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Kheul Khevenhüüer
Kheul, siehe Keuhl, Karl und Karl
Gustav >^S. 203 u. 204^. auch Khaill,
Alois, Anton und Joseph sS.
Khevenhüllcr-Wetsch, Joseph Fürst
(geb. 3. Juli 1706. gest. zu Wien
1s. April 1776). Er erscheint hie und da
auch als Johann Joseph. Er ist ein
Sohn des Sigismund Friedrich
Grafen Kh. aus dessen zweiter Ehe mit
Ernestine Leopoldine Gräsin Ro
senberg. Der Fürst, damals noch Graf
— denn er ist der erste Fürst dieses
Geschlechtes — für den Staatsdienst
bestimmt, bildete sich auf einer deutschen
Universität, machte dann Reisen im Aus-
lande und trat nach snner Rückkehr in
den Staatsdienst. Er wurde im Jahre
1723niederösterreichischerRegimentsrath,
1728 kais. wirklicher Reichshofrath, 1732
churböhmischer Gesandter am Reichstage
zu Regensburg, dann zu München, 1734
bis 1737 kaiserlicher Gesandter in Hol-
land und Dänemark, 1739 wirklicher
geheimer Rath, 4740 außerordentlicher
kais. Gesandter am polnischen und chur«
sächsischen Hofe zu Dresden. Seine Mis-
sionen nach Bayern, Holland und Däne»
mark, um für die Anerkennung der Prag-
malischen Sanction zu wirken, und an
den polnisch »sächsischen Hof nach dem
Regierungsantritte der Kaiserin Maria
Theresia, hatten gerade keinen son-
derlichen politischen Erfolg. Schon im
Jahre 1742, damals 36 Jahre alt,
wurde er Obersthofmeister, dann Oberst«
kämmerer und endlich Obersthofmar«
schall, auf welch' letzterem Posten er
sich in seiner eigentlichen Atmosphäre
befand. Mit dieser letzten Hofwürde ver»
einigte er das Amt eines Staats» und
Conferenzministers und erfreute
sich
nach
und nach aller Auszeichnungen, die ihm
sein Monarch ertheilen konnte. So wurde er Großkreuz des St. Stephans-Ordens,
Ritter des goldenen Vließes und mit
Diplom vom 30. December 1763 er und
sein jeweiliger Mannsstamm nach dem
Rechte der Erstgeburt in den Reichsfürsten«
stand erhoben. Zuletzt erlangte er noch
am 3. December 1773 das nach Erlö»
schung des fürstlich Trautson'schen
Mannsstammes erledigte Oberst-Erbland»
Hofmeisteramt in Oesterreich unter der
Enns für sich und seine Descendenz als
Mannslehen. Seit 22. November 1728
war er niit Karolina Maria Augu«
stina Grasin Metsch (geb. 26. Jänner
1709, gest. 13. April 1784) vermalt, von
seinem Schwiegervater Adolph Grafen
Metsch aber überdieß noch adoptirt und
mit kais. Consens vom 24. April 1731
ihm und seinen Nachkommen gestattet
worden, den Familiennamen des Grafen«
Hauses Metsch mit dem seinigen zu ver«
binden. Ein erheblicheres Interesse als
alle diese verschiedenett Würden und
Aemter ihm verleihen, gewinnt er für uns
als der getreue Chronist seinerZeit, und be«
sitzen seine Aufzeichnungen, wenigstens nach
den im Drucke erschienenen Bruchstücken
zu schließen, für uns einen nicht unerheb»
lichen culturhistorischen Werth. Im
ungarischen Nationalmuseum befinden
sich nämlich fünf Bände von deS Fürsten
eigenhändigen Aufzeichnungen mit reichen
oft naiven Aufschlüssen über das Hof«
leben seiner Zeit. Durch 33 Jahre hat der
Fürst, der sich immer in der unmittelbaren
Nähe des kaiserlichen Hofes befand, Tag
für Tag niedergeschrieben, was
sich in den
Hofkreisen ereignete. Die im National-
museuw. zu Pesth befindlichen fünf Bände
umfassen die Jahre 1732-1733, 1738
bis 1739 und 1764—1767. Ob und wo
die Tagebücher aus den übrigen Jahren
eristiren, ist nicht bekannt, aber bei der
fast pedantischen Genauigkeit, mit welcher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon