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und Commandant eines Bataillons und
begeisterte durch sein Beispiel dasselbe,
das mehrere seiner Beamten und viele
seiner Unterthanen in den Reihen zählte,
zum Ausmarsche gegen den Feind. Hier
ist es nöthig zu bemerken, daß die 3and<
wehr ursprünglich nur zum Dienste im
Inlande bestimmt war. Aber indem der
Fürst erklärte, selbst in's Feld zu ziehen,
folgten Officiere und Mannschaft seinem
hochherzigen Beispiele. Das Bataillon
erhielt den Namen „Legion Erzherzog
Karl" und wurde nach Bayern der dort
operirenden Armee zugetheilt. Der Fürst
focht mit dem Bataillon in den Schlackten
bei Regensburg (23. April 1809),
bei Aspern (21. und 22. Mai), bei
Wagram und Znaim (3. u. 6. Juli).
Am zweiten Schlachtwge bei Aspern
hatte Napoleon zu seinem letzten Mit«
tel, zu den eisernen Reitern, bereits die
Zuflucht genommen, um das Vordringen
der österreichischen Infanterie zu hindern.
MehrereMale wurde Ferdinand's Ba»
taillon von den französischen Kürassieren
heftig angegriffen, ja bei einer der Atta-
r'en waren schon einige der Kürassiere
in die BataillonSmaffe eingedrungen und
hatte einer der feindlichen Reiter sich der
Bataillonsfahne bemächtigt. Aber der
Fürst war es, der sie ihm sofort auch
entriß, die eingedrungenen Reiter wurden
niedergemacht und daS Bataillon hielt
den ferneren Angriffen mit Heldenmuth
Stand. Ein glücklicher Zufall hatte es
gefügt, daß der Erzherzog selbst Zeuge
dieser Waffenthat gewesen und kraft der
von seinem erlauchten Bruder dem Kaiser
gegebenen Vollmacht schmückte er den
Fürsten auf dem Schlachtfelde mit dem
Maria Theresien«Orden. Nach den
Schlachten bei Wagram und Znaim,
während des Waffenstillstandes, wurde
der Fürst zum Oberstlieutenant befördert und mit der Organisirung des unter dem
Namen der „Böhmischen Dragoner" von
den Standen Böhmens beantragten Ca«
valleriecorvs beauftragt. Der Wiener
Friede (14. October 1809) machte die
Errichtung dieses CorpS unnöthig, der
Fürst aber erklärte, in der Armee weiter
dienen zu wollen und kam als überzäh»
liger Oberstlieutenant in das Chevaui»
legers'Regiment Klenau. Im Frühjahre
1811 wurde der Fürst als Dienstkam-
merer bestimmt, den Kaiser Franz nach
Dresden behufs einer Zusammenkunft
mit der Kaiserin Ma r i a Louise zu
begleiten. Als die Vorstellung der Um»
gebungen des Kaisers Franz vor Na»
poleon stattfand, trat Letzterer — wie
der königl. sächsische General von Vieth
und nach ihm Folkmann berichtet —
vor dm Fürsten Ferdinand; daS
Theresienkreuz an deffen Rocke in die
Hand nehmend, bemerkte er mit spöt-
telnder Miene: „V3t-oo au xrwos
IvinLiv? 92?" worauf der Fürst Ferdi-
nand antwortete: „Non, äirs, e'egt 2
I«. dat^iÜS ä'^.5i>6ln". Der kleine Cor«
poral ging, ohne ein Wort weiter zu
erwidern, seines Weges. Gegen Ende
des Jahres 1811 kam der Fürst Fe rdi-
nand als wirklicher Oberstlieutenant in
das Regiment Schwarzenberg/Uhlanen,
in welchem er in wenigen Monaten zum
Obersten vorrückte und mit dem Regi«
mente im Frühjahre 18 l 2 nach Wien
kam. Auf einer im October zur Besichti-
gung seiner Güter unternommenen kurzen
Urlaubsreife hatte er das Unglück, auf
einem Ritte bei Weltrus vom Pferde zu
stürzen, und der Sturz hatte seinen Tod
zur Folge. Der Fürst zählte erst 31 Jahre.
Der Fürst, obwohl mit Leib und Seele
Soldat, war nichtsdestoweniger auch
ein Macen der Künste. I m Vereine mit
dem Erzherzog Rudolph ^Bd. VI I ,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon