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Aisfaludy 320 Aisfaludy
in das Infanterie-Regiment Olivier Wal-
liS, welches im Württembergischen stand,
übersetzt. Dort der einzige Ungar im Re«
gimmte, im deutschen Lande, wuchs seine
Sehnsucht nach dem Vaterlande und dort
entstanden die schönsten Dichtungen seines
„Himfy" und die poetischen Erzählungen,
in welchen er die Erinnerungen an die
zerfallenen Burgen seiner Heimat, an
Sümegh. Tatika. Csobancz, Szigliget.
Somlo u. m. a. feierte. Noch kämpfte
er den Feldzug des Jahres 1799 in der
Schweiz und am Rheine mit, nun aber
machte die Liebe zu seinem Vaterlande
und zu dem Madchen seines Herzens ihre
Rechte geltend; er nahm 1800 seine
Entlassung und kehrte nach Ungarn zu-
rück. Rosa. wohl von der Treue des
Soldaten und Poeten überwältigt, machte
auch keine Einwendung, als er ihre
Hand forderte, und nun ließ sich K. zu
erst in Kam. dann aber bleibend in Sü
megh nieder, wo er seine Zeit in die
Besorgung der Wirthschaft und in lite
rariscbe Arbeiten theilte. Nun trat er mit
seinem erotischen Gedichte „Ulmt^ 222-
rewiei^, 0. i. Himfy's Liebeslieder, auf,
welches 1801 im N<^v<n- llii-manäo
gedruckt erschienen. Die im Mrinonäo
anonym gedruckte Probe war nur ein
Bruchstück des dritten Gesanges des ersten
Theils- noch im nämlichen Jahre gab
er den ganzen ersten Theil unter dem
Titel: „Z^ni/i/ sss^nzsl'. Z^sö 7-sss.^
6s5s?-Fö sss?-6?6?n", d. i. Himfy's Liebes
lieder. erster Theil: Die klagende Liebe
(Ofen 180 i. 12".) heraus. Nie früher,
auch Iahrzehende lang nicht später macht
ein Buch so großes Aufsehen, wie dieses.
Der Name Himfy durchftog das ganze
Land und „der große Unbekannte" war
der Gegenstand allgemeiner Aufmerk-
samkeit. Erst bei der zweiten Abtheilung,
welche mehrere Jahre spater, zugleich mit der ersten unter dem Titel:
d. i.
Himfy's Liebeslieder. Zweite Ausgabe in
zwei Theilen: Die klagende und die be»
glückte Liebe (Ofen 1807) erschien, nannte
er sich in der Vorrede. Die klagende
Liebe enthielt 20 Gesänge und 200 Lie-
der, die beglückte Liebe 7 Gesänge und
Lieder; im nämlichen Jahre folg.
ten noch: „Zs^^ a nza^M?' s?o/<F6ö6ö",
d. i. Sagen aus der ungarischen Vorzeit
(Buda 1807; neue Aufl. 1818>, welche
die Gedichte „Ososanss« in einem Ge-
sänge, „2^eAa« in zwei Gesängen und
in drei Gesängen enthielten,
wurde vonGaa l in's Deutsche
übersetzt und (Wien 1820, 8?.) heraus-
gegeben. Die Begeisterung für den Poeten
wuchs nun mit jedem Tage. Als im
Jahre 4809 die Insurreclion in Ungarn
aufgerufen wurde, stellte die Zalaer Ge»
spanschaft ihr Contingent und ernannte
K i s f a l u d y zum Oberstwachtmeister;
der Erzherzog Palatin Joseph aber
nahm ihn und den berühmten Reichs.
tagSredner Paul Nagy in gleichem
Range als Flügeladjutanten an seine
Seite. Ueberhaupt gab die culszeich-
nende Weise, mit welcher der Erzherzog
den Poeten behandelte, die Initiative
zur künftigen Würdigung geistiger Ta-
lente. denn bis dahin wurden die unga-
rischen Poeten nicht nur unbeachtet ge-
lassen, was unter den damaligen Ver«
Hältnissen in den meisten Fällen noch ein
Glück war, sondern von den rohen, un-
gebildeten und aufgeblasenen Aristokraten
mit Verachtung behandelt. Sobald aber
der Erzherzog mit seinem Beispiele vor<
angegangen war, beeiferten sich Alle,
seinem Beispiele zu folgen lind so wurde
K. selbst in den Kreisen gefeiert, in die
sein Name vielleicht niemals, oder Gott
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Volume 11
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Károlyi-Kiwisch
- Volume
- 11
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 498
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon