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246 Zolzbauer
Sangerknaben bei St. Stephan kleine
Komödien, diese wieder unterrichteten ihn.
der eine im Clavierspiel. der andere in
der Violine u< s. w. Zugleich studirte er
heimlich den Oraäus aä?arnH88uw, von
I. I . Fux M . V, S. 41) und auf
diese Art mit dem Theoretischen der Ton-
kunst bekannt geworden, begann er zu
componiren. Als er seine Arbeiten Fux
zeigte, rieth ihm dieser nach Italien zu
gehen. Da fügte es sich, daß Graf
Thurn Gefallen an. seinem Gesänge
fand und ihn zu seinem Secretar, doch
nur dem Namen nach, und eigentlich zu
seinem Musikus ernannte. Als Graf
Thurn nach Laibach reiste, folgte ihm
H. dahin, blieb aber nicht lange beim
Grafen, sondern reiste mit einem jungen
Arzte nach Venedig, wo er aber erkrankte
und leidend nach Wien zurückkehrte. In-
dessen war es dem Sohne gelungen, den
Vater umzustimmen, und H. konnte sofort
sich der Musik ausschließlich zuwenden.
Nun ging er als Kapellmeister des Grafen
Rotta l nach Mahren, wo er dessen
italienische Oper dirigirte, dort aber auch
seine künftige Lebensgefährtin fand, die
eine gute Sängerin war. Im Jahre 1743
wurde H. als Kapellmeister und seino
Frau als Sängerin am Hoftheater in
Wien angestellt. 1747 unternahm er mit
seiner Frau eine Kunstreise nach Italien,
wo sie sich drei Jahre aufhielten und in
den bedeutenderen Städten auftraten.
1730 folgte er einem Rufe nach Stutt-
gart, wo er steißig componirte. Eine im
Jahre 1733 auf dem Hostheater zu
Schwehingen zur Aufführung gebrachte
Oper von ihm fand solchen Beifall, daß
er als Kapellmeister nach Mannheim be»
rufen wurde. Auf einer neuerdings 1736
unternommenen Reise nach Italien be-
suchte er Rom, um die päpstliche Kapelle
kennen zu lernen', folgte 1787 einer von Turin an ihn ergangenen Einladung
dahin, um die für die königliche Bühne
componirte Oper „5Ut6tti« zur Auffüh.
rung zu bringen. Die Rückreise nach
Mannheim legte er über Paris zurück.
1739 begab er sich aus ähnlichem Anlaffe
nach Mailand. Spatere Antrage italieni-
scher Bühnen schlug er altershalbcr aus
und blieb nunmehr beständig in Mann-
heim, wo im hohen Alter sein Gehör so
geschwächt wurde, daß er die tiefen und
starken Töne nicht wohl zu ertragen im
Stande war. Uebrigens blieb er bis an
seinen im 72. Jahre erfolgten Tod regen
Geistes und begann kurz vorher sein
Requiem zu componiren. ohne jedoch es
vollendet zu habcn. H. war ein sehr
steißiger Compositeur und soll mehr als
300 Werke, darunter allein 203 Sym-
phonien und Concerte, geschrieben haben.
Seine in früherer Zeit während seines
Ausenthaltes inWien componirten Opern,
Operetten und Ballere schätzte er selbst
als unreife Jugendarbeiten und brachte
sie nie zur Aufführung. Aber von der
Zeit seines Aufenthaltes in Stuttgart
entwickelte er anhaltenden Fleiß und
schrieb für die Kirche wie für die Kammer.
Von seinen größeren Arbeiten sind zu
nennen, die Opern: „/? .^/c, Hs?/s
66^6", in Schwehingen 1733 dargestellt;
— ,,^s6ch)l7s"i mit welcher Oper er seine
Capellmeisterftelle in Mannheim im näm-
lichen Jahre antrat; — „
i«, zu Turin für die königliche
Bühne geschrieben und unter seiner Lei«
tung 1737 aufgeführt; — „^/iNFaml^
netts /ncke«, 1738 für Mailand geschri»
ben, wo sie dreißig Mal hintereinander
mit großem Beifalle gegeben wurde; —
„ H^iO/Z/o i»^ ?-)'<i>/tt ", 1768, — „ ^l
ck-m?< c>
/??, .^?>?a", 1772; — „Mnthrr uan Schwur;-
tnirg", 1776, die einzige deutsche Oper,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon