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gleich mit innerem Widerstreben, aber aus
tiefster Verehrung für die erlauchte Frau
zu. Nachdem sie mit ihren königlichen
Zöglingen soweit vorgeschritten war, daß
sie überzeugt war, mit ihrem Unterrichte
ihnen nicht mehr nützen zu können, denn
die Gabe des Unterrichtes war ihr nicht
eigen, kehrte sie nach Rom zurück, wo
es ihr schwer wurde, allen seit geraumer
Zeit an sie gelangten Bestellungen nach»
zukommen. Dazu brachte jeder Tag neue
Aufträge. Nur ihre höchst geregelte
Lebensweise und, man muß sagen, ihr
staunenswerther Fleiß ermöglichten es,
daß sie den zahllosen an sie gestellten
Forderungen entsprach. So z. B. arbei-
tete sie von frühem Morgen bis Mittag
bei der Staffelei, entweder zeichnend oder
malend. Indem sie dann eine kleine Er-
frischung nahm, ging sie wieder zur
Arbeit und malte bis Sonnenunter«
gang. Des Abends versammelte sich ein
kleiner aber ausgewählter Kreis von
Freunden bei ihr, darunter als ständige
Gäste der Nath Neiffenstein. der
Landschaftsmaler Hackert, der Kupfer«
stecher Vo lpci to und der Abb6, nachma-
lige Cardinal Spina, denen sich dann
und wann ausgezeichnete Fremde, welche
an Angel ica Empfehlungen hatten
oder von ihren Freunden bei ihr einge-
führt wurden, hinzugesellten. So verlebte
sie allgemein bewundert und anerkannt
glückliche Jahre und nur der Tod ihres
geachteten Gatten Zucchi, welcher im
Jahre 1793 erfolgte, bildet eine traurige
Episode in diesem künstlerischen Still-
leben. Größere Sorgen beunruhigten sie
aber, als die blutigen Sonnenstrahlen
einer neuen Zeit ihr grelles Licht auch
auf den Kirchenstaat warfen und Nom
zum ersten Male nach langer Zeit jene
französische Einquartierung erhielt, welche
noch heute das Entsetzen aller Touristen
v. Würz back, biogr. Lcnkon. XI. sMd und die unauflösbare diplomatische Frage
der Gegenwart bildet. Uebrigens die
bekannte französische Galanterie spiegelt
sich in dem gegen Angelica beobachte-
ten Benehmen in wahrhaft glänzender
Weise. Während alle Häuser in Rom
französische Einquartierung erhielten, ver»
schonte der Commandant der Besatzungs«
truppen Angelica's Haus, sobald er in
Kenntniß gesetzt worden, welche bedeu«
tende Künstlerin in demselben wohne.
General l'Sspinasse gab ihr schrift>
lich die Zusicherung, daß sie sich gegen
jede solche Ungebühr für geschützt be«
trachten könne, und Angelica erwie«
derte eine solche, in Kriegswirren nicht
übliche Zartheit damit, daß sie den Ge>
neral bat, ihr zu seinem Bilde zu sitzen.
Empfindlicher traf sie aber die Sorge um
ihr in englischen Papieren angelegtes,
durch ihren staunenswerthen Fleiß erwor«
benes nicht geringes Vermögen, welches
bei der traurigen politischen Situation
sehr gefährdet erschien' jedoch hatte sie nur
verhältnißmäßig geringe Verluste erlitten.
Ihr ununterbrochenes Arbeiten hatte
indeß ihre Gesundheit geschwächt und
nach einer längeren Krankheit, von der
sie befallen wurde, machte sie auf den
Nath der Aerzte eine Reise nach Ober»
italien, auf welcher sie alle Orte einer
glücklich verlebten Kindheit besuchte und
in Mailand, später in Como mehrere
Wochen verweilte. Nach ihrer Rückkehr
nach Rom begann wieder jene künst«
lerische rastlose Thätigkeit, welche die
Menge ihrer Arbeiten erklärt. Aber die
letzten 3 bis 4 Jahre vor ihrem Hiuschei'
den nahmen ihre Kräfte und die Luft
zur Arbeit sichtlich ab, ja mit Anfang des
Jahres 1807 wurde sie von einer solchen
Schwäche überfallen, daß sie
selbst fühlte,
ihre letzte Stunde möge nicht mehr ferne
sein. Sie bereitete sich auch gefaßt auf
!. 29. Sept. l863.) 4
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon