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(KaLZa. 1773) 8".)) und ist die von ihm
im Alter von 13 Jahren geschriebene und
gedruckte Geographie Ungarns. Es muß
diese Erscheinung eben nicht befremden,
der Adel Ungarns und Siebenbürgens
verfolgte miteiner gewissen Genugthuung
die geistige Entwickelung der Kinder und
nicht selten kam es vor, daß Eltern von
ihren Kindern eine Iugendschrift über«
setzen und diese Ueberschung dann drucken
ließen. Bei einer in so rascher Entwicke»
lung begriffenen Sprache, wie die unga«
rische, konnte selbst eine solche Schüler-
arbeit einigen Werth haben und ihr
manche Wortbildung, manche originelle,
und eben deßhalb später zur Geltung
gebrachteWendung zu verdanken sein. Die»
fer ersten Arbeit folgte alsbald eine zweite,
und zwar die Uebersetzung des von Bes»
senyei Md. I, S. 330) in deutscher
Sprache geschriebenen Romans: „Der
Amerikaner", welcher unter dem Titel:
1776, 80.) erschien. Neben Bessenyei
fesselte auch Barot i -Szabo ^Bd. I,
S. 162) deS Jünglings Fantasie und
regten ihn dessen Arbeiten zunächst zu
metrischen Versuchen an. Mittlerweile
beendete er das Studium der Nechtsw'is«
senschaften und auch jenes der Theologie;
das letztere wurde und wird noch von den
Bekennern des reformirten Glaubens
nicht gerade immer mit dem Hinblicke auf
ein geistliches Amt betrieben. Zwanzig
Jahre alt, begab er
sich 1779 nach Kaschau,
um dort die juristische Praxis anzutreten.
Nach Ajährigem Aufenthalte daselbst ging
er zur Fortsetzung seiner Praxis nach
Eperies, wo er nur 1 Jahr blieb, und
dann als Iurat nach Pesth kam. Während
dieser Zeit, von 1779—1782, trieb er
fleißig das Studium der deutschen
Sprache, wozu ihn die Liebe für ein deut- sches Mädchen begeisterte. Die bei einem
Buchbinder — denn an Buchhändlern
fehlte es in jener Zeit noch in Ungarn —
gefundene Ausgabe vonGeßne r's Idyl«
len war ein wahrer Schatzfür das liebende
Gemüth des Jünglings, und wahrend
er mit der magyarischen Uebersetzung der
Idyllen begann, begeisterte den Ungar
das deutsche Madchen zu deutschen Ge«
dichten. Auch fällt in diese Zeit seine —
nie gedruckte —Uebersetzung vonMül«
ler's „Sigwart". I n seinen ungarischen
Gedichten nannte er das Mädchen seines
Herzens Czenczi. Seine im Jahre 1782
erfolgte Uebersiedlung nach Pesth erwei»
terte des
strebenden Dichters Gesichtskreis,
die Literatur des Auslandes wurde ihm
zugänglich und der Verkehr mit geistvol«
len Männern, vornehmlich mit Gedeon
Ra.d ay, blieb -auch nicht ohne wohlthä»
tige Einwirkung. Junge gebildete Mag-
naten zogen ihn in ihre Nähe, und wah»
rend Lorenz Baron Orczy den Poeten
zum Vicenotar ernannte, übertrug ihm
dessen Sohn Ladis laus die Stelle
eincs Gerichtstafelbeisitzers von Abauj
und Franz Graf B athyani jene eines
Assessors von S^ros. Der Umgang mit
diesen Männern und gleichgefinnten San»
gesgenoffen wurde ihm um so förder»
licher, als die Gerichtspraxis nur wenig
Anziehendes für ihn besaß. Dagegen
griff er mit wahrer Jünglingshaft nach
den neuesten Erzeugnissen der Literatur.
Klopstock's Messiade und Sto l l -
berg's Gedichte erhielten bald ein Platz»
chen in seiner kleinen Büchersammlung,
und Rad ay'sLiebe für das Theater fand
in ihm einen begeisterten Anhänger, nebst«
dem verkehrte er mit Kor nid es, dem
Universitütsbibliothekar, Katona s^. d.
S. 33^ und mit Schwartner, welcher
nachmals tüchtige Gelehrte zu jener Zeit
als Hofmeister bei einer Pesthor Familie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon