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lebte. Seine Absicht, eine Reise in's Aus-
land zu unternehmen, mußte er, da die
Mutter in ihn drängte, sich um ein Amt
zu bewerben, aufgeben; so lag er denn
seinem wenig poetischen Amtsdienste ob,
bis sich ihm freundlichere Aussichten dar.
boten. Die Reformation des ungarischen
Studienwesens hatte begonnen, und
Ludwig GrafTörök wurde 1786 kön.
oberster Schulverweser des Kaschauer
Districtes. K. erhielt die Stelle eines
Schulrathes. Am 11. October 1786 trat
er sein neues Amt an, welches die Comi-
täte Zips, Säros, Zemplin, Unghvär,
Beregh, Abauj, Torna, Gömör, Borsod
und Heves, dann Iazygien und Klein»
Kumanien umfaßte. Durch 3 Jahre wirkte
K. in dieser neuen Berufssphare und die
geringe Muße, welche ihm sein ange»
strengter Dienst übrig ließ, widmete er
schriftstellerischen Arbeiten. I n diese Zeit
fällt die Herausgabe seiner Uebersetzung
der Geßner'schen Idyllen unter dem
Titel: „tFsssw^' Z^omon /c??// '^Amz'"
(152532 1788) und die freie Bearbeitung
des deutschen Romans „Adolph's Briefe",
welcher unter dem Titel: „F«<?sm6Fl/6!'nsö
ö'52?'6626<H6tt ?6i?6?6i« (ebd. 1789) er.
schien. Beide Arbeiten erwarben ihm in
hohem Grade die Gunst des Publikums.
Auch forderte er um diese Zeit Bar 6 ti
und Bacsä.nyi ^Bd. I , S.111^ zur
Herausgabe einer rein literarischen (der
ersten ungarischen) Zeitschrift auf, welche
auch unter dem Titel: „ktii.F^o,r^Iu2<5uiü"
(Kaschau und Pesth 1788 und 1789, 8".,
8 Theile) erschien. Bald jedoch zog sich
K. wegen Mißhelligkeiten von der Ne-
daction zurück, und gab 179t) allein die
Monatschrift „Oi-^kuL«, 8 Bandchen
(Kaschau, 8o.) heraus. Mittlerweile waren
mit dem durch Kaiser Joseph'sII. Tod
erfolgten Regierungswechsel wesentliche
Aenderungen im Lande vorgegangen, welche auch auf K. nicht ohne Wirkung
blieben. Am 1. April 1791 enthob ihn
die ungarische Statth alterei seines Amtes
aus dem Grunde, weil er nicht Katholik
war und seinen Gehalt doch ox xrae-
dsnäg, OÄnoliiooruin ^FrienLiuin bezog.
Man beließ ihm zwar auf ein Jahr den
Gnadengehalt von ^300 Gulden, und
vertröstete ihn, ihn bei nächster Gelegen«
heit unterzubringen. Aber K. that keine
Schritte, um diese Hoffnungen zu verwirk»
lichen. Bei Gelegenheit, als er eine Reise
nach Wien unternahm, stellte er sich van
Swieten vor, um ihm für die Huld,
die ihm dieser Gelehrte bisher bewiesen,
zu danken. I n fast rührender Weise ge»
denkt K. dieser Begegnung mit van
Swieten und des Kuffes, womit ihn
dieser beglückte, dieses letzteren, nicht weil
ihm ein Minister denselben gegeben, son-
dern weil dieß van Swieten gethan.
Die nächstfolgenden Jahre lebte K. aus«
schließlich literarischen Arbeiten. Sind
es auch meistens Nebersetzungen, darf
doch ihr Werth und ihre Bedeutung
nicht unterschätzt werden; denn theils
wurde auf diesem Wege die ungarische
Literatur mit den Meisterwerken fremder
Literaturen jener Zeit bekannt, theils
gewann die in der Bildung begriffene
Sprache an Schwung und Eleganz.
Die Ueberschung von Werken, wie Her«
der's Paramythien unter dem Titel:
Iom1793,8o.), derDialogenWieland's
und des Sokrates Mainomenos unter
dem Titel: „Ho^'a
(I>Q3tIi 1793), beförderten den
classischen Geschmack, wie denn auch, als
1790 der merkwürdige ungarische Land«
tag Statt hatte und man die Verbreitung
der Nationalsprache zur Staatsangelegen«
heit erklärte, das Theater als Haupt-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon