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Kindermann 268 Kindermann
Vaterlande Lebewohl. Ueber Prag. Dres«
den und Berlin ging er nach Hamburg,
schiffte sich dort nach Holland ein, wo er,
von einem Agenten der holländisch-oft«
indischen Compagnie überredet, in die
Dienste derselben trat und nach dem Vor«
gebirge der guten Hoffnung, seinem zu«
künftigen Bestimmungsorte, absegelte.
I n der Capstadt angelangt, schaffte er
sich durch seine Kenntnisse. seinen Fleiß
und seine große Verwendbarkeit bald
eine sehr angenehme Stellung. Der Vice.
gouveneur Hemy, in dessen Diensten
K. die Secretariatsgeschäfte versah, ge-
wann den intelligenten Mann alsbald
lieb' naturhistorische Forschungen und
Studien, in welche sich K. vertiefte,
brachten ihn in Verbindungen mit Man
nern wie Buf fon , für den K. im
Sammeln von Naturalien, besonders
von auslandischen Vögeln, eine unge
wohnliche Rührigkeit entwickelte. Auch
hatte mittlerweile die Aussöhnung zwi
ichen Vater und Sohn stattgefunden und
durch einen fleißigen Briefwechsel mit
seinem wiedergewonnenen Vater unter«
hielt K. die Verbindung mit seiner fernen
Heimat. Wißbegierde und Reiseluft ver»
anlaßten ihn. die Capstadt zu verlassen
und sine Reise nach Ceylon zu unter«
nehmen. Abcr das Klima Oftindiens
sagte ihm so wenig zu, daß er schon nach
einigen Wochen zurückkehren mußte. Auf
der Rückfahi t, schwer leidend, fast dem
Tode nahe, war er allen Rohheiten eines
Schiffsvolkes ausgesetzt, das nur seinen
Tod erwartete, um sich in seine Habschaft
zu theilen. Dieser Umstand ging K. so
sehr zu Herzen, daß er endlich den Wün»
schen. die in jedem Briefe aus seiner
Heimat immer dringender ausgesprochen
wutden. nachgab, sein Verhältniß mit
der Compagnie löste und sich nach
Europa einschiffte. Nach 6jähriger Ab« Wesenheit betrat er im Jahre 4774 in
Holland wieder europaischen Boden. Auf
der Fahrt nach Europa erhielt er Nach.
richt, daß sein Vater indessen aus Ungarn
nach Steiermark übersiedelt sei und
schwer krank darnieder liege. K. beeilte
sich was er konnte, um Iudenburg, wo
jetzt sein Vater wohnte, zu erreichen,
aber als er ankam, fand er ihn bereits
nicht mehr am Leben. Nach seiner Rück'
kehr ließ sich K. in Steiermark nieder,
lebte mehrere Jahre auf dem Lande, mit
der landwirthschaftlichen Pflege der von
seinem Vater ererbten Liegenschaften und
mit literarischen Arbeiten, vornehmlich
geographischen Inhalts, welche zunächst
sein zweites Vaterland die Steiermark
betreffen, beschäftigt. Diese letzteren er-
warben ihm zu seiner Zeit einen geach»
teten Namen in der wissenschaftlichen
Welt. Später übersiedelte er nach Gratz.
und folgte zuletzt einem Rufe nach Wien»
wo er auch im Alter von 56 Jahren
starb. Seine Schriften sind: „Motorische?
und grogrllphiLchrr Zbriss dr5 UerzügthUVil,
Steiermark" (Gratz 4778, 8".); — „Her
HteiermiirKiLche ValkZfrennd". 4 Bände (ebd.
1787 u. f.. 8«.). eine Volksschrift. die
viel zur Veredlung und gesunden Auf»
klärung des gemeinen Mannes im Steier«
lande beitrug; — „Beiträge znr Vaterland«-
knnde lnr Iimrröstrrreichz Bewohner". 2Bdchn.
(Gratz 1790. 8".); — „GellgrllsilMchrz
Handbuch um Frankreich" (Gratz 179i. 8".);
— „VaÜLtünoigr Zlnmisnny üaZ Schach»pitl
. . . zn erlernen" (Gratz 1793. 2. Aufl.
ebd. 1801, 3. Allfl. ebd. 4819. 8".)' —
Aeperturiniii der zrrirrmärkiZchen Geschichte,
Geographie..." (Gratz 1799, 8".). Im
Jahre 1801 begann er die Herausgabe
seines „Vaterlandischen Kalenders der
Steiermarker", dem aber nur noch ein
zweiter Jahrgang für 1802 folgte. Die
Fortsetzung dieses guten Kalenders unter«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon