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Ainsky Kinsky
Jahre 1744 bewahrte ec wiedec sein
schon oft erprobte Klugheit während d
Belagerung Prags (August und Sep
tember) durch die Preußen. In ein
neuen Periode der Bedrängnisse, welch
sich in den ersten Regierungsjahren de
Kaiserin so zu sagen einander ablösten,
übernahm der Graf im Verein mit dem
Grafen Gaisruckdie Finanzverwaltun
der gesammten kaiserlichen Erblander,
Aber bei den aufdcisAeußersie erschöpftem
Finanzen und nachdem auf eine Rück-
eroberung Schlesiens jede Hoffnung auf
gegeben werden mußte, galt es auf Mittel
zu sinnen, der Unanznoth abzuhelfen
Alle im Rathe der Kaiserin gemachten
Vorschläge führten dock nicht zum Ziele.
Friedrich Graf H a r r a ch hatte de
Kaiserin endlich einen Finanzplan vor-
gelegt, der Abhilfe in dieser traurigen
Lage hoffen ließ. Graf Phi l ipp, der
seinen Platz nicht gerne räumen wollte,
entwarf nun auch seinerseits einen Fi
nanzplan und zwar den auf Errichtung
eines Katasters begründeten, nach welchem
ein Verzeichniß der Zahl und des Werthes
der Grundstücke einer jeden Gemeinde,
mit Angabe der Bescher, zum Behufe der
Besteuerung eines jeden Einzelnen an«
gelegt werden sollte. Dadurch aber ward
das Steuerbewilligungsrecht der Stande
preisgegeben, was eben nicht dazu bei-
trug, seinen Einfluß bei ihnen zu stärken.
Aber auch Friedrich Wilhelm Graf
Haugwitz sBd. VI I I , S. 68^ entwi-
ckelte mittlerweile auf finanziellem Gebiete
eine erfolgreiche Thätigkeit und Graf
Phi l ipp Joseph, der aufgehört hatte,
der einzige maßgebende Rathgeber der
Krone in Geldsachen zu sein, verbittert
über diesen Umschwung der Dinge, zog
sich aus dem öffentlichen Leben zurück
und lebte nunmehr einzig der Verwal-
tung seiner Güter. Aber nur wenige Jahre waren ihm mehr gegönnt, denn
er starb im schönen Mannesalter von
49 Jahren. Um sein eigenes Vaterland
hat sich Graf P h i l i p p Joseph
nicht geringe Verdienste erworben. So
verdankt ihm Böhmen ein Patent wegen
Erleichterung der Robot, die Annahme
der schlesischen Wechselordnung, die Or»
ganisirung des Invalidenhauses in Prag.
die Anregung zum Baue des ArbeitS«
und Zuchthauses daselbst; auch hatte er
in seinem schon mehrere Jahre vor seinem
Tode aufgesetzten Testamente ein Capital
zur Gründung eines Spitals auf 24 Per-
sonen in Vöhmisch-Kamnic und ein glei-
ches auf 42 Personen in Zlonic ver»
'ckrieben, welche beiden Stiftungen er in
einem im Todesjahre geschriebenen Co>
dicille bestätigte. Der Graf war (seit
1721) mit Mar ia Karol ina Gräsin
von Martinitz vermalt und stammen
aus dieser Ehe vier Söhne und vier
Töchter, wie sie aus der I I . Stammtafel
rsichtlich sind. Von den Söhnen brachte
Fürst Franz de Paula Ulrich (II.)
. d. S. 293^ dem Hause der Kinsky
ls Kriegsheld neuen Glanz.
Arne th (Alfred Ritter von). Maria Theresia's
erste Regierungsjahre (Wien t863, Wilhelm
Braumüller, gr. 8".) Bd. I , S. 222-227,
230. 240. 3i?, 343, 4! 4. — Wiß g r i l l
(Franz Karl). Schauplatz des lanosässigen
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und Ritter.Stande (Wien, kl. 4<>.) Bd. V,
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ferund Czikann (Wien 1833. 8".) Bd. I I I ,
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usrals . . . xudlieo pa? V'ii'uiin Diäot
lröi'65, 20U5 lg. äireotion äs HI. Is Dr.
H o 6 ttzr (?ari5 4850 stg., 8«.)^ oms XXVII,
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gefürstete Linie des uralten und edlen Ge»
schlechtes Kinsky (Prag 186!. K. Andrs. gr. 8°.)
S. 56—65. — Vehse (Ed. Dr.). Geschickt?
bes österreichischen Hofs und Ädelö uno 5er
österreichischen Diplomatie (Hamburg. Hcss»
mann u. Campe, kl. 3<>.j Bd. VI I I , T. i'^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon