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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Jablonowski-Karolina, Volume 10
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Page - 100 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Jablonowski-Karolina, Volume 10

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Iarcke 100 Jaresch Liberalismus, der das gesunde germanische Leben zu zerstören drohte. Mit historischer Bestimmtheit und assertorischer Festigkeit nicht minder als mit sarkastischer Bitterkeit deckte er den Despotismus und die Lüge, die unter der Larve des Liberalismus oft einherschlei- chen, in ihrer ganzen Blöße auf. schwang die Geißel über die theoretisch-doctrinellen poli- tischen Speculationen und stürzte die flache Hohlheit des mattköpsigen und doch trunkenen Gefasels von ganz abstrakter Freiheit, welches die Sehnsucht der Völker belog und das Ziel ihrer Wünsche durch eine vorschnelle Geburt in die noch unreife Gegenwart hereinzerren mochte, über den Haufen. Bei der vagen und -schwankenden Stimmung, in welcher das Pu- blikum des Jahres 1831 befangen war, konnte es ihm an Wirkung nicht fehlen, aber während es ihm gelang, die Schattenseite des Libera- lismus so dunkel und schwarz zu zeichnen, wie sie ist, war er für seine Lichtseite blind geblieben — und hat seine Zeit und ihre großen Erscheinungen entweder wirklich miß- kannt oder nur mißkennen wol len. Ihm erschien die Gegenwart ein stabiler Sumpf und nicht was sie ist, ein Werdendes. Die Erscheinungen der Vergangenheit und die Er» fahrungen der Gegenwart benutzte er nur, um letztere in eine chinesische Starrheit zu bannen. Jede Reform, auch wenn sie auf e^ne gesetz- mäßige Weise in's Leben trat, war ihm ver» haßt und nannte er Revolution. Wenn z. B. in der badischen Kammer die Aufhebung des Zehnten durch Rottet in Anregung gebracht worden war, nannte das Berliner politische Wochenblatt dergleichen „schreiende Willkür", aber nur so lange, bis die dortige Regierung die Maßregel bestätigte; sobald der Regent sanctionirt hatte, schwieg I . . obwohl er auch gegen liberale Fürsten die feststehende Redens' art: „Wenn die Großen, selbst Könige mit der Revolution buhlen", gebrauchte, aber diesen Ausdruck nie auf einen concreten Fall anwen» dete. So Iarcke vor den Märztagen, unmit» telbar nach den Wirren der dreißiger Jahre. Im Vormärz entschiedener Feind eines jeden Liberalismus, ja selbst der gesetzmäßigen Re« formen, da er ja diese nur als Ausflüsse des liberalen Schwindelgeistes ansah, flüchtete er im Nach märz in den Schooß der Kirche, in deren Unterdrückung er die Genesis der Revo» lution erblickte und in der Rückkehr in den Schooß derselben die einzige Rettung für die Fürsten. Völker und Gesellschaft erwartete. Aber Alles dieß war Iarcke aus Ueberzeu- gung; statt eines Criminalisten, als der er eine Größe seiner Zeit geworden wäre. ward er Publicist, und es gibt kein widersinnigeres Bündniß, als das eines Strafrechtsgelehrten mit der Publicistik, denn jeder Leitartikel, der aus dem Schooße der letzteren entspringt, ist eine geborne Sünde, ein Frevel, also straffällig. — Wenn aber Gottschal l unseren Iarcke und noch Andere, wie Gentz, Hal ler , als Nachläufer Schlegel's bezeichnet, so ist das Phrase, mit der eine Specialität wie Iarcke — mag seine Richtung welch' immer eine sein — von einem Literaturhistoriker nicht abgethan werden darf, wie es zum mindesten befremdet, wenn Wolfgang Menzel Iarcke einen „Rit- ter der Knechtschaft nennt, der seinen Turnier» platz zuerst in Berlin aufschlug, als Gentz alterte, katholisch wurde, um dessen Stelle in Wien einzunehmen". Nicht als ob Iarcke nicht am richtigsten als Ritter der Knechtschaft bezeichnet wäre, aber daß ihn Menzel so nennt, befremdet. Am ruhigsten und richtigsten beurtheilt ihn Laube, der sagt: „daß I . mit dem Berliner politischen Wochenblatte im auf- fallenden Widersprüche, bald nach der Iulirevo» lution gegen alle Tendenz der Zeit, nicht bloß gegen einzelne Parteien oder Consequen» zen, sich erhob. Das „Wochenblatt" hält sich im andern Ertreme an die äußerste Consequenz des historischen Buchstabens und lebt in der Forderung jener einigen Gedanken- und Zu» ständewelt, aus deren Uneinswerden alle Be- wegung der neuen Geschichte entsprungen ist. Da die Geschichtsentwickelung sich schwer auf einen bestimmten Einzelnzweck hin fesseln läßt, so scheint es leichter, ihre Berechtigung zu unvorgesehener Wendung überhaupt zu läug« nen, und das ist denn schwächer öder stärker in allen Krisen der Zeit geschehen und hat den Fortschrit t immer genöthigt, sich tie« ferzu begründen". Jaresch, Johann (Kupferstecher in Wien). Erhielt seine künstlerische Aus- bildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien, arbeitete daselbst als akademischer Kupferstecher und schon im Iabre 1824 stach er ein schönes Blatt nach F. Penni: „Nie h. Inngtran". Dem Herausgeber ist noch ein Stich von ihm, u. z. daS „Porträt des NireitllrZ der Ztem- mllrte I. I. Ntwin" , nach Bartak, bekannt. Ueber seine Lebensverhältniffe
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Jablonowski-Karolina, Volume 10
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Jablonowski-Karolina
Volume
10
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1863
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
524
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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