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Formayr 279 Hormayr
Liechtenstein auf den Friedmscongreß
nach Preßburg. Einer der eifrigsten Geg.
ner Napoleon's und seines Systems,
war es H., der überall, wenn sich ihm
Gelegenheit darbot, diese seine Gesin-
nung zur Förderung des Deutschthums
und deutscher Interessen zum Ausdruck
brachte. Hormayr war es, der den
allgemeinen Aufstand in Tirol vor»
bereitete und 4809 zur Armee nach
Innerösterreich, welche unter den Befeh»
len des Erzherzogs Johann stand,
gesendet wurde, um die längst heimlich
organisirte Erhebung in Tirol, Vorarl-
berg und spater im Salzburgischen zur
Ausführung zu bringen. Sein Plan, auf
tüchtiger Localkenntniß und im Vertrauen
auf seine Landsleute beruhend, gelang
vollkommen. Wo noch etwa Saumselig-
keit hindernd entgegentreten mochte,
bewirkten seine Proklamationen die beab»
sichtigte Erhebung. Abgeschnitten von
aller Verbindung mit der kaiserlichen
Armee und den übrigen Ländern der
Monarchie, führte er allein die ganze
Verwaltung des Landes, beendete die im
Besitzergreifungspatente (Udine 13. April
1809) vorgeschriebene Organisation;
leitete energisch — mit Ausnahme der
rein militärischen Operationen — die
Landesverteidigung und führte in solcher
Weise die Civil» und Militärverwaltung
allein, allen Hindernissen und Schwierig»
ketten trotzend, die ein insurgirtes Land
zur Genüge darbietet, entblößt von allen
Hilfsmitteln, vom Feinde geächtet und
nur von seinen treuen, tapferen Lands»
leuten unterstützt, so lange fort, bis durch
den Znaimer Waffenstillstand, Anfangs
August, die Räumung Tirols und Vor-
arlbergs geboten ward. I n seinen frü«
heren Wirkungskreis zurückgekehrt, be-
schäftigte er sich wieder mit geschichtlichen
Studien, bis politische Verwickelungen ihn nebst vielen anderen Tirolern und
Vorarlbergern 1813 in Staatsgefangen.
schaft brachten. Die Allianz Oesterreichs
mit Frankreich nöthigte Oesterreich manche
Dinge als mißliebig anzusehen, welche
eben doch nur im Interesse Oesterreichs
und aus Patriotismus waren unternom«
mm worden. Hormayr, der entschie-
dene Gegner Napoleon's, war dem
Imperator eine sehr mißliebige Person
und der Verkehr mit ihm, ja sein Belassen
im Amte, mußte immerhin verdachtig er«
scheinen. So wurde Hormayr am
7. März 1813 plötzlich verhaftet und nach
Munkacs abgeführt, wo er 13 Monate
gefangen saß, aber anständig behandelt
wurde, im Genusse seines ganzen Gehaltes
blieb, ja sogar Taggelder bezog, bis
Napoleon's Abdankung im April 1814
jede weitere Besorgniß hob und nun der
Befehl zu H.'s Freilassung gegeben
wurde, worauf schon im folgenden Jahre
seine Ernennung zum Reichshistoriogra»
phen erfolgte. Ein Schatten aber trübt
H.'s Leben und wird es trüben so lange
eine Erinnerung an ihn bestehen wird,
und ein Glück ist es, daß er auf keinen
neuen Trager seines Namens fällt, denn
er war der letzte desselben; und dieser
Schatten ist Hormayr's treuloses Ver«
halten gegen Oesterreich und seine
Dynastie, welcher er durch 31 Jahre
(1797—1828) gedient, von dem Augen-
blicke als er in bayerische Dienste getreten
war. z Auf Kosten Oesterreichs wird, seit»
dem er aus dessen Diensten ausgeschieden,
Bayern erhoben und es ist doch dasselbe
Bayern, Oesterreichs alter Erbfeind,
gegen den Hormayr selbst 1309 in den
Waffen stand und gewiß nichts dagegen
gehabt hätte, wenn es zur Strafe für den
Verrath an Deutschland, für die thätige
Theilnahme an dem Unterdrückung^ und
Eroberungskriege gegen Tirol, aus der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon