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Kasperowski Kasperonisk.i
Kasperowski auf, öffnete den Blinden
die Augen, trat den Miß. und Uebel«
ständen, deren Bedeutung freilich nur der
praktische und erfahrene Landwirth ganz
zu würdigen vermag, entgegen und nahm
den schweren Kampf auf, entschlossen,
mit mechanischen Kenntnissen ausgestattet,
und von dem Streben, dem Lande nütz»
lich zu werden, beseelt, ihn siegreich durch«
zuführen. Er hatte zuerst einen Brenne-
lei-Apparat nach eigenem System erbaut,
der auch nach ihm genannt wurde. Dann
enthüllte er das gewissenlose, auf die Un«
wifsenheit in Galizien gestützte Gebaren
der preußischen Charlatane, die mit ihren
Büchern das Brennen oder vielmehr das
Vergeuden des Geldes für unbrauchbares
Zeug lehrten, und war bemüht, seine
Methode niederzuschreiben und eine deut«
sche Ausgabe desselben zu veranstalten.
Bei diesen, namentlich den praktischen
Unternehmungen nach dieser Richtung
stieß er aber in der Ausführung auf neue
Hindernisse, vor Allem auf den völligen
Mangel naturwissenschaftlicher und tech«
nischer Kenntnisse. I n Galizien gab es
zu jener Zeit noch keine technischen
Schulen und wie es damals mit der
Naturwissenschaft in Oesterreich stand,
dafür zeugt die Thatsache, daß Leute
dieses Faches für Gelehrte angesehen
wurden, welche heute von einem mittel«
mäßigen Studiosus desselben im Wissen
weit überboten werden. Die fortschrei«
tende Erkenntniß bewegte sich mehr auf
dem idealen als praktischen Gebiete, und
mit Leuten, welche für Schil ler schwärm«
ten, war von technischen Arbeiten und
landwirthschaftlichem Betriebe doch nicht
zu reden. Noch aber gab es Männer,
welche den praktischen Geist K.'s wohl
erkannten, und einer von ihnen, der
Edelmann Ci ko w s ki, berief den uner-
schrockenen Vorfechtcr für gemeinnützige Interessen auf seinen im Tarnopoler
Kreise gelegenen Edelhof Zurawnik. Dort
eröffnete sich K. ein neues Gebiet zum
Schaffen; er richtete nun eine Zuckerfie»
derei nach einem kleinen Maßstabe ein
und brachte mit Cikowski den Gedan«
ken der Herausgabe eines landwirth«
schaftlichen Blattes zur Reife, welches
dann auch in Lemberg im I . 1840 unter
dem Titel: „I'i/Fo^/tt/öT'o^Nl'^o-F^sm?/-
sio«?z,", d. i. Landwirthschaft'industrielles
Wochenblatt, und unter Redaction Ka-
sperowski'S erschien. Nach K.'s Tode
ging es in die Leitung der Herren
Kochanski und I . K. Tu-rowSki
über. In diesem Blatte begann nun K.
so zu sagen den Unterricht naturwiffen«
schaftlicher Kenntnisse ad ovo; eine Auf»
gäbe, deren Schwierigkeit Jener ermessen
wird. der überhaupt weiß, was es
mit der Handhabung einer technischen
Terminologie, die der Gebildete kaum,
der Ungebildete aber gar nicht kennt, für
ein Bewandtniß hat. Kasperowski
schrieb, wenn es zu sagen gestattet ist, in
einer seinen Lesern anfangs Unverstand,
lichen Sprache, welche er den Leuten, für
die er schrieb, erst mundgerecht machen
mußte, und das war keine geringe Auf«
gäbe. Aber er hat sie unverdrossen auf«
genommen, sichtbare Erfolge erzielt und
viel Gutes gewirkt. Um die segensvolle
Wirksamkeit dieses WanneS mit wenigen
Worten aber treffend zu bezeichnen, so
mögen hier die Worte seines Biogra«
phen eine Stelle finden, der in einer
Erinnerung an den Verschollenen sagt,
was er nicht war und waS er war:
er war nicht das hellleuchtende Son«
nenlicht, daö Alles erleuchtende Strahlen
über die noch unentde^ten Schätze
eines reich gesegneten aber wenig ge«
kannten Landes ergießt, aber er war
das trostreich flackernde Lämpchen,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon