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Ahevenhüüer 213 Ahevenhüller
Kaiserstaates, und der Glanz seines Namen-
durch seine vielen um Staat und Fürst ver»
dienten Träger desselben weicht in nichts
dem der Dietrich stein, Harrach, Herber«
stein u. A. Sie bekleideten die höchsten Wür>
den im Heere und in Aemtern, so standen
z. B
Johann (VII.), Franz Christoph, Fürst
Joseph, Johann Franz Zaver Anton,
Johann Sigismund Friedrich und viele
Andere, als unmittelbare Rathgeber ihrer Für>
sten dem Throne nahe, in den höchsten Aem»
tern und Würden. Welches glorreiche Anden»
ken der Held und Feldmarschall Ludwig
Andreas, den Mar ia Theresia „ihren
Netter" nannte, sich erwarb, steht auf mehr
als Einem Blatte der Geschichte mit goldenen
Lettern verzeichnet; aber außer ihm focht eine
stattliche Reihe dieses Geschlechtes unter dem
Banner des Hauses Habsburg, kämpfte für
sein zweites Vaterland Kärnthen, das in fcü'
heren Jahrhunderten den Einfällen der Türken
und Ungarn preisgegeben war. und mehr als
Ein Kheoenhüllcr hauchte auf der Wahl-
statt seine Seele aus für Kaiser und Vaterland,
wie Wilhelm Kh. bei Radkersburg (1413).
Ulrich vor Klagenfurt (1473), Johann(VI.)
bei Glissa (1332), alle drei gegen die Türken,
Mathias bei Villagrassa (1630), Johann
Sigismund Joseph vor Belgrad (1739)
u. m. A. Wenige Geschlechter zählen eine so
stattliche Reihe unter den goldenen Vließrittern,
wie das der Kheuenhüller, aus welchem
wir Johann (VII.). Franz Christoph,
Sigismund Friedrich, Joseph den ersten
Fürsten des Hauses und Johann Franz N.
Anton darunter erblicken. Als ursprünglich
dem Lande Kärnthen angehörend, bekleideten
viele aus diesem Hause selbstverständlich die
Landeshauvtmannsstelle von Kärnthen. Aber
wie auch ergeben seinem Fürsten. in Sachen
des Glaubens bewahrt dieses Geschlecht den«
noch gleich vielen anderen seine Freiheit uno
trat, als Luther's Lehre sich allmälig in
Deutschland Bahn brach, zu den Bekennern
derselben über. Ja mehrere Sprotzen dieses
HauseS, nachdem der freien Uebung ihres
neuen Glaubens Hindernisse entgegen gestellt
worden, zogen sogar vor, ihre Heimat zu ver<
lassen, als einer Zehre anzuhangen, die sie
eben
aus Ueberzeugung mit einer ihnen vernunft-
gemäßer erscheinenden vertauscht hatten. Darin
vielleicht findet sich ein Erklärungsgruno, daß
die Kirche im Gegensatze zu den übngen her«
vorragenden Geschlechtern des Staate2 fast
gar keinen nur einigermaßen bedeutenden Mann aus diesem Geschlechte auszuweisen hat.
Was die Adelsstufen betrifft, so kam der Frei-
herr n stand
mit Diplom vom 16. October 1366
in das Haus, der erbländische Grafenstand
mit Diplomen vom 10. Juli 1693, 12. August
16U7. 27. November 1614, und der Neichs»
grafenstand mit Diplom vom 6. Jänner
1723. und für die Hohen'Osterwitz'sche Linie
der Fürstenstand mit Diplomen vom 20.
und 30. December 1763. Die Verleihungen der
Prädicate, die Namensverbindungen Kheven»
hüller«Frankenburg und KH.'Metsch, die Wap«
penverbesserungen und Vermehrungen durch
Aufnahme der Wappen der abgestorbenen
Familien Weißpriach, Kellersberg und
Metsch, die Errichtungen der Majorate
Frankenburg durch Johann (VII.) und
des durch 2 igismund gestifteten der nach»
maligen fürstlichen Linie, dieß Alles ist bei den
einzelnen Familiengliedern oder bei Beschrei«
bung des Wappens ausführlicher berichtet, daher
dorthin gewiesen wird. Es gehört zu den Aus»
nahmen, wenn die hohen Geschlechter Deutsch«
lands neben dem Waffenhandwerk auch der
Wissenschaft eine mehr als nebensächliche Theil»
nähme zuwenden; für viele sind Wissenschaft
und Literatur kaum dem Namen nach
vorhanden, was noch immer besser ist, als
wenn sie diese beiden mächtigen Zactoren der
Cultur als überflüssig oder gar staatsgefähr»
lich ansehen und offen und heimlich unter-
drücken. Die Khevenhüller machen eine
schöne Ausnahme. Mehreren von ihnen war
geistige Beschäftigung, ja das
chronische Ein»
tragen der Zeitläufte eine Lieblingsbeschäfti«
gung geworden. Es galt ihnen also die Zeit
nicht als bloße Fortsetzung der Tage zu einer
Woche, der Wochen zu einem Jahre u. s. w.,
sondern sie war ihnen der Spiegel der Zu»
kunft. in den
sie fleißig blickten, um sich in
ihren Handlungen durch die aus der Erfahrung
geschöpften Lehren bestimmen zu lassen. So
wurde Franz Christoph Verfasser der ko»
lossalen, noch heute durch ihre Unbefangenheit
in der Darstellung wie Schönheit in der Aus«
stattung mit Recht gepriesenen Dunkles l'er-
äluauäsi". Ja selbst der für Neuerungen un«
zugängliche und in seinen feudalen Principien
wie in einer C'isenschiene
steckende erste Fürst
Joseph fand es nicht unter seiner Würde,
Tag für Tag genaue Aufzeichnungen seiner
Erlebnisse niederzuschreiben, denen wir erst in
der Gegenwart, also ein volles Jahrhundert
später, die interessantesten culturhistorischen
Aufschlüsse seiner Zeit verdanken. Und auch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon