
las, wo er zufällig hinkam. Der Ruf
eines todtkranken Freundes, des Barons
Vaerst, der das Breslauer Attien»
theater gepachtet, die Leitung dieser
Bühne zu unternehmen, unterbrach aber
diese projectirte Kunstreise und H. war
wieder Theaterdirector, bis ihm am
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon