Page - 288 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hibler-Hysel, Volume 9
Image of the Page - 288 -
Text of the Page - 288 -
Hormayr 286 Zormayr
Kaiserstaat (Wien. 4».) I8W, S. 3^1: „Erklü
rung H.'s über verschiedene gegen ihn gerichtete
Ausfälle in auswärtigen Blättern"; 1816,
S. 432: „Schreiben des Fürsten Metternich
an Hormayr" s anläßlich seines „Plutarch"^;
1817, Intelligenzblatt Nr. 77 j^ eine Erklärung
Hormayr's, seine Darstellung des Krieges
1809 betreffend).
III. Zur literarischcn Charakteristik Sormayr's.
Laube über Hormayr: „Hormayr, lebhaf-
ten Wesens, hat eine große politische Wich«
tigkeit gehabt, als sein Vaterland in den kri»
gerischen Conflicten mit Napoleon stand. Er
war eine Seele der Tiroler Aufstände und in
Wien ein nie ruhender Sporn gegen Frank«
reich. Sein österreichischer Plutarch war ein
Volksbuch von nicht zu beschreibender Wirk»
samkeit und ward in viele Sprachen übersetzt.
(Leider reducirt sich dieses „viele" auf zwei, die
französische und italienische; und doch sollte
dieses Werk in allen Sprachen der Monarchie
Übersetztsein.) Außer diesem politischen Momente
ruhtHormayr's Auszeichnung in der Geschichts«
forschung. Stets im Staatsleben beschäftigt,
ist er selten bis zur künstlerischen Ausarbei-
tung der Stosse gekommen, hat aber dafür auch
in einem Maße Material geschafft, wie kaum
ein anderer Mensch in Deutschland. Seit dem
Jahre 1802 — zuerst als Tyroler Almanach
— erschien sein „Tafchenbuch für vaterländische
Geschichte"
stets mit seltenen Stoffen geziert und
angelegt und geeignet, die Wechsel-
wirkung zwischen Kunst und Verfa l l
im uaterländischenLeben darzuthun
in besonders ausdrucksvollen Mo<
m enten". — Menzel über Hormayr: „Was
den Herr von Hormayr betrifft, so würde man
ihm unrecht thun, wenn man ihm aus seinen
historischen Heldensäulen und Ehrendenkmälem
aller Art einen Vorwurf machen wollte, da
man voraussetzen muß, daß er in der Zeit der
Noth und im Andenken an dieselbe,
immer nur die deutsche Sache gegen
die französische vertheidigt habe; und
wenn er der historischen Muse hin und wie»
der zu viel Servilismus zugemuthet hat. so
ist auf der andern Seite wieder nicht zu läug'
nen. daß seine vortrefflichen speciell geschicht»
lichen Untersuchungen eine Fundgrube für freie
Ideen und Erinnerungen aus den Zeiten der
älteren deutschen Freiheit sind. Sein Styl ist
nicht der beste, denn er ahmt etwas den
Schwulst Johannes Müller 's nach". —
Mundt sagt von H., oberflächlich genug, „daß
Hormayr in einem reichen Besitz von Kennt- nissen und Materialien zur Enthüllung der
innersten Zusammenhänge der neueren deut»
schen Geschichte war, daß er aber sein schar«
fes Auffassungstalent und sein seltenes, zum
Theil höchst pikantes Wissen in einer Reihe
von Einzeldarstellungen zersplitterte und ver»
sprüzte" (!). — Julian Schmidt und Ru,
dolph Gotisch all's Literaturgeschichten ge,
denken kaum des Historikers Hormayr . —
Schlegel über Hormayr. Man hat Hor«
mayr immer seinen schwülstigen, von Perioden
durchzogenen, mitunter sehr schwer verständli-
chen Styl vorgeworfen; ein Ausspruch Schle-
gel's über ein Werk Hormayr's erläu-
tert nun in wenigen Worten die Ursachen
des Hormayr'schen Styles. Als nämlich
Hormayr's Geschichte Wiens erschien, be«
merkte Schlegel: „Das Buch ist nun wohl
schon gedruckt, aber noch nicht geschrieben".
Gewiß eben so fein als treffend. Hormayr
fand nicht die Zeit, seine für den Druck be«
stimmten Werke stylistisch
durchzufeilen. Uebri»
gens ist „Die Geschichte Wiens" wirklich das
Werk eines Genies, denn der erzählende Tert
ist fast gänzlich aus dem Gedächtnisse dictirt."
l^Frankl L. A., Sonntagsblätter 1842, S.
S4t.^ — Der Biograph in Meyer's „Cow
versations<3erikon für die gebildeten Stände",
Bd. XV, S. 1232. schreibt: „Wie vielfach
Hormayr auch verketzert worden ist, so nen-
nen ihn doch selbst seine Feinde einen kühnen
Sohn seiner Berge, einen echten deutschen
Mann, dem Lüge und Verstellung fremd blie-
ben. Er war gewaltig in seinem Hasse wie
in seiner Liebe; die Leidenschaft auf der einen,
die Weichheit seines Gefühls auf der andern
Seite ließen ihn leicht das Maß überschreiten".
— Der bereits öfter erwähnte Pamphletist
und Verfasser des „österreichischen Parnaß,
bestiegen von einem heruntergekommenen An«
tiquar", schildert Hormayr folgendermaßen:
„Mittelgröße, wenig Adel der Bewegung, hef-
tig , Tiroler ohne Treue, bald liberal, bald
nach Hofgunst strebend, ganz Leidenschaft,
allseitig gebildet, grandioses Talent, schwulst!»
gerStyl, rachsüchtig, ungeliebt, in allem forcirt,
immenses Gedächtniß, ewiger Parallclenzieher,
ehemals große Thätigkeit, hat sich und seine
Periode überlebt —früher Hofrath und Geschieht»
schreibcr des kaiserlichen Hauses, jetzt in Mün-
chen; wegen unbefriedigtem Ehrgeiz zerfallen."
— Hormayr's Biograph im „Taschenbuch
für vaterländische Geschichte" schreibt über H.:
„Was Hormayr schon als Kind dem Geschichts-
studium entgegentrieb, war wohl die Natur-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Volume 9
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Hibler-Hysel
- Volume
- 9
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 518
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon