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Zorjah 274 Sorjah
die Sache noch schlimmer. Die Mäßigung,
mit welcher die Regierung vorging, die
erst den Aufstand völlig dämpfen und
dann an die Bestrafung der Schuldigen
gehen wollte, wurde vom Adel falsch und
als Einverständniß der Regierung aus-
gelegt. Die Regierung mußte also sofort
energisch einschreiten. Die Generale Jan-
kovich und Fabris langten mit kaiser-
licher Vollmacht auf dem Schauplatze der
Rebellion an' alle Ortschaften wurden
mit Truppen befetzt und die Rebellen
zogen
sich
in die Gebirge zurück, nicht nur
sich vertheidigend, sondern, wo sie hin-
kamen, neue Gesellen werbend. Bereits
waren das ganze Zarander und Hunyader
Comitat im Aufstande. Als aber Hor«
jah sah, daß die Maßregeln der Regie-
rung sehr ernst waren, kehrte er mit
einem Male seinen Plan um und wollte
sich nunmehr mit dem mißtrauisch gewor-
denen Adel gegen den Kaiser verbinden.
Sein Vorhaben mißlang und den vor»
rückenden kaiserlichen Regimentern er-
gaben sich nach und nach freiwillig die
Rebellen und baten um Gnade. Nur ein
kleiner Haufe hielt sich noch an Hor»
jah, den dieser aufforderte Gnade zu
suchen, wahrend er selbst sich mit einigen
Cameraden durch die Flucht rettete. I n
den Dickichten einer Waldung hielt sich
Horjah mit seinem Hauptgehilfen Iwan
Klotschka nach Anderen Kloska, auch
Golahka, einem wallachischen Priester,
etwa 40 Jahre alt, verborgen. Am
24. December 1784 wurde ein Steckbrief
gegen ihn erlassen. Da gelang es dem
Oberstlieutenant K r a y durch seinen
Diener, einen Wallachen, sechs der frühe»
ren Anhänger Horjah's zu gewinnen;
diese machten nun auf ihren ehemaligen
Hauptmann Jagd und nahmen ihn
sammt seinem Gefährten Klotschka
gefangen. Am 3. Jänner 1783 wurden beide auf die Festung Karlsburg gebracht.
Mit ihrer Gefangennehmung war auch
der Aufstand beinahe erstickt. Die Gräuel
dieses Aufruhrs waren entschlich. 62 Dör»
fer der Hunyader Gespanschaft wurden
eingeäschert, 132 Edelhöfe verwüstet und
die Zahl der Ermordeten konnte nicht
genau ermittelt werden, wurde aber auf
4000 gerechnet. Hor jah hatte sich
bereits im weiteren Verlaufe des Auf.
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feinen Decreten genannt. Das auf Tod
lautende Urtheil wurde an Beiden am
23. März 1783 vollzogen; u. z. wurden
Jedem bei lebendigem Leibe die Arme und
Beine viermal zerschmettert, dann ihnen,
während sie noch lebten, die Leiber auf.
geschnitten und die Eingeweide heraus«
genommen. Während dieser gräßlichen
Hinrichtung wirbelten die Trommeln, um
die Flüche, welche die Gemarterten aus«
stießen, zu ersticken. Zwei Tausend Wal»
lachen, welche am Aufstande Theil genom«
men, mußten in einem geschlossenen
Kreise der Hinrichtung beiwohnen, 130
von ihnen wurden aber überdieß den
Gespanschaftsgerichten zu verschiedenen
Bestrafungen überwiesen. So endete
diese fürchterliche Episode in der Geschichte
Siebenbürgens. Hor jah zählte etwa
34 Jahre, war von mittlerer Größe,
schlanken Leibes, trug die in jener Gegend
übliche Landestracht, einen langen bis auf
die Knie reichenden, auf beiden Seiten
blau ausgeschlagenen Kittel, enge un»
garische Beinkleider, Zischmen an den
Füßen und eine schwarze Pelzmütze auf
dem Kopfe.
Horja und Klotska, Oberhaupt und Nath<
geber der Aufrührer in Siebenbürgen; phy»
siognomische Skizze, historisch und charakte-
ristisch behandelt nebst der Geschichte dieses
Aufruhrs (Karlsburg und Hermannstadt 1785,
8«.) Daselbst befinden sich auch die Schatten-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon