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KauniH
8. V a s , x ariaiQ 8oeiyt.).
8) Nach der Bronze von Hagenauer I.
Schmuzer 20. 4786 (gr. Fol.). schönes
Blatt. —9) I. Steiner?., I. Schlnuzerso.
1765 (gr. Fol.), Kniestück. — 10) Büste auf
einem Quader»Piedestale, umgeben von alle»
gorischen Personen. Der Stein trägt die In»
schrist: luImai'tali I'riuaixi. Veucoslao.
Xaunit2. ^.. KiOtberF. OuHus. OoQ2Uio.
I^rovido. ^ULto. 8a.i>i6uti. I^ibsrtas. ^ura.
D. O. O.
Am unteren Rande des Piedestaleö:
inv: st saulF. VisQuas (Fol.).
III. Medaille. Sie ist» im Jahre 1773 von
K rafft ausgeführt. Die Kopfseite mit seinem
Bildnisse, die Rückseite zeigt den Genius des
LichteS unter den Strahlen der Morgensonne,
Künste, Wissenschaft und Gewerbe befreiend.
Die Umschrift besteht aus der Iahrzahl 1773
und den Worten „nazcitui' oi-äo". Da aber
gerade in diesem Jahre die von Kaunitz
energisch betriebene Aufhebung des Jesuiten«
ordens stattfand, hintertrieb K. selbst die Aus»
gäbe dieser Denkmünze, denn sie sollte nicht
ausschließend auf dieses Ereigniß gedeutet
werden. Daher ist diese Denkmünze ziemlich
selten anzutreffen.
IV. Charakteristik des Fürsten Kaunitz. Der
Baron von Gleichen, der Baron Fürstund
viele Andere bis auf Hormayr (dieser im
„Taschenbuch für vaterländische Geschichte",
1831, S. 93—l02) haben den Fürsten charak»
terisirt und dabei eine Menge pikanter und
bekannter Anekdoten erzählt, die ihn jedoch
nach dieser Seite hin mehr kleinlich erscheinen
lassen als ein treues Abbild seines Ichs geben.
Herausgeber folgt hier einer anderen Quelle,
welche den handschriftlichen Nachrichten eines
46jährigen Hausgenossen des Fürsten, die
unmittelbar nach dessen Tode erschienen, und
unmittelbar nach seinem Tode veröffentlicht
worden, entnommen ist. Weniger pikant und
mit weniger amüsanten Bagatellen ausgestat-
tet, tragen diese Mittheilungen das Gepräge
der Wahrheit an sich, und vollenden mit dem
oben Mitgetheilten das Bild cines Mannes,
der längst seinen Biographen verdiente und
ihn wohl auch finden wird, wenn die Zeit
der in Hast entworfenen und ausgeführten
historischen Gelegenhei tsbücher über«
v. Würzbach, biogr. Lexikon. "XI. ^Gedr, wunden, und jene der ruhigen unbefangenen,
wahrheitsgetreuen Gesch ichtsforschung
gekommen sein wird. „Diesen Staatsmann,
schreibt unsere Quelle, dem ein so langes und
ruhmvolles Leben zu Theil ward, hielt das
Volk in Oesterreich in der That für seinen
Freund. Der gemeine Mann in Wien nannte
ihn nur den alten Fürsten, und in den
Gesellschaften aus den höheren Ständen wurde
ihm der Beiname des Großen selten versagt.
Wenn auch in den Cirkeln des hohen Adels
seine Mitwerber in Würden, Kenntnissen und
Talenten häusig über feine Sonderbarkeiten
und Derbheiten spöttelten, und sich darüber
eine Menge Anekdoten zu erzählen hatten, so
kam doch die Stimme dieser Oppositionspar«
tei gegen den allgemeinen Ruf in keinen Be<
tracht Fürst Kaunitz hatte eine ausgebildete
Vernunft, ohne, wie es
sich leicht denken läßt,
gerade einem bestimmten philosophischen Sy«
steme mit aller Genauigkeit der Schule anzu-
gehören. Wenn er gleich ehemals in Leipzig
Vorlesungen über Philosophie gehört hatte,
so fand er doch keinen Geschmack an eigentlich»
metaphysischen Untersuchungen. Aber die wich»
tigsten Lehren der Metaphysik, die Ideen von
der Gottheit und der Natur deS Menschen, sein
Verhältniß zu den ersteren, und srine muth»
maßliche künftige Bestimmung hatte er vrak«
tisch inne, und diese Sätze mögen wohl die
Grundlage in dem Katechismus seiner Glau«
benslchre gewesen sein. Dennoch versäumte
er die äußeren Gebräuche seiner Kirche nicht;
er ließ in seinem Palaste an Sonn» und
Fasttagen Messe lesen und betrug sich überhaupt
als katholischer Christ. Seine Duldsamkeit
gegenüber den anderen Confesfionen, ja nicht
bloß Duldsamkeit, sondern seine aufgeklärte
Denkweise über diesen Gegenstand gab sich
bei allen Anlässen kund. Als er nach der von
dem Churfürsten Friedrich August von
Sachsen angenommenen Erbhuldigung aus
diesem Anlaß eine diplomatische Mahlzeit gab,
bei welcher Cardinal M i gazzi, C'rzbischofuon
Wien. und der russische Botschafter mit vielen
anderen Gästen geladen rouren, wurde bei
Tische erzählt, daß der Churfürst von Sachsen
dem lutherischen Cultus seiner Unterthanen
so viel Wohlwollen bezeige, daß man katho»
lischer Seits zu fürchten anfange, er möchte
von der katholischen zur lutherischen Religion
übergehen. Da bemerkte Fürst Kaunitz in
seiner ruhig sarkastischen Weise: „Um seine
arme Seele sollte es mich dauern, aber sonst
wäre es wahrlich sehr gescheidt", dabei blickte
I.Oct. l863.) 6
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon