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Ahünel. 237 Khünl
aufmerksam, welche seine Finger bildeten.
Da durchblitzte ihn ein Gedanke, er sann
weiter nach, begann zu versuchen, setzte
die Versuche fort, und das Mittel, das
ihn aus seiner Noth erlösen sollte, schien
gefunden. Er übte nun diese Gestalten
seiner Hand, ersann tausenderlei Schat<
tenbilder durch Wendung einer oder auch
beider Hände, wobei ihm höchstens noch
die Rockärmel und Manschetten gute
Dienste leisteten und nahm nun zum Ge>
genstande feiner künstlerischen Schatten»
darstellungen die biblische und auch die
Profangeschichte. Erstellte die Schöpfung,
Engel und Teufel, Adam und Eva, die
Patriarchen und Propheten. Menschen
und Thiere, kurz Alles mit den 10 Fin«
'gern seiner Hand dar, deren Schatten
durch das Licht einer Lampe auf eine
gegenüberstehende Wand geworfen wurde.
Mochte die Phantasie der Zuschauer in
nicht seltenen Fallen das nicht ganz klare
Bild des Schattenspielmannes ergänzen
geholfen haben, immerhin, seine Vor»
stellungen fanden Anklang, der Zulauf
mehrte sich, und Kh. war bald der Mann
des Tages. Im Jahre 1728 durfte er
seine Kunst vor dem kaiserlichen Hofe in
Wien sehen lassen und Kh. zählte den
Prinzen Eugen, den Herzog von B e»
vern, die Fürsten Schwarzenberg
und Liechtenstein und viele andere vor«
nehme Personen des Inlandes und der
Fremde zu seinen Zuschauern. In alle
vornehmen Häuser wurde er berufen, um
sein Schattenspiel aufzuführen. Dabei
besaß Kh. die Gabe des VortrageS. Ein
Prediger der Vergänglichkeit alles Irdi-
schen, wobei er die Erfahrung für sich
hatte, führte er die Ereignisse der Heili»
gen und der Weltgeschichte, mit seinen
improvisirten Figuren vor und lehrte, daß
alles Geschehene nur ein Schatten sei,
sobald es auS der Gegenwart getreten, und der Vergangenheit anheim gefallen.
Sein Vortrag war in Strophen abge«
theilt, und sobald er eine Strophe geen»
det, brachte er mit merkwürdiger Schnel«
ligkeit und Kunstfertigkeit die Finger in
eine entsprechende Lage, so daß Bild und
Strophe genau zusammentrafen. Im
Sommer 1730 zeigte er seine Schatten»
bilder am
chursächsischen
Hofe und mit
ebenso glücklichem Erfolge imIahre1732
gar vor dem Könige Friedrich II., der
sich mit seinem Hofe zu Machenau befand
und nicht geringe Belustigung an Khü»
n e l's Figuren und Versen zu haben schien,
da er ihn reichlich beschenkte und zur kö-
niglichen Tafel zog. Kh. scheint durch
diese Darstellungen sich vollends aufge»
holfen zu haben. Er kehrte dann nach
Brunn zurück, wo er im Greisenalter
von 81 Jahren starb. SeinBild, welches
d'Glvert im „Notizenblatt" ausführlich
beschreibt, befand sich viele Jahre im
Garten des königlichen Richters Martin
Cipps zu Brunn. Als aber der Garten
später seinen Besitzer wechselte, ist daS
Bild Khünel's abhanden gekommen. In
einem lateinischen Hausjournale, worin
sein Sterbetag angemerkt war, fand sich
folgender Beisatz: yui Liio tsmxors pa-
V1LUL 6Lt.
Notizenblattder historisch.statistischen Section
der k. k. mährisch »schlesischen Gesellschaft zur
Beförderung deS Ackerbaues, der Natur« und
Landeskunde (Brunn. 4«.) 1860. Nr. 5. —
Realis, Curiositäten- und Memorabilien'Lexi»
kon von Wien (Wien 1546, gr. 8«.) Bd. I I ,
S. 99. — MährischerWanderer(Brünn,
Traßler, 4".) Jahrgang 1811.
Khünigl, die Grafen, siehe: Künigl.
Khünl, Jacob Rudolph (theologi-
scher Schriftsteller, geb. zu Dürn«
holz in Mähren 10. December 1773,
gest. zu Wien 23. August 1823). Been-
dete die philosophischen und theologischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon