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Keglevich 129 Aeglevich
nenes Benehmens. Die Absperrung sei«
nes Schlosses strenge untersagend, ver»
fügte er sich vielmehr selbst zu den Kran»
ken, ihnen in ihren Hütten die Arzeneien
überbringend, welche seine Gemalin
bereitete. Die Furcht vor der Seuche
schwand bei den Bauern, als fie ihren
Gutsherrn so furchtlos zu jenen, welche
von ihr befallen wurden, mit hilfreichen
Mitteln treten sahen. Dieses Benehmen,
verbunden mit dem von dem Grafen an»
gewandten Heilverfahren, hatte merkwür»
dige Erfolge. Im Markte Klein-Tapol-
csan, wo das gräfliche Schloß sich befin-
det, waren 100 Personen von der Cho<
lera befallen worden und nur sechs davon
starben. Die übrigen vierundneunzig
wurden gerettet. Dieser Umstand lenkte
die Aufmerksamkeit, selbst fremder Aerzte,
auf den Grafen, und sein Verfahren stellt
Dr. Martin Steer in seiner Schrift:
„Vstratti äi Lei raxporti sui Okoiera.
äiretti ai ^. li. Oovsrno äi
(Padua 1834) ausführlich dar.
Aber nicht allein in seinem Wohnorte
entwickelte der Graf eine so segensvolle
Thätigkeit, auch die Kranken in den be»
nachbarten Dörfern besuchte er, brachte
ihnen Arzeneien, stellte Wärterinen auf,
und ließ den von der Krankheit Gene«
senen nahrhafte Speisen und Getränke
verabreichen. Ueberdieß war der Graf
ein Freund der Künste und Wissenschaften;
in früheren Jahren verschmähte er es
selbstnicht, poetische und andere Beiträge,
freilich anonym, in dem „Patriotischen
Wochenblatte" des Or. Lübek erscheinen
zu lassen. Diese Liebe für die Wissenschaft
beseelte ihn durch sein ganzes Leben; er
gründete 1806 eine Bibliothek, die
anfänglich in Wien aufgestellt war, später
aber nach Klein.Tapolcftn in sein Schloß
übertragen wurde. Dieselbe wuchs bis
auf 10.000 und mehr Bände an und
v. Würzbach, biogr. Lexikon. X I . ^Ged enthält kostbare Werke auS allen WifsenS<
zweigen, besonders aber aus der Natur»
geschichte. Auch seine Gemäldesammlung,
1813 gegründet, obwohl nicht sehr zahl«
reich, enthielt manches kostbare Gemälde
von berühmten Meistern. Ueberdieß legte
er Sammlungen von Naturalien und
anderen Kostbarkeiten, vornehmlich aber
von erotischen Pflanzen an, die er auS
allen Ländern kommen ließ und auf das
Sorgfältigste pftegte, so daß seine Pflanzen»
Häuser in Klein-Topolcsän seltene Schätze
der Pflanzenwelt enthielten. Der Graf
war zweimal, zuerst (seit 12. November
1803) mit Adelheid Gräfin Zichy
(geb. 13. September 1788, gest. 17. Jan-
ner 1839), zum andern Male (seit
3. Februar 1840) mit Victor ia Gräfin
Fol l iot von Crennevil le (geb.
6. August 18l6) vermalt. Nur dieser
zweiten Ehe entstammt ein Sohn Graf
Stephan (geb. 18. December 1840),
früher Oberlieutenant im k. k. 11. Uhla»
nen«Regimente, und gegenwärtig das
Haupt des ersten Zweiges der ungarischen
Linie der Grafen Keglevich. Seit
29. September 1860 ist Graf Stephan
mitAngelica geb. Gräsin Eßterhäzy
(geb. 20. November 184!) vermalt. Der
alte Graf Johann starb im Alter von
70 Jahren und wurde in der Familien«
gruft zu Klein-Tapolcstn beigesetzt.
Oesterreichische National« Encyklopä«
die von Gräfferund Czikann (Wienl835,
8«.) Bd. I I I , S. l74, und über seine Biblio.
thek S. i?6. — Boeckh (Franz Heinrich).
Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und
Dilettanten im Kunstfache (Wien 1821, K.
PH. Bauer. 8<>.) S. 103 ^ausführlichere Nach«
richten über des Grafen reiche und kostbare
Bibliothek); S. 319 ^Nachrichten über des
Grafen Gemäldesammlung). — Porträte.
1) Unterschrift: 6r65 Xe^svien ^61102 N'g
F6näor5 ^si-ä. 1826, ßr. 8".); — 2) Unter«
schrift: ^okann Aral ^eFlsviod. von Vusiu,
!. 2. Nov. 1863.) 9
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon