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sein Vater daselbst das Lehramt der
Botanik und Chemie an der Universität
erhielt. Unter der unmittelbaren Zeitung
seines Vaters erhielt der Sohn von
Nikolaus Mo l i to r den ersten Unterricht
im elterlichen Hause und war der stetige
Begleiter seines Vaters auf dessen natur»
wissenschaftlichen Ausflügen in den Umge.
bungen der Hauptstadt, in den Ebenen
und Gebirgen Ungarns. Als Knabe von
11 Jahren machte er die für die Natur»
geschichte wichtige Entdeckung, daß die
Fortpflanzung nicht bei allen Eidechsen
mittelst Eiern vor sich gehe und veröffent»
lichte dieselbe im ersten Bande der „Novo.
aotll. Helvetica" (1778). in der Abhand-
lung: „vk I^oorta vivipara". Indem
er sich in der Naturwissenschaft, vornehm»
lich in der Botanik und in den classischen
und modernen Sprachen gebildet, betrat
er die medicinische Laufbahn seines Vaters,
und beendete im Alter von 22 Jahren
daS arztliche Studium, worauf er auf
Kosten des Kaisers Joseph'im Jahre
1788 eine wissenschaftliche Reise nach
Deutschland, Holland, England antrat,
in London mit Mannern, wie Joseph
Banks, in dessen Hause er wohnte,
Johann Everard Smi th , Herschel,
Dryander, auf seiner Rückkehr aber
über Paris daselbst mit Iussieu, Des-
fontaine, Labilardiere, Lavoisin
und Vauquel in sich befreundete. Seine
Absicht, Westindien zu besuchen, wurde
durch die mittlerweile in Paris ausge»
brochenen Unruhen vereitelt und er trat
seine Rückreise über Italien an, wo er
gleichfalls vielfache Verbindungen mit
Gelehrten anknüpfte. Nach dreijähriger
Abwesenheit traf er 1791 wieder in Wien
ein, wo er noch im nämlichen Jahre von
Kaiser 3 eopoldI I . zum suppl. Professor
der Chemie und Botanik ernannt wurde.
Kaiser Franz I I . bestimmte ihn 1793 zum Adjuncten seines Vaters, der bereits
über 30 Jahre die Professur bekleidet
hatte. Um diese Zeit veröffentlichte
Joseph sein Lehrbuch der allgemeinen
und medicinischen Chemie in deutscher
und lateinischer Ausgabe und arbeitete
mit seinem Vater zugleich an der öster»
reichischen Provinzial - Pharmakopöe,
welche im October 1793 zuerst erschien.
Als sein Vater im Jahre 1797 vom
Lehramte zurücktrat, wurde Joseph '
sein Nachfolger in demselben. Im Jahre
1802 wurde I . zum Doctor der Arznei,
künde promovirt, 1897 zum Mitgliede
des Ausschuffes der k. k. Landwirth-
schaftS. Gesellschaft in Wien gewählt;
1820 zum n. ö. wirklichen Regierungs.
rathe ernannt. Nach Host's Tode
^Bd. IX, S. 340) übertrug ihm Kaiser
Franz 1834 die Aufsicht über den
für die österreichische Flora gegründeten
Kaisergarten im Belvedere. Im Jahre
1837 wählte ihn die neu in's 'Leben
getretene k. k. Gartenbau - Gesellschaft
zu ihrem Vice-Präsidenten; im folgenden
Jahre erbat er sich die Enthebung von
seinem Lehramte, das er durch 47 Jahre
versehen hatte. Aber nur ein Jahr mehr
genoß er die Ruhe, dann erlag er
im 74. Jahre einem Leiden, das sich seit
längerer Zeit bereits entwickelt hatte.
Aus seiner Ehe mit einer gebornen Freiin
Natorp, einer zu ihrer Zeit berühmten
Clavier.Dilettantin, hinterließ er nur
eine Tochter, die an den Hosrath und
Director des kais. Naturalien-Cabinetes,
Kar l Ritter von Schreibers, vermalt
war. Joseph Franz war der Letzte
seiner Familie. Die schriftstellerische Tha-
tigkeit I.'s umfaßt folgende Werke:
„Zähe llN5 der Mlltheililltik nebst einer Alchnnk-
lnng über ParalleMmen" (Wien 1778, 8".);
— „Beiträge ;ur Geschichte der Vögel" (Wien
1784, Beck. mit 19 ill. K. K., gr. 40.);
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Jablonowski-Karolina, Volume 10
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Jablonowski-Karolina
- Volume
- 10
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1863
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 524
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon