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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Volume 11
Page - 83 -
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Page - 83 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Volume 11

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Kaumö AauniH der Stifter und Director einer Lehrschule der Kupferstechkunst wurde, aus welcher seitdem so viele schätzbare Künstler hervorgegangen sind. Mit Mecheln aus Basel, der lange Zeit in Wien war und die Bildergallene ordnete, besonders aber mit dem Historien» maler Casanova, lebte K au nitz, bei ihrem Aufenthalte in Wien, in einem täglichen, fast vertrauten Umgänge. Diese Auszeich- nung hatten sie indeß wohl mehr noch ihrer feinen Lebensart, als ihren Kunstfähigkeiten zu verdanken. Der größte Künstler, wenn er nicht die Geschmeidigkeit des Hofmanns hatte, galt nicht viel bei Kaunitz; daher klagten die meisten über ihn, theils weil er sie oft Stunden lang in seinen Vorzimmern warten ließ, indessen er sich vielleicht mit einem Handwerker unterhielt, theils weil nicht alle sich mit der Ehre. ihre Kunstwerke in des Fürsten Gallerten aufgestellt zu sehen, genügsam bezahlt glaubten, welches Kau nitz höchst un» bescheiden, eigennützig und unartig nannte*). Ein berühmter Künstler zu Wien rächte sich dafür an dem Fürsten, indem er ihm eine selbst« verfertigte schlechte Copie für einen Original» Corrrggio um vieles Geld anbieten ließ. Der Fürst ließ sich täuschen, erfuhr zwar nachmals den Betrug, schämte sich jedoch, darüber zu klagen. Kaunitz war überall als ein großer Reiter bekannt, und diese Liebhaberei machte einen Hauptzug in seiner Lebensweise aus. Er selbst hielt seine Reitbahn für die erste in Deutschland, und wenn das auch gleich nicht alle Pferdoverständige mit ihm glaubten, so bewunderten sie doch die Gewandtheit und Geschicklichkeit dieses Gieises, der in seinem hohen Alter junge muthige Hengste abritt. Zu Pferde saß er als Greis noch nut natürlichem Anstünde, er führte eS leicht, obgleich nicht mit fester Hand, und tummelte es noch manch' mal. Gerne zeigte er sich Anderen zu Pferde; auch war es Jedermann erlaubt, in seine Reitbahn zu kommen. Befand er sich wohl, so ritt er fast täglich Nachmittags, indeß noch vor seinem Mittage zwei bis drei Pferde, und ließ im Winter die Bahn mit argantischen Lampen beleuchten. Er hatle die meisten Pferde» und Reitbücher in seiner Bibliothek und zeigte öfter, daß er sie fleißig gelesen habe. Was der Italiener Bore l l i über den Gang der vierfüßigen Thiere, und andere französische ' ) Nun in dieser Beziehung kann man dem grc will auch ledin. Mechaniker uon dem Sitze und derZämnung gelehrt baden, beurtheilte er sebr richtig. Daß er seine Stallmeister selbst unterrichtet und erzogen habe, das wußten viele von Wiens Einwohnern bisher durch Tradition, nach sei» nem Tode ist es sogar ausdrücklich in seinem Testamente der Welt bekannt gemacht worden. Daß Kaunitz in seinen jungen Jahren ein schöner Mann aewefen war. uno eine von den Vhysiognomien hatte, die Ehrfurcht einprägen und den edlen Mann gleich bei dem ersten Anblicke ankündigen, wußte man auch an zwei großen Höfen dirßseits und jenseits des Rheins; selbst in seinem Alter sah man noch Ueberreste davon. Man hat sich vielfältig er» zählt, daß er das Geschäft seines Anzuges und Putzes mit der eitelsten Pünktlichkeit besorge, wie man sie sonst nur den Weibern verzeiht; allein Andere behaupten, seine Toilette sei mehr langsam, als gekünstelt gewesen und der Methodismus, nicht aber die Vielfältigkeit der Geschäfte, habe ihren Gang verzögert. Sein ganzer Anzug war in Absicht auf die Stoffe mit ungemeiner Vorsicht gewählt, wozu die große Sorgfalt für Erhaltung seiner Gesuno- heit unstreitig mit beitrug, denn er liebte das Leben und mochte von Krankheiten nicht ein- mal gerne hören, obgleich er mit Kranken nach seiner natürlichen Gutmüthigkeit vieles Mitleiden hatte. Pocken-Inocuwtion konnte er nicht nennen hören, selbst uon der Ino(,'ula« tion der Bäume durfte man nicht reden, man mußte äugeln, oder einimpfen sagen. Diese allzugroße Furcht vor Krankheiten rührte von seinem reizbaren Nervensystem her, und wenn er sich so ängstlich vor dec freien Luft fürchtete und sich in seinen Kutschen fast immer hermetisch einschloß, so war das, um nicht Schnupfen oder Husten zu bekommen. Die Arzeneimittel verabscheute er und die Aerzte achtete er nur aus Nothwendigkeit. Uebrigens hatte er sich auch in den Schriften der Aerzte umgesehen und seine Begriffe von dem mensch« lichen Körper und dessen Verrichtungen waren nicht irrig. Er hatte sich sehr sonderbar diäte« tische Grundsätze gemacht, und seine Tages» ordnung in Absicht auf Geschäfte, Tafel und Schlaf war eine völlige Umkehrung der Lebensweise anderer Menschen. Immer aber muß er wohl dir goldene Regel der Mäßig« keit beobachtet haben; das lehrt außer bestimm' ten Zeugnissen sein hoheö und gesundes M«r. Unter seinen moralischen Eigenschaften rühmt man vun ihm Redlichkeit und Treue. Vomehm und Nocken war er oft g^en Freunde
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Károlyi-Kiwisch, Volume 11
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Károlyi-Kiwisch
Volume
11
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1864
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
498
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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