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Holtei 341 Holtet
Lose". „Margarethe!", „Der schottische Mamel".
„Dreiunddreißig Minuten", „Die weiblichen
Drillinge" und Andere werden, munter gespielt,
stets noch gĂĽnstige Aufnahme finden. Von
heroischen, sentimentalen, melodrammatisch
gehaltenen Liederspirlen zeichnen sich: „Der
alte Feldherr", „Einncrung", „Leonore" aus.
Auch „Wiener in Paris" behaupten sich noch,
obwohl ursprĂĽnglich ein GelegenheitsstĂĽck,
deren er viele recht sinnige geliefert. Zu seinen
bedeutenderen Dramen gehören: „Ein Trauer-
spiel in Berlin". „Lorberbaum und Bettelstab",
„Shakespeare in der Heimath", „Hanns Iürge",
„Zum grünen Baum" (letzteres nicht in der
gedruckten Sammlung seiner dramatischen
Werke). Die Arbeiten des Erzählers, Ro<
mandichtcrs — als letzteres trat H. im
60. Jahre auf — haben ihre Widersacher gefun»
den, aber cs hat ihnen nicht an Gönnern und
freundlichen Lesern gefehlt. Dreierlei ist bei den
meisten von Hol t ei's Erzählungen hervorzu-
heben: der angenehme, ungezwungene, sauber
ausgearbeitete Sty l , die fast immer durch»
blickende, bisweilen geradezu ausgesprochene
Tendenz: „Der Mensch lerne entbehren, sich
resigniren, in sich zufrieden leben", endlich aber
der vaterländische, provinzielle Ton, die hei»
matliche Farbe aller seiner Bücher. „Wo
Holtei wcill, da ist Schlesien", sagt einer sei»
ncr Kritiker. Seine schlesischen Gedichte mt<
halten des wahrhaft Schlcsischen, des längst
in's Volk durch Wort und Lied Ucbcrgegaw
genen genug, um auch rückwirkend ethymolo»
gischc Bedeutung erlangt zu haben. „Wer
Schlesien und die Schleficr kennen lernen
will, greife zu Holtei's Gedichten", sagt Karl
Gödekc". — Laube schreibt über Holtei:
„Holtei's Singspiele, von denen die „Lconore"
so wirksam war, kamen aus einem klangreichen,
regen poetischen Leben, jedes hat einen klingen«
den Mittelpunkt. Man wirft ihm vor, daĂź er
alten Melodien alle Wirkung verdanke, als
ob es nicht ein Talent wäre, dem vergessenen
Ton ein noch innewohnendes Leben abzusehen.
Holtei hat neuerer Zeit am reichlichsten fĂĽr
Postreitcr, Wanderslcute, gesellige Sänger ge<
sorgt und was das Volk in seine tagliche
Theilnahme aufnimmt, ist niemals kernloser
Art". — UeberHoltciden Vorleser spricht sich
die geistvolle Fanni Lewald unter Anderem
folgendermaßen aus: „Holtei zwang durch die
ihm innewohnende dichterische Empfänglichkeit
und plastische Kraft sein Publikum so lange
es ihn hörte zu seiner Ansicht, und ich meine,
nicht zu dessen Nachtheil. . . Eine Sprach«
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. IX. ^Geo geläufigkeit wie die seine, die in der größten
Uebertreibung von Tempo und Nhytnius doch
stets vollkommen deutlich und stets völlig
Herr des geistigen Gehaltes und Ausdruckes
blieb, habe ich an keinem anderen Deutschen
.. . wahrgenommen..." Und treffend schil-
dert diese geniale Frau den alten Hol te i ,
den sie nach Jahren wiedersah: „Er kam mir
wie eine Ruine vor, in deren altes Evheu«
gcrank sich Vögel vor dem Sturme geborgen,
und trotz desselben erhalten haben".
Vl. Einzelheiten: Ein Stammbuchdlatt. Ee-
dichte an Saltei. Letzte Nundreise in Schlc-
sien (1861). Die (Hamburger) Jahres zei<
tcn (Modeblatt) 1833, S. 1203: „Der ganze
Holtei in ein paar Versen". I n ein
Album schrieb Holtei folgende Zeilen:
In Brcslau geboren im Januar,
Sicbzehnhundert neunzig und sieben;
Verlockt von bunter Träume Schaar,
Planlos durch's Leben getrieben,
Ist nichts dem Sänger geblieben,
Als seine Lieder — graues Haar —
Die Armuth — im Busen treu und wahr
Ein herz, seine Freunde zu lieben.
lJuch in dem von Rosenthal redigirten
Wiener Modespiegel 1835. Nr. 39 nachge«
druckt.)— Wiener Zeitschrift für Mode.
Theater u.s. w., von Schikh 1834, S. 1149-
„An Carl von Holtei nach Aufführung seines
Schauspieles: „Lorbeerbaum und Bettelstab",
Gedicht von Dr. G. Ritter von Franck". —
Theater-Zeitung uon Adolph Bäucrle
1838. Nr. 19: „An Karl von Holtei". Von
Si las s^ Gedicht zum Geburtstage Holtei's^.
, — Schlesische Zeitung (Breslau. Fol.)
1860, Nr. 329.- „An die Schlesier", von K.
v. Holtei; — Dieselbe 1861, Nr. 101: „Karl
von Holtei in Brcslau" ^Gedicht); - Nr. 103.-
„Derheeme. An Carl von Holtet". Von Hugo
Roesner ^Gedicht in schlesischer Mundart^.
— Abendblatt der Volksstimme (Gratz.
schm. 4°.) 1861. Nr. 71: „Holtci'ö Abschied
von Breslau". — Wiener Zeitung 1«61.
Abendblatt Nr. 233. S. ?4ft: „K. v. Holtci's
RĂĽckkehr nach Grcch".
Holtei, Luise von (dramatische Kunst,
lerin, geb. zu Wien 1. December 4800,
gest. zu Berl in 28. Jänner 1823).
Eine geborne Rogee. lebte bis zum
achten Jahre in Wien, kam alsdann
nach Berlin und ging aus innerer Nei-
gung zur BĂĽhne, welche sie, von der
,. 16. Sept. l862.) 16
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon