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bleiben, einen ganzen Volksstamm im Reiche,
der weder nach Aemtern, noch Stellen in
Ungarn geizte, zu beschimpfen, ihn einem
anderen Volke, welches, wie es bekannt ist,
die bestrn Stellen in allen Aemtern einnimmt
und dessen Söhne doch Aufruhr predigen, zu
substituiren, ist weder männlich noch geistreich.)
Indem er nun auf das von verschiedenen Na<
tionen bewohnte Ungerland zu sprechen kommt,
so entwickelt er folgende Ansichten.- Die Iden<
tität der Sprache und die physische Con-
formation sind: Erstere cin mächtiges Band
der Völker, letztere ein Charakterzeichen der
Stammverwandtschaft, aber ihr entscheidendes
politisches Gewicht anerkennt K. nicht;
nach ihm gibt es bei weitem untrüglichere
Criterien für die Zusammengehörigkeit eines
Staates, als die Gleichheit und Aehnlichkeit
der Sprache, und diese sind der durch histori»
sches Beisammensein entwickelte gemeinsame
Geist und die geographische Lage, welche die
Grenzen steckt und die innerhalb derselben
befindlichen Elemente auf die Fusionen weist
^es ist merkwürdig, daß die radicalsten Ma»
gyaren eben keine besseren Gründe für ihre
Ansichten haben, als ihnen die radicalsten
Großösterreicher für die ihren seit jeher ent»
gegenstellen). Die Racenuerwandtschaft, argu»
mentirt K. weiter, hat eine ethnologische,
die Nationalität eine historische Basis und
die geographische Lage ist ein über
den menschlichen Inst i tut ionen stehen«
deS Gesetz. Seit einem Jahrtausende kämpft
der Ungar unter Glück und Mißgeschick, außen
und innen; er verlor zeitweilig Alles, nur das
Vaterland nicht, und so lange er lebt, wird
er es auch nimals verlieren. . . . Ungarn, einst
in den Kämpfen zwischen Europa und Asien
ein Vorposten, einst die Schutzwehr des Chri»
stenthums gegen die Barbarei des Orients, ist
nun das Bollwerk der westlichen Civilisation
gegen die Barbarei des Nordens, der Felsen,
welcher das Zusammenströmen der großen
Fluth des Slauenthums verhindert. Aber
auch noch eine andere Idee vertritt Ungarn
und zwar gegen die subversiven Bestrebungen:
Die höbe Idee der Legitimität. Auf dem Bo<
den, „außer welchem für sie auf dem ganzen
Erdenrund kein Platz ist", wird die ungarische
Nation ihren Beruf erfüllen, und ihren
Schatz: Die Idee des ungarischen Staates,
hüten. Lander und Völker sind zu räthselhaf«
ten Aufgaben der Mythe geworden — der
ungarische Staat ist es allein, den all' der
Sturm zwar zu erschüttern, aber niemals
o. Wurzbach. biogr. Lexikon. XI. wegzufegen vermochte... Die Gegenwart kann
Opfer fordern, diese Nation hat niemals ge-
kargt — die Zukunft ist in Gottes Hand, aber
die Vergangenheit verläugnen. dicß wäre mehr
als Verrath am Vaterlande, es wäre eine
Verläugnung der Ehre. Nach diesem hier,
nur in den Schlagwörtern reproducirten Ge,
dankengange, stellt K. folgende Postulate:
1) daß die pragmatische Sanction für Ungarn
als bilateraler Vertrag bindend sei, daß der
Eid. d?r den König verpflichtet, das Gebiet
des StaateL in keinrm seiner Theile zu ver»
äußern, zu verringern, je nach Möglichkeit zu
vermehren und auszudehnen, sei es äußeren,
sei es inneren Angriffen gegenüber, kein ge«
schriebener Segen sei; 2) daß die Nation ihre
eigenen Angelegenheiten frei verwalte, und sich
jeder Einmengung in die Angelegenheiten an<
derer Länder enthalte; 3) daß die Nation
über die ganze Wehrkraft des ungarischen
Staates in giltiger Weise verfüge; 4) dah
bezüglich der Steuern und ihrer Verwendung
keine fremden Interessen dienende Behörde
rechtskräftig verfüge; 5) daß die auf dem
Wege eines rechtswidrigen Concordats ver<
geudeten Patronatsrechte des ungarischen apo»
stolischen Königs über die nationale Mutter«
kirche wieder hergestellt werden; 6) daß das
durch uncompetente Nichter, nach fremoen
Gesetzen begangene rechtswidrige und ungil«
tige Verfahren wider so viele Söhne des Va-
terlandes in seinen Folgen eingestellt werde.
Nach einer Apostrophe, in welcher er da's Oe»
baren der Negierung in den letzten !2 Jahren
in den grellsten Farben schildert, schließt er
seine Rede mit einem Zurufe an den König:
er möge keinen neuen Kampf gegen die Prin«
cipien der ewigen Wahrheit beginnen: „denn
es wäre der Kampf eines endlichen Menschen
mit der unendlichen Zukunft, es wäre einKampf
zwischen einem König und einem Gott".
Kltznaöio, Anton und Johann Au»
gust, Vater und Sohn (Schriftsteller).
Zeitgenossen. Die Italiener schreiben beide
mit C und s, Casnacich, die Slaven,
welcher Nation sie eigentlich angehören,
mit K, wie oben. Der Vater, Anton,
welcher 4857 noch lebte, ist einer der
fruchtbarsten Gelegenheitsdichter und
viele der zu seiner Zeit unter den Titeln:
„I>6l Is >so226" oder „kei öoisnns in-
Fr6L3o" erschienenen Festschriften enthal«
. 26. Oct. l863.) 8
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon